Kitzingen hat Potenzial. Das weiß Kitzingens Bauamtsleiter Oliver Graumann. Das hat auch die vorbereitende Untersuchung "Kitzingen Altstadt" ergeben. Erster Schritt: Aus den drei Sanierungsgebieten in der Kitzinger Altstadt wurde laut Stadtratsbeschluss Ende vergangenen Jahres ein großes Gebiet. Ein überfälliger Schritt laut Graumann. Und Beginn einer Altstadt-Sanierung, die 15 Jahre dauern soll. Denn: Auch wenn Kitzingen Potenzial hat, so liegt doch vieles im Argen. Ziel ist die zukunftsfähige Entwicklung der Wohn-, Arbeits- und Lebensqualität in der Altstadt.
Zusammengerechnet etwa 70 Millionen Euro werden alle geplanten Arbeiten kosten, gut 28 Millionen Euro davon übernimmt die Stadt. Knapp zwei Millionen Euro plant sie dafür jedes Jahr bis 2033 in den Haushalt ein. Den Rest übernehmen Bund und Freistaat. 48 Hektar ist das Sanierungsgebiet groß, es umfasst das Mainufer ebenso wie das Gebiet um den Falterturm oder das Deuster-Areal, aufgeteilt wurde es in neun Quartiere.
Zu wenig Grünflächen
Quartier 1 liegt am östlichen Rand des Gebiets und umfasst den südwestlichen Teil des Mainufers. Es ist das Quartier mit den wenigsten Mängeln, denn der Bereich um die Alte Synagoge wurde im Jahr 2011 mit der Gartenschau als Naherholungsraum entwickelt. Spielplatz, Sitzgelegenheiten und ein barrierearmes Wegenetz machen das Mainufer für Kitzinger und Gäste erlebbar, fasst die Voruntersuchung die Struktur des Quartiers zusammen. Eine gute Nachricht für die Stadt, die in diesem Quartier keine Maßnahmen plant. Einzig, dass es keine stationäre öffentliche Toiletten in unmittelbarer Nähe der Promenade gibt, wurde bemängelt.
Anders sieht es bei den anderen Quartieren aus. Im zweiten Quartier – Schrannenstraße, Landwehrstraße und Teile der Ritter- und Kapuzinerstraße – wurde in den vergangenen Jahren der Bereich um die Synagoge schon saniert, aber die Analyse kritisiert gerade in der Schrannenstraße "erhebliche städtebauliche Missstände". Überdurchschnittlich viele Parkplätze, kaum Grün und kein Fußweg sind Punkte auf der Mängelliste.
Fehlende Gehsteige
Auch im Quartier 3 (Kaiser-, Luitpold,- Marktstraße, Grabkirchgasse, Obere Kirchgasse, Herrn- und Kapuzinerstraße sowie Teile der westlichen Ritterstraße) wurden in den Jahren 1986 und 1998 schon etliche Bereiche saniert. Erhöhte Unfallgefahr gehe gerade in der Oberen Kirchgasse vom nur bruchstückhaften Fußweg aus. Um die Wohn- und Einkaufsqualität zu erhöhen, sollte es mehr Grünflächen geben.
Die Straßenbereiche zwischen Luitpoldstraße und Hindenburgring Süd umfasst das Quartier 4. Im Bereich der Lindenstraße und Krainberg werden "städtebauliche Missstände" kritisiert. Das heißt, Straße, Parkplätze und Gehwege müssen neu gestaltet werden, um den aktuellen Ansprüchen zu genügen.
Teile des Hindenburgrings West, der nördliche Bereich der Güterhallstraße sowie Teile der Kaltensondheimer Straße und der Friedensstraße zählen zum Quartier 5. Durch Hallen und Höfe, die gewerblich genutzt werden, geprägt, müssen die Stadträte entscheiden, wie sich das Gebiet künftig entwickeln soll. Flächen für eine neue Bebauung wären vorhanden, öffentliche Grünflächen fehlen.
Quartier 6 umfasst die Obere und Untere Bachgasse, die Würzburger Straße, den Neuen Weg, Grabenschütt und Teile des Hindenburgrings Nord. Die Straßen sind sanierungsbedürftig, Fußwege sind oft nur fragmentarisch vorhanden. Das Gutachten bemängelt auch fehlenden Grün- und Freiraum.
Problemfall Fischergasse
Als "Schulquartier" versteht sich das Quartier 7. Es wird abgegrenzt durch die Fischergasse im Osten, die Kaiserstraße im Süden, die Alte Poststraße im Südosten und den Hindenburgring Nord im Nordosten. Hier hatten die Experten wenig zu bemängeln. Bei einer Neugestaltung soll auf barrierearme Wege und eine helle Beleuchtung geachtet werden.
Die nördliche Mainpromenade (Oberer Mainkai und Fischergasse) ist Quartier 8. Im Gegensatz zum Unteren Mainkai ist das Mainufer hier noch nicht als Naherholungsraum entwickelt. Das ändert sich gerade. Die Vorarbeiten laufen, im kommenden Jahr soll die Umgestaltung abgeschlossen sein. Größtes Problem in diesem Quartier ist die Fischergasse. Der viele Verkehr führte dort schon zu leeren Häusern.
Den nördlichen Abschluss des Sanierungsgebietes, Quartier 9, wird begrenzt durch den Hindenburgring Nord, die Nordtangente und die Mainstockheimer Straße. Gerade im Hindenburgring sind Straßen und Gehwege brüchig, Wurzeln heben den Gehsteig, der ohnehin schon zu schmal ist. Interessant in Quartier 9 ist das Deuster-Areal, in dem das Bayerische Staatsarchiv entstehen soll.
Die Stadt Kitzingen hat in den folgenden 15 Jahren also einige Baustellen abzuarbeiten. Wobei das nur den öffentlichen Raum betrifft. Soll sich das Stadtbild Kitzingens in der Innenstadt weiter positiv verändern, sind auch die Bewohner gefragt. Interesse sei da, sagt Bauamtsleiter Graumann. Er hofft auf den Domino-Effekt: "Wenn einer mal anfängt ..."
Die Kitzinger Altstadt wird in den kommenden 15 Jahren saniert. Zur besseren Orientierung wurde das Gebiet wurde in neun Quartiere unterteilt – dem jeweiligen Gebietscharakter entsprechend. In den kommenden Wochen werden alle Quartiere mit ihren Problemen, Chancen und geplanten Arbeiten in loser Reihenfolge vorgestellt.