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Volkach
In Volkach geplantes Flüchtlingswohnheim: Sorgen, Stolz und ganz viel Diskussion beim Infoabend
Die Mainschleifenhalle war pickepackevoll, fast 500 Volkacherinnen und Volkacher kamen zum Infoabend der Stadt. Wo die Menschen beim Wohnheim für Geflüchtete der Schuh drückt.
Im Anschluss an die Informationen zum geplanten Volkacher Flüchtlingswohnheim nutzten viele Bürgerinnen und Bürger bei der Veranstaltung in der Mainschleifenhalle die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Foto: Thomas Obermeier | Im Anschluss an die Informationen zum geplanten Volkacher Flüchtlingswohnheim nutzten viele Bürgerinnen und Bürger bei der Veranstaltung in der Mainschleifenhalle die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Barbara Herrmann
 und  Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 01.10.2024 06:19 Uhr

Werden es 50 oder 500? Die erste Frage an einem Abend voller Fragen war schnell beantwortet: eher 500. Als um 17.30 Uhr die Türen der Mainschleifenhalle aufgingen, strömten die Besucherinnen und Besucher. Innerhalb einer halben Stunde war die Halle gefüllt. Fast 500 Interessierte wollten bei der Infoveranstaltung der Stadt zum geplanten Flüchtlingswohnheim dabei sein. Das Thema, so viel war damit schon vor Beginn klar, treibt die Volkacher um.

Was im Laufe der Veranstaltung ebenfalls deutlich wurde: Die Ansiedlung ist umstritten. Es gab, wie vielerorts in diesen Tagen, auch in der Mainschleifenhalle eine unsichtbare Trennlinie. Auf der einen Seite jene, die helfen wollen, konstruktiv nach Lösungen suchen und sich sicher sind: Das ist zu schaffen. Auf der anderen Seite diejenigen, die Sorgen und Nöte haben, die einer Flüchtlingsunterkunft reserviert gegenüberstehen – oder diese glattweg ablehnen.

Um es vorwegzunehmen: Die Stärke der Infoveranstaltung war, dass alle ernst genommen wurden. Was nicht zuletzt an einem stark besetzten Podium lag: Die Regierung von Unterfranken war mit Lothar Menzel und Maria-Antonette Graber vertreten. Neben ihnen saßen die Investoren Stefan Schadhauser und Peter Boss von der Generationen Konzepte GmbH, von der Kitzinger Polizei deren Chef Jochen Dietrich sowie Hauptkommissarin Lilian Laacke, VG-Geschäftsstellenleiter Dominik Lavinger sowie Bürgermeister Heiko Bäuerlein.

Moderator spricht bei Flüchtlingsunterkunft von einem "spürbar aufgeladenen Thema"

Kurzum: Die Stadt hatte als Ansprechpartner alles zusammengetrommelt, was möglich war. "Fakten aus erster Hand", nannte es der Bürgermeister. Die Moderation hatte Tourismus-Chef Sebastian Karl übernommen, der in Anbetracht des allgemeinen Zuspruchs eingangs von einem "spürbar aufgeladenen Thema" sprach.

Die Mainschleifenhalle war beim Infoabend mit knapp 500 Menschen gefüllt.
Foto: Nadine Wiget | Die Mainschleifenhalle war beim Infoabend mit knapp 500 Menschen gefüllt.

Unterteilt war der Abend in zwei Komplexe: erst die Sachinformationen durch die Fachleute auf dem Podium, danach die Fragerunde. Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein war bemüht, das Wir in den Mittelpunkt zu stellen: "Wir lassen uns als Stadt nicht auseinanderdividieren!" Man dürfe bei dem strittigen Thema "das gemeinsame Miteinander nie aus den Augen verlieren".

Stadtratsmitglieder haben anonyme Drohbriefe bekommen

Bäuerlein prangerte zudem an, dass "Kräfte außerhalb der Stadt" das Flüchtlingsthema gekapert hätten und Stimmung machen würden. Es habe auch "anonyme Drohbriefe an Stadtratsmitglieder" gegeben. Was zu einer Kampfansage führte: Die Stadt werde sich die Themen "nicht von Außenstehenden diktieren lassen". Und Bäuerlein stellte klar: "Wir haben uns nicht um diese Unterkunft beworben!" Gleichzeitig gelte: "Die Unterbringung von Geflüchteten und Asylbegehrenden ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe."

Standen Rede und Antwort (von links): Lothar Menzel und Maria-Antonette Graber (Regierung von Unterfranken), Stefan Schadhauser und Peter Boss (Generationen Konzepte GmbH), Bürgermeister Heiko Bäuerlein, Moderator Sebastian Karl, VG-Geschäftsstellenleiter Dominik Lavinger sowie Jochen Dietrich und Lilian Laacke von der Polizeiinspektion Kitzingen.
Foto: Thomas Obermeier | Standen Rede und Antwort (von links): Lothar Menzel und Maria-Antonette Graber (Regierung von Unterfranken), Stefan Schadhauser und Peter Boss (Generationen Konzepte GmbH), Bürgermeister Heiko Bäuerlein, Moderator ...

Darauf wies auch Maria-Antonette Graber von der Regierung von Unterfranken hin. Zudem betonte sie, dass in dem geplanten Heim "die Belegung gemischt mit Familien und alleinreisenden Personen" erfolgen solle. Vor Ort werde es eine Verwaltungskraft geben. Und: "Wir planen im Moment nicht mit Sicherheitspersonal vor Ort." Die Erfahrung zeige, dass dies in einer solchen Unterkunft "normalerweise nicht gebraucht" werde.

Flüchtlingswohnheim: Die Frage nach der Sicherheit bewegt viele Menschen

Ein Punkt, der vielen Besuchern auf dem Herzen liegt: Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Angst haben müsse man nicht, sagte der Kitzinger Polizei-Chef. Er versprach zudem regelmäßige Streifen vor Ort. Die Bedenken räumte er damit nicht aus: Dass die Unterkunft in der Nähe einer Disco liege, wurde von Fragestellern ebenso angeprangert wie das "Zusammenpferchen" der Menschen, was schon deshalb zu Auseinandersetzungen und Gewalt führen könne. 

Fotoserie

Ist das Flüchtlingsheim womöglich eine Chance für den lokalen Arbeitsmarkt? Auch diese Frage spielte eine Rolle. Graber betonte, dass Flüchtlinge schon nach drei Monaten arbeiten dürften – durchaus auch gemeinnützig. Investor Stefan Schadhauser stellte zum einen klar, dass es eben nicht um Massenunterkünfte gehe. Zum anderen könnten die bis zu 90 Migranten auch in Volkach "die große Arbeitskräftenot" durchaus lindern.

Andrea Haupt befürchtet beim Flüchtlingszuzug "ein Fass ohne Boden"

Stadträtin Andrea Haupt (CSU) trieb eine andere Frage um: Wenn man es geschafft habe, die Neuankömmlinge zu integrieren – würden anschließend die Plätze wieder neu belegt? Von Graber gab es dazu ein klares Ja, was die Stadträtin so kommentierte: Dann sei es "ein Fass ohne Boden".

Auch Stadträtin Andrea Haupt meldete sich bei dem Infoabend zu Wort.
Foto: Thomas Obermeier | Auch Stadträtin Andrea Haupt meldete sich bei dem Infoabend zu Wort.

Dazwischen kam immer wieder der Hinweis: "Es kommen Menschen!" Dazu der Aufruf an die Volkacher, sich in Helferkreisen für die Geflüchteten zu engagieren. Gebe es direkte Begegnungen, verschwinde auch die Angst, so die Argumentation mehrerer Rednerinnen und Redner.

Dimbacher will eine Unterschriftenliste zum Wohnheim starten

Die Skepsis aber blieb: "Andere Wertevorstellungen" wurden ebenso kritisiert wie die generell fehlende Integration. Ein Dimbacher kündigte an, eine Unterschriftenliste starten zu wollen, auf der man sich für oder gegen das Wohnheim aussprechen könne.

"Ich bin stolz auf die Volkacher!"
Bürgermeister Heiko Bäuerlein über den Verlauf des Abends 

Bedenken gab es auch, ob die Kindergartenplätze künftig reichen. Der Bürgermeister versprach: Volkach könne jedem Elternteil einen Krippenplatz und Kindergartenplatz anbieten. Es war ein großes bürgermeisterliches Versprechen: "Wer einen Platz braucht, wird einen Platz bekommen."

Zu Wort kam auch der Nachbar des Heims, der sich "sehr befremdet über das Verhalten" der Stadt zeigte, weil im Vorfeld niemand mit ihm gesprochen habe. Bäuerlein nahm den Vorwurf an und kündigte für den nächsten Tag eine entsprechende Kontaktaufnahme an. Dass am Ende noch Kritik wegen fehlender Transparenz aufkam, ließ Bäuerlein nicht auf sich sitzen: Gerade bei diesem Thema habe man "mit offenen Karten" gespielt.

Was auch für den Infoabend selbst galt, der insgesamt trotz des "spürbar aufgeladenen Themas" samt aller Emotionen so über die Bühne ging, wie man sich das vorstellt. "Ich bin", sagte Bäuerlein denn auch zum Schluss, "stolz auf die Volkacher!" Der Schlussapplaus bestätigte das.

 
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  • Fritz Heißwolf
    Thema „Schutzbedürftige“ Menschen. Könnte die MP vielen nochmal die Anerkennungsquoten aus den besagten Ländern publizieren ?
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  • Christa Steinmüller
    Was ich scheinbar total überlesen habe, ist, woher die Flüchtlinge eigentlich kommen sollen. Ist das bekannt?
    Nur rein so aus Neugier
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  • Barbara Herrmann
    Liebe Frau Steinmüller,
    das hatten wir in einem der früheren Artikel schon mal erklärt, darum war es wegen der Fülle an Infos und Fragen hier nicht nochmal genannt:

    Wer wird in die Gemeinschaftsunterkunft einziehen?

    Menschen, die nach ihrer Flucht in Deutschland ankommen, werden zuerst auf die Ankerzentren verteilt. Wer in Volkach künftig einziehen könnte, wurde zuvor in der Anker-Einrichtung in Geldersheim registriert. Dort befinden sich laut Maria-Antonette Graber vor allem Geflüchtete aus den Herkunftsländern Algerien, Armenien, Elfenbeinküste, Somalia und Afghanistan.
    https://www.mainpost.de/11607795

    Viele Grüße
    Barbara Herrmann
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  • Erich Spiegel
    Leider steht diesem User die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir diesen Kommentar nicht veröffentlichen.
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  • Norbert Meyer
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  • Erna Müller
    Natürlich ist es vor allem bei der aktuellen Politik ein Faß ohne Boden. Solange man dem nicht endlich keinen Riegel vorschiebt, strömen die Menschen nach. Die ärmsten sind sowieso in ihrem Land und können nicht weg. Bei den wachsenden Milliarden, die Unterbrinung das Sozialsystem verschlingt bleibt immer weniger Geld für effektivere Hilfe vor Ort und die richtig Bedürftigen gehen unter. Mit diesem weiter hilft man nur ein paar Ausgewählten, übernimmt sich und man hilft unter dem Strich weniger Menschen.
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  • Jochen Freihold
    Verehrte Frau Müller,
    man kann nur den Kopf schütteln über Ihre völlige Unkenntnis der Fakten. Stattdessen von rechts außen geschürte Ängste, Voreingenommenheit und Fremdenfeindlichkeit Ihr Fühlen und Denken prägen.

    Wir leben glücklicherweise in einem geradezu gelobten Land, in welchem mehr als die Hälfte des großen Bundeshaushalts für Sozialleistungen an die deutsche Bevölkerung gegeben wird. Nahezu einmalig auf der Welt. Uns allen, vor allem "richtig Bedürftigen", niemand etwas wegnimmt.
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  • Erwin Deppisch
    Wir leben glücklicherweise in einem geradzu gelobten Land,...
    NOCH!
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  • Erna Müller
    Ihrer Antwort lässt jeglichen Weitblick vermissen. Als hätte man Scheuklappen für das "hier" und "jetzt" auf alles andere wird komplett ignoriert. Nach dem Motto "solange der Wein aus dem Hahn im strömen läuft, ist doch alles prima...."
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  • Christa Bullmann
    Na ja Volkach hat knapp 10,000 Einwohner da verträgt man ein Wohnheim mit 100 Flüchtlingen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Johannes Bullmann, MPA
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  • Erich Spiegel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (Behauptungen ohne Beleg). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Gerlinde Conrad
    Herr Bullmann ich habe schon einmal nach MPA gefragt, aber keine Antwort bekommen! Sind Sie Main- Post-Agent oder Austräger? K.-H. Conrad
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  • Lisa Reschke
    Anschließend folgte ein weiterführendes Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, von der er im April 2014 mit dem akademischen Grad „Master of Public Administration“ graduierte. Ich hab das kopiert von seiner Biografie.
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  • Erich Spiegel
    Im Beitrag wurde behauptet: " Die Asylanten werden zusammengepfercht." Ich glaube nicht, dass dies stimmt, sondern dass das Landratsamt verantwortungsbewusst handelt. Wer das anders sieht kann gerne eine größere Wohnung für die Flüchtlinge anmieten und sich so als „guter Mensch“ erweisen. Natürlich auf eigene Kosten, denn der "gute Mensch" verteilt immer sein eigens Geld. Im Unterscheid dazu verteilt der "grüne, linke Gutmensch“ nicht sein eigenes Geld, sondern immer das Geld der Anderen.
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  • Erich Spiegel
    "ein Fass ohne Boden" sagt Stadträtin Andrea Haupt. Sie ist von der CSU, also unverdächtig, da die CSU bekanntermaßen keine Nazi Partei ist. Ich befürchte das gleiche wie Frau Haupt. Man kann es einem Flüchtling nicht verdenken, wenn er seine Familie z.b. aus einem Kriegsgebiet nachholt. Er wird keinen Antrag auf Zuzug stellen, sondern vollendete Tatsachen schaffen. Eines Tages stehen die Familienmitglieder in Volkach vor dem Rathaus. Hat man schon an eine Erweiterung desd geplanten Flüchtling Wohnheims gedacht?
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  • Jochen Freihold
    Erfreulich, dass die Info-Veranstaltung sachlich und hzarmonischz verlaufen i9st. Schließlich geht es ja um schutzbedürftige Menschen und nicht um wilde Tiere.

    Frage an die ängstlichen Kritiker, befürchten Sie auch einen ganzjährigen Zustrom von immer mehr Touristen aus aller Welt, wenn Volkach weiterhin so erfolgreich wirbt? Die hätte man ja gar nicht in Griff.
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