
Werden es 50 oder 500? Die erste Frage an einem Abend voller Fragen war schnell beantwortet: eher 500. Als um 17.30 Uhr die Türen der Mainschleifenhalle aufgingen, strömten die Besucherinnen und Besucher. Innerhalb einer halben Stunde war die Halle gefüllt. Fast 500 Interessierte wollten bei der Infoveranstaltung der Stadt zum geplanten Flüchtlingswohnheim dabei sein. Das Thema, so viel war damit schon vor Beginn klar, treibt die Volkacher um.
Was im Laufe der Veranstaltung ebenfalls deutlich wurde: Die Ansiedlung ist umstritten. Es gab, wie vielerorts in diesen Tagen, auch in der Mainschleifenhalle eine unsichtbare Trennlinie. Auf der einen Seite jene, die helfen wollen, konstruktiv nach Lösungen suchen und sich sicher sind: Das ist zu schaffen. Auf der anderen Seite diejenigen, die Sorgen und Nöte haben, die einer Flüchtlingsunterkunft reserviert gegenüberstehen – oder diese glattweg ablehnen.
Um es vorwegzunehmen: Die Stärke der Infoveranstaltung war, dass alle ernst genommen wurden. Was nicht zuletzt an einem stark besetzten Podium lag: Die Regierung von Unterfranken war mit Lothar Menzel und Maria-Antonette Graber vertreten. Neben ihnen saßen die Investoren Stefan Schadhauser und Peter Boss von der Generationen Konzepte GmbH, von der Kitzinger Polizei deren Chef Jochen Dietrich sowie Hauptkommissarin Lilian Laacke, VG-Geschäftsstellenleiter Dominik Lavinger sowie Bürgermeister Heiko Bäuerlein.
Moderator spricht bei Flüchtlingsunterkunft von einem "spürbar aufgeladenen Thema"
Kurzum: Die Stadt hatte als Ansprechpartner alles zusammengetrommelt, was möglich war. "Fakten aus erster Hand", nannte es der Bürgermeister. Die Moderation hatte Tourismus-Chef Sebastian Karl übernommen, der in Anbetracht des allgemeinen Zuspruchs eingangs von einem "spürbar aufgeladenen Thema" sprach.

Unterteilt war der Abend in zwei Komplexe: erst die Sachinformationen durch die Fachleute auf dem Podium, danach die Fragerunde. Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein war bemüht, das Wir in den Mittelpunkt zu stellen: "Wir lassen uns als Stadt nicht auseinanderdividieren!" Man dürfe bei dem strittigen Thema "das gemeinsame Miteinander nie aus den Augen verlieren".
Stadtratsmitglieder haben anonyme Drohbriefe bekommen
Bäuerlein prangerte zudem an, dass "Kräfte außerhalb der Stadt" das Flüchtlingsthema gekapert hätten und Stimmung machen würden. Es habe auch "anonyme Drohbriefe an Stadtratsmitglieder" gegeben. Was zu einer Kampfansage führte: Die Stadt werde sich die Themen "nicht von Außenstehenden diktieren lassen". Und Bäuerlein stellte klar: "Wir haben uns nicht um diese Unterkunft beworben!" Gleichzeitig gelte: "Die Unterbringung von Geflüchteten und Asylbegehrenden ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe."

Darauf wies auch Maria-Antonette Graber von der Regierung von Unterfranken hin. Zudem betonte sie, dass in dem geplanten Heim "die Belegung gemischt mit Familien und alleinreisenden Personen" erfolgen solle. Vor Ort werde es eine Verwaltungskraft geben. Und: "Wir planen im Moment nicht mit Sicherheitspersonal vor Ort." Die Erfahrung zeige, dass dies in einer solchen Unterkunft "normalerweise nicht gebraucht" werde.
Flüchtlingswohnheim: Die Frage nach der Sicherheit bewegt viele Menschen
Ein Punkt, der vielen Besuchern auf dem Herzen liegt: Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Angst haben müsse man nicht, sagte der Kitzinger Polizei-Chef. Er versprach zudem regelmäßige Streifen vor Ort. Die Bedenken räumte er damit nicht aus: Dass die Unterkunft in der Nähe einer Disco liege, wurde von Fragestellern ebenso angeprangert wie das "Zusammenpferchen" der Menschen, was schon deshalb zu Auseinandersetzungen und Gewalt führen könne.
Ist das Flüchtlingsheim womöglich eine Chance für den lokalen Arbeitsmarkt? Auch diese Frage spielte eine Rolle. Graber betonte, dass Flüchtlinge schon nach drei Monaten arbeiten dürften – durchaus auch gemeinnützig. Investor Stefan Schadhauser stellte zum einen klar, dass es eben nicht um Massenunterkünfte gehe. Zum anderen könnten die bis zu 90 Migranten auch in Volkach "die große Arbeitskräftenot" durchaus lindern.
Andrea Haupt befürchtet beim Flüchtlingszuzug "ein Fass ohne Boden"
Stadträtin Andrea Haupt (CSU) trieb eine andere Frage um: Wenn man es geschafft habe, die Neuankömmlinge zu integrieren – würden anschließend die Plätze wieder neu belegt? Von Graber gab es dazu ein klares Ja, was die Stadträtin so kommentierte: Dann sei es "ein Fass ohne Boden".

Dazwischen kam immer wieder der Hinweis: "Es kommen Menschen!" Dazu der Aufruf an die Volkacher, sich in Helferkreisen für die Geflüchteten zu engagieren. Gebe es direkte Begegnungen, verschwinde auch die Angst, so die Argumentation mehrerer Rednerinnen und Redner.
Dimbacher will eine Unterschriftenliste zum Wohnheim starten
Die Skepsis aber blieb: "Andere Wertevorstellungen" wurden ebenso kritisiert wie die generell fehlende Integration. Ein Dimbacher kündigte an, eine Unterschriftenliste starten zu wollen, auf der man sich für oder gegen das Wohnheim aussprechen könne.
Bedenken gab es auch, ob die Kindergartenplätze künftig reichen. Der Bürgermeister versprach: Volkach könne jedem Elternteil einen Krippenplatz und Kindergartenplatz anbieten. Es war ein großes bürgermeisterliches Versprechen: "Wer einen Platz braucht, wird einen Platz bekommen."
Zu Wort kam auch der Nachbar des Heims, der sich "sehr befremdet über das Verhalten" der Stadt zeigte, weil im Vorfeld niemand mit ihm gesprochen habe. Bäuerlein nahm den Vorwurf an und kündigte für den nächsten Tag eine entsprechende Kontaktaufnahme an. Dass am Ende noch Kritik wegen fehlender Transparenz aufkam, ließ Bäuerlein nicht auf sich sitzen: Gerade bei diesem Thema habe man "mit offenen Karten" gespielt.
Was auch für den Infoabend selbst galt, der insgesamt trotz des "spürbar aufgeladenen Themas" samt aller Emotionen so über die Bühne ging, wie man sich das vorstellt. "Ich bin", sagte Bäuerlein denn auch zum Schluss, "stolz auf die Volkacher!" Der Schlussapplaus bestätigte das.
Nur rein so aus Neugier
das hatten wir in einem der früheren Artikel schon mal erklärt, darum war es wegen der Fülle an Infos und Fragen hier nicht nochmal genannt:
Wer wird in die Gemeinschaftsunterkunft einziehen?
Menschen, die nach ihrer Flucht in Deutschland ankommen, werden zuerst auf die Ankerzentren verteilt. Wer in Volkach künftig einziehen könnte, wurde zuvor in der Anker-Einrichtung in Geldersheim registriert. Dort befinden sich laut Maria-Antonette Graber vor allem Geflüchtete aus den Herkunftsländern Algerien, Armenien, Elfenbeinküste, Somalia und Afghanistan.
https://www.mainpost.de/11607795
Viele Grüße
Barbara Herrmann
man kann nur den Kopf schütteln über Ihre völlige Unkenntnis der Fakten. Stattdessen von rechts außen geschürte Ängste, Voreingenommenheit und Fremdenfeindlichkeit Ihr Fühlen und Denken prägen.
Wir leben glücklicherweise in einem geradezu gelobten Land, in welchem mehr als die Hälfte des großen Bundeshaushalts für Sozialleistungen an die deutsche Bevölkerung gegeben wird. Nahezu einmalig auf der Welt. Uns allen, vor allem "richtig Bedürftigen", niemand etwas wegnimmt.
NOCH!
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bullmann, MPA
Frage an die ängstlichen Kritiker, befürchten Sie auch einen ganzjährigen Zustrom von immer mehr Touristen aus aller Welt, wenn Volkach weiterhin so erfolgreich wirbt? Die hätte man ja gar nicht in Griff.