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Landkreis Kitzingen
Gesprengte Geldautomaten: So schützt die Raiffeisenbank Mainschleife – Steigerwald ihre Filialen und das weiß man über die Täter
Am 3. Juli und am 4. September wurden Geldautomaten der Genossenschaftsbank gesprengt. Das Institut hat darauf reagiert. Wo bekommen die Kunden künftig noch Bargeld?
Der Geldautomat in der Filiale der Raiffeisenbank in Abtswind wurde am 4. September gesprengt. Am Morgen lagen die Trümmer vor dem Gebäude.
Foto: Gerhard Krämer | Der Geldautomat in der Filiale der Raiffeisenbank in Abtswind wurde am 4. September gesprengt. Am Morgen lagen die Trümmer vor dem Gebäude.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:24 Uhr

Manfred Weber ist der Schock noch immer anzumerken: Am 3. Juli in Rüdenhausen und am 4. September in Abtswind haben Unbekannte zwei Geldautomaten der Raiffeisenbank Mainschleife – Steigerwald gesprengt. Die Täter waren rücksichtslos und kaltschnäuzig, die Schäden beträchtlich – und die Beutesummen gering. Doch dem Vorsitzenden des Bankvorstands geht es auch um die Menschen, die angesichts der Wucht der Sprengungen in Gefahr geraten waren. Weber spricht von "schlimmen, furchtbaren Ereignissen". Er selbst stammt aus Greuth, es liegt in der Nähe der Tatorte. "Das ist meine alte Heimat; ich kenne viele Leute dort."

Die Genossenschaftsbank hat nach der zweiten Sprengung mit drastischen Mitteln reagiert: Sie hat die Bargeldbestände in allen Geldautomaten reduziert. Außerdem hat sie die in Escherndorf, Kleinlangheim, Prichsenstadt, Prosselsheim, Sickershausen und Stammheim "bis auf Weiteres" außer Betrieb genommen, wie sie Mitte September in einem Schreiben mitteilte.

Aus "bis auf Weiteres" wird nun in den genannten Orten ein Dauerzustand, erklärt Weber auf Anfrage der Redaktion. Dazu kommt, dass die stark beschädigte Filiale in Abtswind zwar wieder aufgebaut und in Betrieb genommen wird, aber künftig ohne Geldautomaten und ohne Kontoauszugsdrucker. Das erklärt die Bank Ende Oktober per Flugblatt ihrer Kundschaft in Abtswind.

Nur für Prichsenstadt habe der Bankvorstand beschlossen, den Automaten dort während der Geschäftszeiten der Filiale wieder zu öffnen, sagt Weber. Doch wird er jeden Abend entleert und abgedeckt, um deutlich zu signalisieren: Hier ist nichts zu holen.

Weber will die Mitglieder und die Kundschaft offen über die Beweggründe der Bank informieren. Die Raiffeisenbank Mainschleife – Steigerwald habe mit über 20 Geldautomaten in ihrem Geschäftsgebiet ein sehr dichtes Netz unterhalten. Und auch nach den Schließungen sind 16 Automaten erhalten geblieben, so dass sich die Wege für die Kundinnen und Kunden nicht übermäßig verlängern. 

Weber: "Täter haben nur ganz, ganz wenig Beute gemacht"

Ein Arbeiter trägt ein deformiertes Teil aus der Raiffeisenbank in Rüdenhausen auf einen Anhänger. Am 3. Juli haben Unbekannte dort den Geldautomaten gesprengt.
Foto: Andreas Stöckinger | Ein Arbeiter trägt ein deformiertes Teil aus der Raiffeisenbank in Rüdenhausen auf einen Anhänger. Am 3. Juli haben Unbekannte dort den Geldautomaten gesprengt.

Die Automaten, die wenig genutzt würden und die zugleich das größte Sicherheitsrisiko darstellen, seien abgeschaltet worden. Andernorts werde der Geldbestand deutlich reduziert mit der Folge, dass auch einmal ein Kunde vor einem leeren Automaten stehen könnte. Doch Weber erklärt, dass solche Maßnahmen auch der Abschreckung dienten. Im Fall der beiden gesprengten Automaten in Rüdenhausen und Abtswind hätten die Täter "nur ganz, ganz wenig Beute gemacht". 

Eine weitere Sicherheitsmethode: Die Raiffeisenbank hat seit Monaten Einfärbungsgeräte bestellt, die die Geldscheine in den Automaten mit Farbe verschmutzen, sollte ein Automat geknackt werden; das Geld wird damit unbrauchbar. Doch Weber zufolge gibt es für diese Geräte nur wenige Hersteller und daher lange Lieferfristen. All diese Schutzmaßnahmen kosten am Ende richtig Geld.

Zusätzlich hat die Genossenschaftsbank von der Polizei eine Risikoanalyse erstellen lassen und sich Berater ins Haus geholt. Hinzu kommt Druck aus Berlin: Der Gesetzgeber hat die Banken in Deutschland aufgefordert, freiwillig Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen, sonst würden sie per Gesetz angeordnet. Trotz all dem: "Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz", sagt Weber unumwunden. 

Hohes Risiko für Filialen in der Nähe der Autobahn

Tatort Abtswind: Polizeiautos vor der Filiale der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald nach der Sprengung des Geldautomaten.
Foto: Gerhard Krämer | Tatort Abtswind: Polizeiautos vor der Filiale der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald nach der Sprengung des Geldautomaten.

Rüdenhausen und Abtswind zum Beispiel seien durch die Nähe zur A3 einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Nach allem, was Weber bisher von der Polizei über das Vorgehen der Täter weiß, handelt es sich um international agierende Banden, die entlang der Autobahnen zuschlagen. Die Mitglieder seien professionell ausgebildet, hätten genaue Kenntnisse über die Automaten und entsprechendes Werkzeug und Sprengstoff dabei.

Sie kämen mit PS-starken Boliden und geschulten Fahrern, die selbst Polizeifahrzeugen entkommen könnten, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Außerdem würden die Täter vorher ausspähen, wo die nächste Polizeidienststelle sei, und sie würden die Tat minutiös planen. Ihr Vorgehen sei dreist und rücksichtslos.

Fehlendes Personal trägt zur Reduzierung des Filialnetzes bei

Es sind nicht nur diese Anschläge, die bei der Raiffeisenbank Mainschleife – Steigerwald dazu führen, ihr Geschäftsstellen-Konzept zu überdenken. Bei der Vertreterversammlung im Juli sprach Weber bereits von "moderaten Anpassungen in den nächsten Jahren". 2024 wird die Bank ihr Filialnetz neu planen. Ziel ist aber laut Weber: "Wir bleiben nahe am Kunden." Im Gespräch jetzt verdeutlicht der Bank-Chef: "Wir kommen von einem hohen Niveau und wollen das auch halten." 

Doch die Bank müsse auf die aktuelle Entwicklung reagieren: Manche Geschäftsstellen oder Automaten würden immer weniger genutzt. Seit Corona habe sich zudem der Trend zur Kartenzahlung deutlich erhöht, was die Bargeld-Abhebungen nochmals reduziert habe. 

Ein einziges Trümmerfeld: So sah es nach der Geldautomatensprengung am 3. Juli vor der Raiffeisenbank in Rüdenhausen aus.
Foto: Andreas Stöckinger | Ein einziges Trümmerfeld: So sah es nach der Geldautomatensprengung am 3. Juli vor der Raiffeisenbank in Rüdenhausen aus.

Und dann ist da noch ein "Riesen-Thema", wie Weber sagt: der sich verschärfende Personalmangel. Bald gehen die Babyboomer-Generationen in Rente; davon kann auch die Raiffeisenbank ein Lied singen. "Extrem viele langjährige Kräfte gehen in den nächsten Jahren", sagt Weber. Man werde es schlichtweg nicht mehr schaffen, jede Filiale dauerhaft mit Beschäftigten zu besetzen.

Sein Fazit: "Wir können unser Netz so nicht aufrechterhalten", sagt Weber, "aber unsere Filialnetzdichte ist und bleibt verglichen mit anderen Banken über dem Durchschnitt."

 
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Kommentare
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  • Peter Koch
    Wenn man ganz sicher sein will, dass eine Bank nicht ausgeraubt werden kann muss man sie schließen. Mir scheint, dass die Raiffeisenbank Mainschleife – Steigerwald mit dieser Logik an die Sache herangeht.
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