
Das städtische Museum in Kitzingen gibt es nicht mehr: Seit 2018 ist es geschlossen und selbst ein Fall für die dort immer noch zahlreich liegenden Geschichtsbücher geworden. In einer auch überregional viel beachteten politischen Entscheidung hat sich der Stadtrat festgelegt, das aus der Zeit gefallene Museum "abzuwickeln", wie Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) im Sommer 2020 gegenüber einer großen süddeutschen Zeitung sagte. Heute geht es nur noch darum, das von der Ratsmehrheit ungeliebte Erbe in Aschenputtel-Manier zu verwalten und zu bewerten: die guten Exponate ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.

"Wie ein Staubsauger" habe das Museum über Jahrzehnte alle möglichen Dinge angesaugt und in den Räumen in der Landwehrstraße deponiert, erklärte Bezirksheimatpfleger Klaus Reder im Stadtrat. Vieles liege dort doppelt und dreifach – gefühlt 100.000 Schulbücher, 100 Mal das FDP-Parteiprogramm von 1972, wie Reder beispielhaft darlegte. Jetzt müsse man sich mit der Frage beschäftigen: Was davon ist Müll? Was ist Kunst, und was kann weg?
Ein Gremium aus Bezirks-, Kreis- und Stadtheimatpfleger, der Kitzinger Stadtarchivarin, einer Kunsthistorikerin, dem Hauptamtsleiter und einer Kulturschaffenden aus dem Rathaus treffen sich dazu alle paar Wochen, um das "kulturelle Gedächtnis der Stadt zu sichern", wie Reder erklärte. Was genau man darunter zu verstehen habe, wollte Manfred Paul (SPD) im Stadtrat wissen. Reders Antwort: alles, was "irgendwie mit Kitzingen" zu tun habe. Man müsse "kritisch sichten", was noch gebraucht werde.
Das Geschenk eines japanischen Künstlerpaars lehnt die Stadt ab
Die 19 Skulpturen aus Stein und Holz sowie 23 Gemälde und Grafiken, die das japanische Künstlerpaar Kato der Stadt nach einer Ausstellung 2017 überlassen hat, gehören nicht dazu. "Dieses Geschenk", so Stadtheimatpfleger Harald Knobling, "hätte uns nur Geld gekostet." Nach langer Suche hat Knobling nun einen Abnehmer für die Werke gefunden: das Deutsche Japanmuseum auf Schloss Mitsuko in Mecklenburg-Vorpommern. Andere Objekte wurden verkauft, die Modellautosammlung etwa für 9000 Euro, der Erlös ging an die Kitzinger Bürgerstiftung.
Reder stellte den Fahrplan der nächsten Monate unter die Begriffe: inventarisieren und qualifizieren. Mittelfristig gehe es darum, Perspektiven zu entwickeln und Sonderausstellungen zu beschicken. Dazu müsse man aber erst einmal den Bestand kennen.
Eine gewisse Fachkompetenz kann beim Aufräumen nicht schaden, wie Reder deutlich machte. So tauchte etwa die Frage auf: "Warum ist der 50-Mark-Schein im Museum gelandet und nicht in der Stadtkasse?" Seine Antwort: weil darauf der berühmte Baumeister Balthasar Neumann abgebildet ist und auf der Rückseite der Grundriss der von ihm entworfenen Kitzinger Kreuzkapelle.
In einer ersten Version hieß es, den Erlös aus dem Verkauf der Modellautosammlung habe das Bürgerzentrum erhalten. Das Geld ging aber an die Kitzinger Bürgerstiftung. Wir haben den Fehler korrigiert.