Ein Museum soll überraschen. Allerdings den Besucher und nicht denjenigen, der sich an der Inventarisierung der Ausstellungsstücke versucht. Ein Kreis an Fachleuten schaut sich seit längerem an, was sich im geschlossenen Kitzinger Stadtmuseum befindet. Dass Überraschendes zu Tage tritt, wäre untertrieben. Hauptamtsleiter Peter Grieb berichtete im Haupt- und Kulturausschuss von Erstaunen, Ratlosigkeit, Gelächter, aber auch "Schnappatmung" und Entsetzen.
Schussfähige Waffen an den Wänden, Modellautos in Pizzakartons
Letzteres wurde ausgelöst durch eine an sich harmlose Frage von Oberbürgermeister Stefan Güntner: Dürfen die Waffen an den Wänden da eigentlich hängen? Die Antwort entpuppte sich als explosiv: Keine Registrierung, keine Genehmigung, keine Waffenbesitzkarte, keine sichere Aufbewahrung. Das Landratsamt forderte zum sofortigen Handeln auf, zumindest ein Teil der Waffen ist schussfähig und damit eine potenzielle Gefahr.
Inzwischen sind sieben schussfähige Waffen in einem gesicherten Waffenschrank der Kategorie 1 im Bauhof untergebracht, 26 nicht schussfähige in einem Stahlschrank gesichert. Offiziell eingetragen sind sie nun auf den Stadtrat und Jäger Timo Markert und einen Mitarbeiter des Bauhofs, der einen Waffenschein hat. Rein rechtlich stehen jetzt erst mal die beiden in der Verantwortung. Zugleich hat die Stadt mit Fachleuten Kontakt aufgenommen, um zu prüfen, um welche Waffen es sich überhaupt handelt und ob sie einen Bezug zur Stadt Kitzingen haben.
Was hat das eigentlich alles mit der Geschichte der Stadt Kitzingen zu tun?
Genau diese Frage ist es, die sich bei vielen Stücken stellt, die sich im inzwischen leergeräumten Erdgeschoss befanden. Vieles war inventarisiert, aber nicht alles, bei zwei Dritteln fehlt die Inventarisierungsnummer, die Unterlagen sind teils unorganisiert. Es gibt Dateien, Ordner, Kartons, es gibt kaum lesbare Notizzettel in Obstkisten mit archäologischen Funden im Keller. Wer hat sie dem Museum gegeben, spielen sie in der Stadtgeschichte eine Rolle, wem gehören sie eigentlich? Der Aufwand, die Antworten zu finden, ist bei vielen Stücken groß.
Die Heimatpfleger von Bezirk, Kreis und Stadt, die Archivleiterin, eine Museumsmitarbeiterin und der Hauptamtsleiter sitzen alle paar Wochen zusammen, sichten, dokumentieren, überlegen, was erhalten werden sollte und was weg kann. Mit im Team ist auch Kunsthistorikerin Daniela Kühnel, mit der die Stadt einen Werksvertrag geschlossen hat.
Die Frage nach dem Konzept hinter der "vogelwilden Sammlung"
Eine Modellautosammlung in Pizzakartons, eine steinzeitliche Bohrmaschine, ein medizinischer Torso aus den 1950er, Knochen von Kuh, Pferd, Huhn, eine alte Bibel, eine Apotheke, Bücher, Zeitschriften, Schulwandbilder... Manches wurde schon verkauft, im Depot untergebracht, an Besitzer zurückgegeben, anderes an Museen übergeben, weitere Gespräche laufen. Mehrfach hörte Peter Grieb dabei die Frage: Welches Konzept stand eigentlich hinter diesem Museum? "Ich konnte das nicht beantworten", sagt der Hauptamtsleiter und musste sich anhören, das alles schaue nach einer "vogelwilden Sammlung" aus. Konservatorisch allerdings, so stellte er klar, sei alles in Ordnung
"Das wäre doch was für `Bares für Rares`", sagte Siegfried Müller (UsW), als von einem großen Bild spielender Katzen die Rede war, mit prunkvollem Rahmen, gemalt von Julius Adam, "dem Rembrandt unter den Katzenmalern", wie Grieb sagte. Tatsächlich werden die Bilder mit mehreren tausend Euro gehandelt. Aber es gehe ja hier nicht darum, den städtischen Haushalt zu sanieren.
Für ein neues Konzept ist es noch zu früh
Einig sind sich die Fachleute, dass die Entscheidung richtig war, alles zu sichten und die Sammlung zu bereinigen. Übrig bleiben soll, was Bezug zu Kitzingens Geschichte hat. Erst dann kann ein Konzept entwickelt werden, ob und wie die Dinge künftig präsentiert werden. Wie das Erdgeschoss des Museums nun genutzt werden könnte, wollte Bianca Tröge (ÖDP) noch wissen. Es bietet Platz, den das Archiv nebenan gut brauchen könnte, so die Antwort. Es laufen Überlegungen, Lesesaal und Büro der Archivleiterin dorthin zu verlagern.