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Abtswind
Geldautomat in Abtswind gesprengt: Explosion weckte viele Anwohner und verursachte hohen Schaden
Augenzeugen berichten vom Vorgehen der Täter bei der Sprengung eines Geldautomaten in Abtswind. Wie geht es mit der Bank-Filiale weitergeht, ist offen.
Der Geldautomat in der Filiale der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald in Abtswind ist in am frühen Montagmorgen gesprengt worden. Der Schaden ist enorm.
Foto: Gerhard Krämer | Der Geldautomat in der Filiale der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald in Abtswind ist in am frühen Montagmorgen gesprengt worden. Der Schaden ist enorm.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:18 Uhr

Vor zwei Jahren war es der Geldautomat in Castell, vor zwei Monaten der in Rüdenhausen: Jetzt ist in der Nacht auf Montag der Geldautomat der Filiale der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald in Abtswind (Lkr. Kitzingen) gesprengt worden.

Mehrere bisher unbekannte Täter hatten den Geldautomaten in der Hauptstraße gegen 4.40 Uhr mit Sprengstoff gesprengt. Das Bayerische Landeskriminalamt in München ermittelt.

Familie mit vier Kindern im Gebäude der Bank in Abtswind bliebt trotz Sprengung unverletzt

Am Morgen nach der Tat wurde in Abtswind der Schaden sichtbar. Polizei und Feuerwehr waren vor Ort im Einsatz. Auch Bürgermeister Jürgen Schulz besuchte den Tatort und zeigte sich erschüttert.

Die Wucht der ersten Sprengung war enorm. Ein Teil des Türrahmens der Bank flog gut 35 Meter weit über den Marktplatz in Abtswind. Panzerglasplatten des Eingangsbereiches kamen vorher zum Liegen. Die Fläche vor der Bank war mit Trümmern übersät.

Die gute Nachricht für die Menschen in Abtswind: Der sechsköpfige Familie, die im Obergeschoss des betroffenen Hauses wohnt, ist nichts passiert. Das liege auch an der robusten Bauweise des Hauses, das die Bank selbst vor 25 Jahren errichtet hatte, sagt Altbürgermeister Klaus Lenz, der selbst in der Hauptstraße wohnt. Er hatte den Knall in der Nacht gehört und eine Druckwelle bemerkt.

Anwohner in Abtswind beobachtet Täter bei einer Sprengung

Martin Koos ist ebenfalls Ohren- und Augenzeuge der Geldautomaten-Sprengung. Ihn hatte in der Nacht ein Knall geweckt. Zuerst habe er gedacht, im Wohnzimmer sei etwas kaputt gegangen, sagt er. Dann wären Schreie auf dem Marktplatz dazu gekommen. So sei ihm rasch bewusst gewesen, was passiert sein musste.

Der Geldautomat in der Abtswinder Filiale der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald ist am frühen Montagmorgen gesprengt worden.
Foto: Gerhard Krämer | Der Geldautomat in der Abtswinder Filiale der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald ist am frühen Montagmorgen gesprengt worden.

Während die Frau von Martin Koos die 110 wählte, beobachtete er nach eigenen Angaben, wie die Täter nach der Sprengung des Geldautomaten auch die Fensterscheibe des Büros von Raiffeisenbank-Filialleiter Uwe Hering sprengten.

Dazu hätten drei schwarz gekleidete Männer ein Päckchen an der Scheibe angebracht, eine Zündschnur abgespult, sich hinter der Treppe eines angrenzenden Gebäudes verschanzt und die Schnur angezündet. Nach dem Bersten der Scheibe seien die Täter in den Raum eingedrungen, um vermutlich die Geldkassetten des Automaten zu leeren.

Die Täter ließen sich offenbar durch nichts stören. Selbst der Zuruf eines Anwohners, dass die Polizei komme, störte sie nicht, wie sie auf Deutsch mit womöglich osteuropäischem Akzent mitgeteilt hätten, sagt Anwohner Koos. Die Täter schickten demnach noch ein "Fuck You" hinterher.

Handyvideo einer Anwohnerin zeigt die Flucht der Automatensprenger in Abtswind

Nach dem zweiten Knall sei ein dunkles Fahrzeug vorgefahren, berichtet Martin Koos. Damit hätten die Täter ihre Flucht in Richtung Rüdenhausen angetreten.

Von der Flucht gibt es ein Handyvideo, dass eine weitere Nachbarin aufgenommen hat. Es zeigt, wie die Täter, die Stirnlampen tragen, in einen Audi steigen und in Richtung Unteres Tor in Abtswind davonfahren. Die ganze Aktion dauerte nach Einschätzung der Zeugen etwa fünf Minuten.

Sprengung von Geldautomaten in Bayern: Ein Delikt mit Rekordwert

Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat sich die Problematik mit gesprengten Geldautomaten im vergangenen Jahr deutlich verschärft. Mit 37 Geldautomatensprengungen gab es im vergangenen Jahr in Bayern einen Rekordwert (2020: 24 Sprengungen, 2021: 17 Sprengungen). Auch bundesweit gab es vergangenes Jahr einen Rekordstand (493). Die Täter erbeuteten insgesamt etwa 3,1 Millionen Euro.

Während die Zahl der traditionellen Banküberfälle deutschlandweit laut Bundeskriminalamt von mehr als 1.600 im Jahr 1993 auf 28 im Jahr 2021 stark gesunken ist, nimmt das Sprengen von Geldautomaten erheblich zu. Zwischen 2006 und 2021 hat sich die Zahl von 30 auf knapp 400 mehr als verzehnfacht.

Sprengung des Geldautomaten schleuderte Trümmer auf den Marktplatz in Abtswind

Nach der Sprengung eines Geldautomaten in Abtswind waren am frühen Montagmorgen Ermittler der Polizei im Einsatz. Auf dem Marktplatz lagen Trümmer von der Explosion.
Foto: Gerhard Krämer | Nach der Sprengung eines Geldautomaten in Abtswind waren am frühen Montagmorgen Ermittler der Polizei im Einsatz. Auf dem Marktplatz lagen Trümmer von der Explosion.

In Abtswind trafen nach der Alarmierung trafen mehrere Polizeifahrzeuge ein. Der Tatort wurde abgesperrt, die Feuerwehr sperrte die Ortsdurchfahrt. Am späten Morgen hat dann ein Statiker hat das Haus in Augenschein genommen und nach ersten Informationen vor Ort sein Okay gegeben. Die Bewohner können damit in ihrer Wohnung bleiben.

Vor Ort war auch Martin Weber, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald. Zum Glück sei niemand verletzt worden, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Die Täter hätten eine sehr niedrige Beute mitgenommen, weil man nach der Sprengung des Geldautomaten in Rüdenhausen im Juli sehr intensiv an einem Sicherheitskonzept gearbeitet habe, sagt Weber. So habe die Bank die Geldbeträge in den Automaten reduziert. Eine Möglichkeit zum Einfärben von Geldscheinen sei in Auftrag gegeben worden, doch die Umsetzung dauere. Die Höhe des Sachschadens müsse ein Gutachter ermitteln. Weber rechnet aber mit einem Betrag im „sehr hohen fünfstelligen Bereich“.

Ob die Raiffeisenfiliale in Abtswind erhalten bleibt, will die Bank zunächst prüfen

Mancher in Abtswind rechnet nun mit einer dauerhaften Schließung der Filiale der Raiffeisenbank. Das werde man jetzt sehr sorgfältig analysieren, sagt der Vorstandsvorsitzende Weber. Es sei zu früh, eine Aussage zu treffen. Die Raiffeisenbank Mainschleife-Steigerwald betreibt insgesamt 21 Geschäftsstellen.

Am frühen Montagnachmittag zog die Spurensicherung der Polizei in Abtswind ab. Die Aufräumarbeiten begannen. Die Raiffeisenbank-Filiale bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die nächstgelegene befindet sich in Wiesentheid.

 
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  • Gerhard Ziegler
    In Holland wurde die Anzahl der Geldautomaten von ca. 8000 Automaten in 2010 auf nur noch ca. 800 Automaten in 2021 reduziert. Das spart auch Geld. Während in Deutschland die Zahl der Automaten in 2010 bei ca. 56.000 lag und in 2021 immer noch bei ca. 55.000 liegt. Einfach mal durchrechnen, in welchem Land mehr zu Lasten der Kunden gespart wird.
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/476075/umfrage/anzahl-der-bankautomaten-in-den-niederlanden/
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6703/umfrage/anzahl-der-geldautomaten-in-deutschland-seit-dem-jahr-1996/
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  • Klaus Fiederling
    Gott sei Dank ist der Familie nichts passiert. Zu diesem Fall muß ich sagen, was ein bekannter von mir schon längere Zeit gesagt hatte: "Die Dummheit der Menschheit nimmt stündlich zu!"
    und das beweißt sich auch in diesem Fall mit der Sprenung des Geldautomaten der Raiba.
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  • Klaus Kiesel
    Das Problem "Geldautomaten Sprengung" ließe sich relativ einfach lösen - wie das Beispiel Holland zeigt: Schreibt den Banken vor, Klebe-oder Farbpatronen Sicherungen einzubauen!
    Das reduziert die Attraktivität dieser Masche gegen null.
    Solange es für die Banken billiger ist, die Versicherungsprämien zu zahlen als diese Sicherungen einzubauen, scheren sie sich wenig um die erhebliche Verletzungsgefahr für die Menschen.
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  • Harry Amend
    Genauso ist es denn die Banken machen nie was freiwillig, hat man ja beim Online Banking gesehen. Da musste erst die EU was erlassen damit die Banken die Sicherheit erhöhen und trotzdem versuchen Banken heute noch bei Ungereimtheiten die Schuld nur auf der Kunden abzuwälzen.
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