zurück
Landkreis Kitzingen
Baustellen auf der A 3 und im Landkreis Kitzingen: Droht im weiten Umkreis jetzt das absolute Verkehrschaos?
2023/24 reiht sich im Landkreis Baustelle an Baustelle. Wegen des Autobahnausbaus werden wichtige Nord-Süd-Verbindungen gekappt. Wie könnten Lösungen aussehen?
Einfahrt zur sogenannten Panzerstraße im Kitzinger Klosterforst: Für die Allgemeinheit ist sie gesperrt, als Umleitungsstrecke für die Linien- und Schulbusse könnte sie aber geöffnet werden.
Foto: Barbara Herrmann | Einfahrt zur sogenannten Panzerstraße im Kitzinger Klosterforst: Für die Allgemeinheit ist sie gesperrt, als Umleitungsstrecke für die Linien- und Schulbusse könnte sie aber geöffnet werden.
Andreas Brachs
 und  Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:33 Uhr

Der Abriss der A3-Brücke zwischen Großlangheim und Hörblach und die Kappung der Kreisstraße KT 12 sind nicht mehr aufzuhalten. Die Brücke steht dem Fortschritt im Weg und muss dem sechsspurigen Ausbau der Autobahn 3 weichen. Von diesem Freitag, 2. Dezember, an wird die Brücke nicht mehr zur Verfügung stehen. Das hat weitreichende Folgen für den Landkreis-Verkehr von Nord nach Süd. Denn entweder zwängt er sich künftig über das schmale Brücklein der KT 11 bei Haidt, oder er wählt die große Schleife über Kitzingen und von dort zurück Richtung Schwarzach.

Heikel wird es, wenn auch die Brücke der KT 11 abgerissen wird. Auch sie muss für die Verbreiterung der A3 fallen – die Frage ist: wann? Geht es nach der Arbeitsgemeinschaft (Arge) A3, die den Ausbau mit Hochdruck vorantreiben muss, um vom Bund nicht mit Vertragsstrafen belegt zu werden, soll das im September 2023 passieren. Bis dahin ist der Brückenneubau der KT 12 über die Autobahn bei Hörblach aber vermutlich noch nicht fertig.

Offiziell ist von einer Bauzeit bis Mai 2024 die Rede. Eine weitere alternative Nord-Süd-Verbindung wäre damit zum Teil zeitgleich über Monate gekappt. Und schließlich muss auch die Unterführung der Autobahn an der Ausfahrt Kitzingen/Schwarzach für den Umbau immer wieder für Wochen gesperrt werden. Der Verkehr wird entweder umgeleitet oder einseitig per Ampel geregelt. Droht dem Landkreis also das totale Verkehrschaos?

Panzerstraße soll Abkürzung für den Linien- und Busverkehr werden

Das Landratsamt und die Stadt Kitzingen versuchen, sich dagegen zu stemmen und Kompromisse mit den Autobahnbauern zu finden. Ein Lichtblick: Der Kitzinger Oberbürgermeister Stefan Güntner gab Anfang der Woche überraschend bekannt, dass die Stadt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz BImA, eine etwa 13 Hektar große Fläche im Klosterforst abkaufen wolle. Die sogenannte Panzerstraße gäbe es quasi als Bonus obendrauf, zumindest rund zwei Drittel dieser Trasse, die als mögliche Umleitungsroute eine Rolle spielt.

Baustellen auf der A 3 und im Landkreis Kitzingen: Droht im weiten Umkreis jetzt das absolute Verkehrschaos?

Auf ihr könnte zumindest der eng getaktete und sensible Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) rollen. So erklärte es Landrätin Tamara Bischof in einem Gespräch mit der Redaktion. Die seit Jahren verfallende Straße könnte provisorisch so hergerichtet werden, dass ab Frühjahr/Sommer 2023 Linien- und Schulbusse darüber fahren könnten. Mehr ist aufgrund des Zustands der Strecke und wegen der Nutzung durch die Bayerischen Staatsforsten nicht möglich. Um andere Verkehrsteilnehmer auszuschließen, sollen Schranken mit Chipsystemen eingebaut werden, die nur die berechtigten Busse passieren ließen.

Die Verhandlungen mit der BImA sind nach Worten von OB Güntner weit gediehen; der Deal könnte demnächst über die Bühne gehen. Ist die Stadt erst einmal in Besitz der Panzerstraße, will sie sie laut Güntner "bereitwillig" als Umleitungsstrecke zur Verfügung stellen. Allerdings fordern Stadt und Landkreis, dass die Arge A3 die Ertüchtigung der Strecke übernimmt. Von dort kommen tatsächlich Signale, die zur Hoffnung berechtigen, wie Bischof und Güntner unisono berichten. So wäre zumindest eine Hürde genommen. Eine weitere wartet in Gestalt der Bayerischen Staatsforsten, denen der andere Teil der Straße gehört. Nach Worten Bischofs sind die Staatsforsten nicht bereit, ihr Teilstück zu verkaufen. Außerdem wolle die Forstbehörde nur eine zeitlich begrenzte Nutzung der Straße als Umleitung zulassen – für die Dauer der Baustellen. 

Naturschutz gibt grünes Licht für die Nutzung der Panzerstraße

Bei einem Treffen vergangene Woche im Kitzinger Rathaus tauschten sich Vertreter von Stadt und Landratsamt mit den Experten des Autobahnkonsortiums Arge, des Staatlichen Bauamts und der Staatsforsten aus. Das Ergebnis: Alle sind gewillt, Auswege aus der verfahrenen Situation zu finden. So hat auch die am Landratsamt angesiedelte Untere Naturschutzbehörde grünes Licht dafür gegeben, dass der Busverkehr die Panzerstraße nutzen kann. Der Zeitplan bis zu ihrer Öffnung ist sportlich, denn bis spätestens Februar muss der Pflanzenrückschnitt abgeschlossen sein. So fordert es das strenge Naturschutzgesetz. Und dann müssen auch die offenen Schlaglöcher der Betonpiste verfüllt werden.

Eine Schranke gab es früher auf halbem Weg der Panzerstraße durch den Klosterforst. Bald könnten neue Absperrungen eine unbefugte Nutzung verhindern.
Foto: Barbara Herrmann | Eine Schranke gab es früher auf halbem Weg der Panzerstraße durch den Klosterforst. Bald könnten neue Absperrungen eine unbefugte Nutzung verhindern.

Aber was passiert mit dem Individualverkehr zwischen Nord und Süd? Mit Pendlern, Berufsfahrern, dem Auto- und Schwerverkehr? Sie alle müssen sich über die offizielle Umleitung zwängen, die von Großlangheim zur Kreuzung am Kitzinger Franken-Gusswerk führt (Staatsstraße 2272) und von dort weiter auf die Staatsstraße 2271 in Richtung Hörblach. Ob die ampelgeregelte Kitzinger Kreuzung, die zu Stoßzeiten morgens und abends schon jetzt an Grenzen stößt, den zusätzlichen Verkehr aufnehmen kann, muss die Praxis zeigen.

Die tritt schneller ein als gedacht. Denn schon ab Freitag, 2. Dezember, 10 Uhr, wird die Kreisstraße KT 12 zwischen Großlangheim und Hörblach auf Höhe der Autobahn unterbrochen sein. Die A3 selbst wird für den Brückenabriss von Samstagabend, 20 Uhr, bis voraussichtlich Sonntagfrüh, 10 Uhr, zwischen den Anschlussstellen Kitzingen/Schwarzach und Wiesentheid voll gesperrt.

Ausbau der A 3 verursacht Stress auf den Umleitungsstrecken

Ein weiterer Stresstest wird den Autofahrern bevorstehen, wenn die Kreuzung am Gusswerk im nächsten Jahr dichtgemacht wird. Von Mai 2023 an baut die Stadt Kitzingen an dieser Stelle den mit dem Betreiber des Technologieparks ConneKT vereinbarten Kreisverkehr. Daran wird dann auch der noch fehlende Teil der Nordtangente angebunden. Gesperrt werden muss die Kreuzung allerdings erst, wenn das Staatliche Bauamt seinen Teil der Arbeiten an der Staatsstraße 2272 zwischen Kitzingen und Großlangheim erledigt. Dies wird laut OB von September 2023 an der Fall sein und soll etwa drei bis vier Monate dauern. Dann müsste die Umleitung einen noch weiteren Bogen schlagen: von Großlangheim über Rödelsee nach Kitzingen und umgekehrt.

Ausgerechnet zu dieser Zeit wird nach den Plänen der Autobahnbauer die noch bestehende Brücke über die A3 bei Haidt abgebrochen. Damit wäre die Ausweichstrecke zwischen Kleinlangheim und Haidt unterbrochen. Die Landrätin dringt darauf, dass es bis dahin die neue Brücke über die A3 bei Großlangheim schon gibt, auch die Arge A3 strebt das an. Fest zusagen möchte das aufgrund der vielen Risiken und Unwägbarkeiten am Bau heute keiner.

Baustellen und Umleitungen: Viele Fragen bleiben offen

Wer sich mit der Verkehrsführung im Landkreis befasst, dem springen derzeit viele Fragezeichen entgegen. Werden die Busse trotz Umleitungen und Staus noch pünktlich ihre Anschlüsse erreichen? Was ist mit den Radpendlern oder den Landwirten, die Felder links und rechts der Autobahn bewirtschaften? Deren Situation kommt im aktuellen Szenario noch gar nicht vor. Und wie wirkt sich der zusätzliche Schienenersatzverkehr auf den Straßen auf, wenn im Sommer 2023 die Bahn für Monate die Strecke zwischen Nürnberg und Würzburg sperrt?

Nicht auf alles wissen die Expertinnen und Experten eine Antwort. Vieles wird die Praxis regeln. Manche Ortskundige werden sich auf Schleichwegen bewegen. Fest steht aber auch: Es wird Nadelöhre geben, an denen Geduld gefragt ist. Denn so viele Alternativen gibt es nicht, um im Landkreis zügig von Nord nach Süd oder umgekehrt zu kommen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Großlangheim
Kleinlangheim
Andreas Brachs
Eike Lenz
Autofahrer
Baustellen
Brücken
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Pendler
Stadt Kitzingen
Stefan Güntner
Tamara Bischof
Verkehr im Landkreis Kitzingen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • E. H.
    was soll denn das ganze Gejammere

    wenn die Infrastruktur nicht verbessert, instandgesetzt oder teilweise neu gebaut wird, dann kann mann irgendwann nicht mal mehr mit seinem Auto aus der Garage fahren. Natürlich müssen viele Pendler aussen rum fahren, dafür hat man eben jahrzehntelang die kurzen Wege genossen.
    Das ist über viele KM an der ganzen BAB so mit den Umwegen und nicht nur im LK KT.

    Und wenn es in kleinen Abschnitten, oder nur einseitig mit den Baustellen erfolgt, dann kostet es viel mehr und dauert noch viel länger. Dann wird auch gejammert.

    Aber wehe nach dem Winter ist auf der Pendlerstrecke ein Schlagloch, dann wird sofort ein Leserbrief verfasst, weil nichts unternommen wird.

    Ich musste vor vielen Jahren jeden Tag 20 Km einfach = 40 KM täglich Umweg in Kauf nehmen.

    Also eine Viertelstunde früher aufstehen, dann klappt das auch.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • N. K.
    Es ist ja noch nicht einmal die Strecke von Kleinlangheim nach Haidt (offiziell) offen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    Die ist aber auch nicht offiziell gesperrt. Freigegeben bis zur Baustelle und da darf man rechts abbiegen. Dass der Bau der U-Bahn in Kleinlangheim so lange dauert ist aber echt schlimm.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. K.
    Zusätzlich hat man noch das Problem des Baustellenverkehrs, der oft genau so von Nord nach Süd, bzw. in die andere Richtung verkehrt. Bei den Erdbewegungsarbeiten werden zum Transport Traktoren eingesetzt, die früh morgens zu Arbeitsbeginn im Konvoi den Pendlerverkehr ausbremsen ..
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. F.
    Wer plant denn sowas?

    Klar, es muss gemacht werden aber diese Umstände/ Zustände sind schon krass.

    Man denke auch an Notfälle etc.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten