Eine Bausünde vergangener Jahrzehnte in der Kitzinger Innenstadt soll zwar nicht beseitigt, aber aufgehübscht werden. Das aus der Zeit gefallene, teils mit Metallplatten verkleidete ehemalige Kaufhaus Storg 1 wird nach dem Willen seines Besitzers umgebaut. Der Immobilienunternehmer Wolfgang Rosentritt stellte erste Überlegungen dazu im Stadtrat vor. Noch hat er keinen Bauplan eingereicht.
Bauamtsleiter Oliver Graumann erklärte einführend, dass der Abriss des Gebäudekomplexes durchaus "eine ernsthafte Alternative" gewesen sei. Am Ende hatte für Rosentritt wohl auch aus wirtschaftlichen Gründen die Idee obsiegt, das Gebäude in drei Teile zu gliedern und umzubauen. Der Hintergrund: Rosentritt hatte wiederholt berichtet, dass er über ein Jahr lang vergeblich versucht hätte, gewerbliche Mieter für die oberen Stockwerke zu finden. Doch da Rosentritt keine Parkplätze vor dem Haus bieten könne, habe es keine Nachfrage gegeben.
Daraus folgt für ihn: der Umbau der oberen Etagen zu Wohnungen. Im Erdgeschoss möchte Rosentritt die Mieter NKD und Rossmann gern halten. Dieses Thema wird derzeit von einem anderen Bauvorhaben des Unternehmers überschattet: Rosentritt will am Rand von Etwashausen ein Einkaufszentrum mit einem Drogeriemarkt bauen.
Raum für "Urban Gardening"
Rosentritt erklärte dem Stadtrat, dass er zu einem sehr frühen Planungszeitpunkt seine Idee vorstellen wolle. Das Gelände sei nahezu vollständig bis zur Grundstücksgrenze bebaut. Beim Umbau soll die prägende Metallfassade entfernt werden. Der Mittelbau, das ehemalige Kino "Capitol" könnte ein Flachdach bekommen, als Ausgleich für fehlende Gärten. Dabei denkt Rosentritt an einen Bereich für "Urban Gardening", also Gärtnern auf kleinen Flächen in der Stadt, in diesem Fall zum Beispiel mit Hochbeeten.
Außerdem möchte er den Mietern Balkone und Loggien einbauen, um so Aufenthaltszonen im Freien zu schaffen. Platz für Wohnungen hätte Rosentritt in zwei Geschossen über dem NKD, in einem Stockwerk über dem Mittelbau und in drei Etagen über der Drogerie Rossmann. Der Gebäudeteil über der Drogerie soll durch ein Mansarddach aufgestockt werden. Alles in allem rechnet der Unternehmen mit 30 Wohnungen im gesamten Komplex.
Als Zuckerle für seine Mieter würde sich Rosentritt wünschen, dass die Straße Am Stadtgraben zu einer Einbahnstraße umfunktioniert würde. Der Vorteil: Dann könnte die halbe Straßenbreite zu Parkplätzen umgebaut werden. Etwa ein Dutzend Stellplätze könnten dabei herausspringen. Diese Frage wird der Stadtrat voraussichtlich erst im Rahmen des geplanten Konzepts für die Innenstadt beantworten. Denn darin enthalten sein wird auch die künftige Verkehrsführung im Kitzinger Zentrum. Das Konzept wird kommendes Jahr erarbeitet.
Abschied vom 70er-Jahre-Chic
Bauamtsleiter Graumann betonte, dass Rosentritt keine Parkplätze vorweisen müsse. Das sehe die Satzung für die Altstadt nicht vor. Demzufolge müsse er auch keine Ablöse zahlen.
Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU) befand mit Blick auf die veraltete Storg-Fassade: "Gut, dass eine Veränderung kommt. Auch in Kitzingen sind die 70er Jahre vorbei." Und auch die Sprecher anderer Fraktionen befanden die Pläne Rosentritts überwiegend als Gewinn für die Innenstadt. Da aber noch kein Bauantrag vorliegt, wurden keine Details besprochen und folglich fand auch keine Abstimmung statt. Der Immobilienunternehmer nimmt aber das Signal aus der Sitzung mit, dass er seine Planung vorantreiben kann.