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Würzburg
Europawahlkampf vor wenig Publikum: Was Grünen-Chefin Ricarda Lang von einer 100-Jährigen aus Würzburg mitnimmt
Das Sicherheitsaufgebot am Würzburger Marktplatz war unübersehbar. Anders ist Wahlkampf in diesen Tagen nicht möglich. Doch die Grünen wollen sich nicht unterkriegen lassen.
Die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang stimmte ihre Parteifreundinnen und -freunde am Montagabend in Würzburg auf den Wahlkampf ein.
Foto: Thomas Obermeier | Die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang stimmte ihre Parteifreundinnen und -freunde am Montagabend in Würzburg auf den Wahlkampf ein.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 18.05.2024 02:41 Uhr

Montagabend am Würzburger Marktplatz. Bei bestem Biergarten-Wetter sind maximal 150 Zuhörerinnen und Zuhörer gekommen, um Grünen-Chefin Ricarda Lang zu hören. Am Vormittag hat die Partei in Berlin mit all ihren Promis die heiße Phase des Europawahlkampfs gestartet - Würzburg ist abends dann die erste Station der Wahlkampf-Tour mit der Vorsitzenden.

Mit enttäuschender Resonanz, wie die Würzburger Grünen zähneknirschend einräumen. Vor fünf Jahren kamen an gleicher Stelle – kurz vor der Europawahl – noch 2000 Leute, um den damaligen Parteivorsitzenden Robert Habeck zu bejubeln. Doch mittlerweile scheint das Interesse an den Grünen geschrumpft zu sein. Wobei sich die, die an diesem Abend dabei sind, über eine frei vorgetragene, sehr kämpferische Rede von Ricarda Lang freuen.

Man werde sich auch von Gewalt, von persönlichen Angriffen, nicht einschüchtern lassen, so die Parteivorsitzende, die selbst ständig Beleidigungen und Bedrohungen in der Öffentlichkeit ausgesetzt ist. "Auch, wenn mal ein Stein fällt, werden wir nicht aufhören, für Klimaschutz, Wohlstand und unsere Demokratie einzustehen", sagt Ricarda Lang. Wie gefährlich Wahlkampf mittlerweile überall im Lande geworden ist, zeigt das unübersehbar große Aufgebot an Polizistinnen und Polizisten in Uniform und in Zivil, das den Marktplatz im Blick hat.

Großes Polizeiaufgebot in Uniform und Zivil am Würzburger Marktplatz

Einschreiten müssen die Sicherheitskräfte am Ende nicht. Abgesehen von ein paar einzelnen Zwischenrufen können die Grünen ihr Programm unter anderem mit Reden von Klimabürgermeister Martin Heilig und Andie Wörle, der bayerischen Spitzenkandidatin für die Europawahl, ungestört über die Bühne bringen.

Zeit für ein paar Selfies mit Ricarda Lang war in Würzburg auch.
Foto: Thomas Obermeier | Zeit für ein paar Selfies mit Ricarda Lang war in Würzburg auch.

Noch vor dem Wahlkampf-Auftritt auf dem Würzburger Marktplatz hatte Parteichefin Lang im Grünen Büro in der Textorstraße – ohne Öffentlichkeit – Maria Herbst getroffen. Die Würzburgerin sorgt seit Wochen bundesweit für Schlagzeilen, weil sie im Alter von 100 Jahren noch den Grünen beigetreten ist: Um Gesicht zu zeigen – und als Antwort auf den Rechtsruck in Deutschland, der die alte Dame spätestens seit dem Potsdamer Treffen von Rechtsextremisten an schlimme Momente ihrer Jugend erinnert.

Das Gespräch mit Maria Herbst habe ihr einmal mehr deutlich gemacht, dass das gemeinsame Europa "keine Selbstverständlichkeit ist", sagt Ricarda Lang. Für ihre Generation seien grenzenloses Reisen, Auslandssemester und die gemeinsame Währung "Privilegien", die zum Alltag dazugehörten, so die 30-Jährige.

Lang: "Europa nicht den Rechtsextremen überlassen"

Für Maria Herbst und ihre Altersgenossen hingegen sei ein geeintes Europa nach dem Ende von Krieg und Nazi-Deutschland zunächst nur ein "mutmachender Gedanke", eine Vision gewesen. Doch es sei ihnen gelungen, auf Dauer Frieden und Wohlstand zu schaffen. Diese Errungenschaften werde man sich von Demokratiefeinden nicht wegnehmen und zerstören lassen, so Lang: "Wir dürfen Europa nicht den Rechtsextremen überlassen".

Die Grünen-Vorsitzende warnt die Konservativen um EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (CDU) und EVP-Chef Manfred Weber (CSU), sich auf der rechten Seite im EU-Parlament Mehrheiten zu suchen, um Errungenschaften wie den "Green Deal" mit dem Aus für den Verbrennermotor und weitere ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen aufzugeben oder auch nur aufzuweichen.

Um die Brandmauer nach rechts zu erhalten, seien die Grünen bereit, nach der Wahl Kompromisse mit anderen demokratischen Parteien einzugehen, um den "Green Deal" mutig weiterzuentwickeln. Klimaschutz und Wohlstand als Gegensatz zu betrachten, sei "Schmarren", so die Schwäbin Lang. Investitionen in den Klimaschutz seien vielmehr die Voraussetzung, um im Wettbewerb mit China und den USA sichere Arbeitsplätze und Wohlstand in Europa, Deutschland und Bayern zu sichern: "Klimaschutz ist in erster Linie Menschenschutz".

 
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  • Gertraud Behringer
    gibt es ein Video von der Veranstaltung?
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  • Martin Deeg
    Traurig.

    Die Häme, die jetzt über die Grünen - die ja nichts anderes sind als ein Sündenbock - ausgekübelt wird ändert allerdings nichts daran, dass das böse Erwachen kommen wird.
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  • Lutz Saubert
    Wenn Häme über andere "ausgekübelt" wird, ist das in Ordnung?
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  • Hiltrud Erhard
    Welches Spitzenpersonal meinen Sie?
    Dieses "Personal" weicht nicht von den Ideologien ab und fährt gerade unsere Wirtschaft krachend an die Wand!
    außer Phrasen und Satzhülsen ist mM im Bericht von Frau Lang nichts konstruktives.
    Der "Grean Deal" ist Keine Schöpfung der Grünen! (Uschi)
    "Investitionen in den Klimaschutz seien vielmehr die Voraussetzung, um im Wettbewerb mit China und den USA sichere Arbeitsplätze und Wohlstand in Europa, Deutschland und Bayern zu sichern: "Klimaschutz ist in erster Linie Menschenschutz"."
    Käse! Wenn man mit den Begrifflichkeiten rumwirft muss man auch sagen wie das gehen soll! Die Industrie und vor allem der Bau kotzt schon ab und vernichtet Arbeitsplätze, der Standort D ist keine Option mehr auf der Welt und das Kapital flüchtet! Wir evrteilen lieber Wohltaten und immer weniger sollen den Karren ziehen!
    Das kapieren immer mehr Menschen!
    An dieser Politik ist nichts überzeugend, sondern entlarvend! Und die Wähler werden das (leider) honorieren!
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  • Lukas Weidinger
    Danke für den schönen Bericht! Wäre gern dabei gewesen. Macht Lust auf mehr. Toll, dass wir Grüne so engagierte und fähige Politiker:innen haben.
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  • Peter Bartosch
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  • Hubert Endres
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  • Manfred Englert
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  • Adalbert Gerber
    Guter Kommentar.
    Nur lässt sich eine schlechte, über mehr als 30 Jahre, Politik nicht innerhalb von 3 Jahren ändern, in denen so viele Veränderungen/Herausforderungen waren, und noch sind, wie die letzten Jahrzehnte nicht mehr.
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  • Horst Michalsen
    Warum Sie die Politik der letzten 30 Jahre als „schlecht“ bezeichnen, bleibt allein Ihr Geheimnis. Seit Anfang der neunziger Jahre wurde nicht nur die deutsche Einheit vollendet, sondern auch Europa geeint und die NATO gestärkt.

    Man mag sich nicht vorstellen, welche politische Entwicklung unser Land und Europa genommen hätten, wenn es den den zupackenden und entschlossenen Europäer Helmut Kohl nicht gegeben hätte und wir stattdessen damals so schlecht regiert worden wären, wie es heute der Fall ist.

    Die Fehler der heutigen Regierung, insbesondere Schwächung des Wirtschaftsstandortes Deutschland, Wohlstandsverluste und Spaltung der Gesellschaft werden wir frühzeitiger spüren, als die Versäumnisse der Merkel-Regierung, die man sicher nicht ganz in Abrede stellen kann.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Mal langsam - @ Horst Michalsen -

    leider wurde in den letzten 30 Jahren ziemlich vernachlässigt, dass wir nicht auf Dauer die Ressourcen von 2,5 Erden nutzen können und dafür die Temperatur um mehrere Grad ansteigt. Habe neulich in einem Magazin, das nicht gerade als linke Postille verschrieen ist, ein Interview mit dem Chef des Potsdam Instituts gelesen. Tenor: zzt. kostet es uns ca. 200 €, eine Tonne CO2 zu sparen, und wenn wir das nicht tun, werden uns die Folgen bis 2050 ca. 2.500 € kosten. Und dazu habe ich den Verdacht, den Ertrag des "Weiter so!" werden diejenigen einsacken, die eh schon genug Geld haben, und bezahlen werden müssen die, die eigentlich keines haben. Aufgabe muss also sein, "prontissimo" die nötigen Schritte einzuleiten, bevor es wirklich ernst wird, weil niemand mehr Geld hat, sich außer vielleicht gerade noch den Basics irgendwas zu leisten. Das wäre dann nämlich in meinen Augen WIRKLICH wirtschaftsfeindlich.
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  • Horst Michalsen
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (Behauptungen ohne Beleg). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Horst Michalsen
    Der erste Teil Ihrer Nachricht ist zwar richtig, aber kein deutsches, sondern ein weltweites Problem. Deswegen muss es auch weltweit angegangen werden, insbesondere von den großen CO2-Emittenten, was aber nicht der Fall ist. Deutschland, genauer gesagt eine kleine grüne Minderheit, hat sich zum Ziel gesetzt, eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Auch wenn das Ziel richtig sein mag, ist der eingeschlagene Weg hochgradig gefährlich (für die Wirtschaft, die Staatsfinanzen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt) und risikobehaftet und dessen Umsetzung dilettantisch, letzteres unter anderem deshalb, weil man die Menschen nicht „mitnimmt“.

    Im zweiten Teil Ihres Posts bleiben Sie kryptisch und stellen unbewiesene Behauptungen zu den Themen Finanzierung und Verteilung auf. Es gibt doch eben nicht ein „weiter so“. Leider ähnelt das sehr dem Vorgehen der Grünen, die mit Hysterie und dem Schüren von Angst große Teile der Bevölkerung verunsichern.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Wenn wir - @ Horst Michalsen -

    warten wollen bis auch das letzte (plusminus) autokratisch regierte Land versteht was eine weltweite Temperaturerhöhung von sagen wir zwei Grad bedeutet und (richtig) darauf reagiert, können wir uns das auch sparen.

    Dumme Frage: was meinen Sie wird es uns kosten, uns auf Dauer die "Klimaflüchtlinge" vom Hals zu halten? Heute sind lt. UN ca. 70 mio Menschen auf der Flucht. Wenn der Meeresspiegel wie hier https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/umwelt/duestere-aussichten-meeresspiegel-um-zu-1-m-ansteigen/ prognostiziert einen Meter ansteigt, wird sich die Zahl etwa verdoppeln, und entsprechend mehr, wenn noch mehr Flächen unbewohnbar werden.

    Und wenn wir nichts machen, wie wollen Sie einem anderen (ärmeren) Land (w.z.B. Indien) klarmachen, es müsste aber mehr für den Umweltschutz tun?

    Immer nur mit dem Finger auf die anderen zu zeigen bringt uns auch nicht auf einen grünen Zweig.
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  • Helga Scherendorn
    und Deutschland kann die Welt retten?
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  • Horst Michalsen
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
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  • Hiltrud Erhard
    die letzten Jahrzehnte waren nicht schlecht! Was war schlecht?
    Was hat sich nicht alles entwickelt?
    Die Errungenschaften waren historische und grandios!
    Jeder wollte mehr - und bekam mehr!
    Jeder wollte billigst und bekam billigst!
    Jeder wollte Frieden und hatte ihn!
    Wer sich was leisten wollte, packte an!
    Es hat sich auch das Klima und auch die Politik verändert. So wie es jeweils immer möglich war!
    Wo waren diese Parolen in den letzten Jahren?
    Man hat doch geglaubt (gehofft) dass es immer so weiter geht (in ALLEN Parteien), weil genug Geld zum Verteilen da war!
    Jetzt ziehen immer weniger "Deppen" den Karren und die sollen alles richten! Immer weniger wollen arbeiten und Leistung erbringen - Life Balance vor allem!
    Jetzt haben wir den Schlamassel! Kriege, Boykott, Inflation (künstlich gemacht), etc.
    Der Weg damit umzugehen u die Menschen mitzunehmen, dagegen zu stemmen ist das entscheidenste. Das was jetzt passiert ist dagegen Murks und ein Wegschieben und Verteilen!
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  • Helga Scherendorn
    Die breite Mehrheit lässt sich nicht für dumm verkaufen, deshalb machen die Grünen jetzt lange Gesichter
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  • Adalbert Gerber
    Fragt sich nur wie die breite Mehrheit definiert ist.

    Und ich frage mich, wie lang IHR Gesicht wird, wenn sich nichts ändert
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  • Helga Scherendorn
    @Albert, es wird sich was ändern, ganz sicher. Wir müssen nur bis zur nächsten Wahl warten!
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