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Kitzingen
Ist die Europawahl "eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera"? So denken 8 Menschen über die Parteien
Am 9. Juni ist Europawahl, aber keiner geht hin? Bei den Befragten in Kitzingen sieht das anders aus. Doch ausgerechnet der Jüngste sieht das neue Wahlrecht ab 16 kritisch.
Zur Europawahl am 9. Juni äußern sich in Kitzingen (oben von links) Maria Bulheller-Meyer, Lothar Voltz und Jutta Mackh sowie (unten von links) Mika Luuke Peisner, Andie Wörle und Norbert Riether. Ein Ehepaar wollte nicht fotografiert werden.
Foto: Gina Kieweg | Zur Europawahl am 9. Juni äußern sich in Kitzingen (oben von links) Maria Bulheller-Meyer, Lothar Voltz und Jutta Mackh sowie (unten von links) Mika Luuke Peisner, Andie Wörle und Norbert Riether.
Gina Kieweg
 |  aktualisiert: 24.05.2024 02:53 Uhr

Die Wahlplakate in der Kitzinger Innenstadt sind kaum zu übersehen: Am 9. Juni ist Europawahl. Die Parteien werben mit ihren Kandidatinnen und Kandidaten um Stimmen. Erstmals dürfen auch Menschen ab 16 Jahren teilnehmen. Wir haben die Menschen in der Kitzinger Innenstadt gefragt, wie sie zu Europa stehen und was sie sich wünschen. Dabei haben wir zufällig eine Europakandidatin der Grünen getroffen.

Jutta Mackh (51) aus Würzburg: "Ich bin noch unentschlossen."

Jutta Mackh (51) aus Würzburg.
Foto: Gina Kieweg | Jutta Mackh (51) aus Würzburg.

"Ich habe mich schon mit den verschiedenen Programmen der Parteien auseinandergesetzt, aber ich bin noch unentschlossen, wen ich wähle. Klima ist sicher ein wichtiges Thema für mich, das man in der heutigen Zeit nicht außer Acht lassen darf. Aber man muss es eben auch im Kontext sehen: Was ist wirklich machbar? Und da darf die Wirtschaft auch nicht zu sehr leiden. Ich zum Beispiel bin gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren. Die Infrastruktur in Deutschland ist noch nicht dafür ausgelegt."

Norbert Riether (68) aus Köln: "Menschen, die nicht wählen gehen, verstehe ich nicht."

Norbert Riether (68) aus Köln.
Foto: Gina Kieweg | Norbert Riether (68) aus Köln.

"Alles, was in die Zukunft gerichtet ist, ist für mich ein besonderes Thema. Ich halte es für ganz wichtig, dass wir ein gemeinsames europäisches Konzept haben, das regelt, wie Leben, Arbeiten und auch Vorsorgetragen, gerecht verteilt ist. Wie wird Gerechtigkeit in Zukunft verteilt sein – das ist das wichtigste Thema. Ich werde auf keinen Fall eine Partei wählen, die irgendwie europakritisch ist. Menschen, die nicht wählen gehen, verstehe ich nicht. Dadurch, dass eure Stimme fehlt, überlasst ihr denjenigen das Terroir, die Europa demolieren wollen. Geht wählen, damit diejenigen, die euch euer freies Europa wegnehmen wollen, nicht die Überhand gewinnen."

Josef (56) und Viktoria Endres (51) aus Großlangheim: "Entscheidung zwischen Pest und Cholera."

Josef Endres: "Ich würde mir wünschen, dass die Themen europaweit einheitlicher und gerechter werden. Auch der Zusammenhalt in Europa sollte besser werden. Es sollte an einem Strang gezogen werden und nicht überall Einzellösungen gefordert werden. Schön wäre es, wenn mal richtige Entscheidungen getroffen werden und es nicht nur darum geht, Publikumsliebling zu sein. Momentan ist die Wahl wirklich eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera."

Viktoria Endres: "Ich gehe wählen, aber ich finde, dass sich die Politik grundsätzlich verändern muss. Jetzt ist es so, dass 800 Abgeordnete im Parlament sitzen und keiner weiß, was der andere treibt. Viel zu viele, die an dem Suppentopf mit rummischen. Es gehört alles viel kleiner und bestimmter gemacht."

Maria Bulheller-Meyer (73) aus Neumarkt in der Oberpfalz: "Wahlrecht ab 16 finde ich sehr gut."

Maria Bulheller-Meyer (73) aus Neumarkt in der Oberpfalz.
Foto: Gina Kieweg | Maria Bulheller-Meyer (73) aus Neumarkt in der Oberpfalz.

"Selbstverständlich gehe ich wählen. Ich werde persönlich ins Wahllokal gehen und weiß auch schon, wen ich wählen werde. Das Wahlrecht ab 16 finde ich sehr gut. Ich denke, dass die Jugend dadurch an das Demokratieverständnis herangeführt wird. Das ist sehr wichtig, deswegen begrüße ich das."

Andie Wörle (38) aus dem Ostallgäu: "Garantie für eine gute Zukunft."

Europakandidatin der Grünen: Andie Wörle (38) aus dem Ostallgäu.
Foto: Gina Kieweg | Europakandidatin der Grünen: Andie Wörle (38) aus dem Ostallgäu.

"Die Europäische Union ist meine Heimat. Sie ist unsere Garantie für eine gute Zukunft. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wie wir klimaneutral werden, gute Jobs für die Zukunft schaffen oder die Welt allgemein gerechter machen. Das schaffen wir nur mit der Europäischen Union. Rechtsextremistischen Parteien in Europa wie die AfD gefährden unsere Demokratie. Sie glauben nicht an den Rechtsstaat. Deswegen ist es wichtig, zu wählen. Wir müssen die Krisen in den Griff bekommen. Wir als Grüne sind eine Garantie, dass wir da vorankommen."

Mika Luuke Peisner (17) aus Kitzingen: "Die AfD werde ich nicht wählen, keine Sorge."

Mika Luuke Peisner (17) aus Kitzingen.
Foto: Gina Kieweg | Mika Luuke Peisner (17) aus Kitzingen.

"Ja, ich werde wählen gehen. Die AfD werde ich nicht wählen, keine Sorge. Aber ich muss sagen, die Grünen werde ich tatsächlich auch nicht unbedingt wählen. Ich werde mich da noch weiter informieren. Ich war schon bei einem Bürgerdialog, wo ein Grünen-Abgeordneter mit den Leuten gesprochen hat. Das fand ich auf jeden Fall sehr interessant. Das Wahlrecht ab 16 sehe ich eher kritisch. Vor allem die AfD versucht, mit einfachen Phrasen zu ködern. Da fallen junge Menschen schon am ehesten darauf rein. Ich werde demokratisch wählen, nichts Radikales."

Lothar Voltz (84) aus Schernau: "Neue Regelungen machen es den Landwirten nicht einfacher."

Lothar Voltz (84) aus Schernau.
Foto: Gina Kieweg | Lothar Voltz (84) aus Schernau.

"Ich bin Landwirt mit Leib und Seele und habe zwei Söhne, die in der Landwirtschaft arbeiten. Wir sind ein Ökobetrieb. In Schernau waren wir mal 28 Landwirte, jetzt sind wir noch zu dritt. Heutzutage braucht man immer mehr Fläche, um seine Familie zu ernähren. Die ganzen neuen Regelungen machen es den Landwirten auch nicht einfacher. Ich gehe wählen, aber leider gibt es in unserem Ort kein Wahllokal mehr. Das ist bedauerlich, aber es fehlt eben an Wahlhelfern, die am Wahltag alles betreuen."

 
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  • Erich Spiegel
    Wir sollten froh sein wählen zu dürfen. Unsere Vorfahren haben das Wahlrecht blutig dem Adel abgerungen. Ja, das ewige Parteiengezänk wirkt abstoßend. Aber besser diskutieren und streiten als das nicht diskutiert wird und eine kleine Clique oder ein einzelner Politiker so mächtig wird um einen Krieg anzufangen. Ich glaube übrigens, daß der zweite Weltkrieg nicht der letzte in Deutschland sein wird. Die Demokratie steht gewaltig unter Druck durch radikale Parteien im Inland und massive Versuche ausländischer Diktaturen über wirtschaftliche Abhängigkeiten, Spionage und über Meinungsmache in sozialen Netzwerken politischen Einfluss zu gewinnen. Die größte Gefahr für die Demokratie geht nicht von der radikalen Minderheit aus, sondern von der teilnahmslosen Mehrheit, die denkt das Politik sie nicht betrifft und nicht interessiert. Da war schon 1933 so.
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