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KITZINGEN
Sieben Ampeln in sieben Minuten
Die B8 hat in Kitzingen sehr viele Fahrzeuge durchzuschleusen. Damit die Blechlawine auch zu den Stoßzeiten einigermaßen zügig durchkommt, regelt ein Verkehrsrechner die Ampelschaltungen.
Foto: Harald Meyer | Die B8 hat in Kitzingen sehr viele Fahrzeuge durchzuschleusen. Damit die Blechlawine auch zu den Stoßzeiten einigermaßen zügig durchkommt, regelt ein Verkehrsrechner die Ampelschaltungen.
Harald Meyer
Harald Meyer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:37 Uhr

Der Wutfaktor mancher Autofahrer ist hoch, wenn die Rede auf Ampeln in Kitzingen kommt. Da sehen einige Tiefrot. Speziell bei den Anlagen auf der B 8, die sich angeblich der grünen Welle verweigern. Dem gefühlten Ewig-nicht-Vorankommen setzt das für die B 8 zuständige Staatliche Bauamt Würzburg Zahlen entgegen: Seit der Verkehrsrechner die 3,8 Kilometer durch Kitzingen steuert, sei die Fahrzeit von zwölf auf sieben Minuten verkürzt.

Selbstversuche mit Handicap

Acht Selbstversuche zeigen, dass die zeitliche Auswertung der B-8-Tour so falsch nicht ist. Zwischen sechs und achteinhalb Minuten dauerte der Trip – mit sieben Ampeln und trantütigen Autofahrern als Bremse. Allerdings: Die schnelle Durchreise gibt's nicht zur Hauptverkehrszeit und auch dann nicht, wenn Staus auf der Autobahn massenhaft Verkehr auf die B 8 drücken.

Doch auch wenn sich eine Blechlawine durchschiebt, tut der Verkehrsrechner – ein „Kind“ von Stadt und Staatlichem Bauamt – seine Pflicht. Der Computer steuert 19 Ampeln und versucht, eine grüne Welle für bestimmte Bereiche zu schalten. Weil die freie Fahrt – vor allem in der Siedlung – aber nicht so reibungslos funktioniert, zweifelt mancher Ich-sehe-dauernd-Rot-Kritiker an der Intelligenz des Rechners.

Kontaktschleifen füttern Computer

Allerdings hat der mit Handicaps zu kämpfen. Vor allem mit einem: Nicht nur auf den Hauptdurchgangsstraßen ist viel los, sondern auch auf Seitenstraßen. Und weil da die Autofahrer nicht ewig warten wollen, wird's auch auf der B 8 oder der Nordtangente Rot – egal, ob die Ampel vorher Grün zeigte.

Trotzdem, und das zeigen auch die Selbstversuche, macht der Rechner seinen Job nicht schlecht – mit Hilfe der Kontaktschleifen im Asphalt. Die sagen dem Computer, was wo anrollt. Und damit möglichst viele Gefährte möglichst schnell über die Hauptrouten kommen, bilde der Rechner „Pulks, die er versucht durch die Streckenzüge zu schicken“, so das Staatliche Bauamt.

Hoffen auf die grüne Welle

Die Betonung liegt dabei auf „er versucht“. Rollt beispielsweise ein Langsamfahrer im Pulk mit, reißt der eine Lücke, auf die der Rechner – aus seiner Sicht – richtig reagiert: Weil die Schleife kein Auto zeigt, gibt er den Verkehr von den Nebenstraßen frei: Schluss mit grüner Welle.

Die ist manchmal aber auch deswegen weg, weil die Steuerung der Ampeln ein Extra für Nebenstraßen hat. Die kriegen in regelmäßigen Abständen Grün – selbst dann, wenn es auf der B 8 lange Rückstaus gibt oder Umleitungsverkehr von der Autobahn für Spitzen sorgt. Auf das Manko will das Bauamt reagieren: „Hier wird über eine weitere Verbesserung durch einen Ausbau des Verkehrsrechners nachgedacht.“

Ärger über nächtliches Rot

Ein ewiges Ärgernis für Ungeduldige ist der Nachtbetrieb der Ampeln: Mitten in der Nacht, null Verkehr und trotzdem Stopp bei Rot – da wird mancher sauer. Das Fluchen auf den Rechner ist aber vergebens. Der schlummert ab 20 Uhr und jede Ampel macht laut Bauamt ihr eigenes Ding. Gewinner sei die Hauptrichtung der B 8, die auf „Dauergrün“ sei. Das wird aber zu Rot, wenn auf den Nebenstraßen jemand anrollt.

Der nächtliche Ampelbetrieb ist laut Schreiben des Bauamts kein Alleingang der deshalb oft geschmähten Stadt Kitzingen: Auch Verkehrsbehörde, Staatliches Bauamt und Polizei hätten das so gewollt – der Sicherheit zuliebe. Und zu der gehört auch mal ein Stopp bei Rot – der für manchen gefühlt zu lang ist. Wie schreibt das Staatliche Bauamt: „Die Kritiker vergessen leider immer die hohen Wartezeiten, bevor der Verkehrsrechner installiert wurde.“

 
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  • C. W.
    Das ganze erinnert mich an den Film "Der General" mit Buster Keaton. In der Schlussszene soll ein Zug über eine Brücke fahren. Die Beteiligten wollen mit dem Zug nicht über die Brücke fahren, weil sie befürchten, dass die Brücke dies nicht aushält.
    Dann kommt die große Stunde des verantwortlichen Generals. "Und ich befehle, dass die Brücke hält" ruft er. Befehl ist Befehl und wird befolgt. Das Ergebnis ist bekannt.
    Und so ist es mit der grünen Welle in Kitzingen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    ... in Kitzingen gab es noch nie ansatzweise eine "grüne Welle" u. der erwähnte Verkehrsrechner ist für mich ein toter Holzkugel-ABAKUS ! Ampeln die bei Anäherung prinzipiell auf ROT schalten oder in der Nacht auf ROT schalten, ohne dass ein Querverkehr vorhanden ist. Warum die Ampeln nachts nicht abgeschaltet werden, wie in stark befahrenen Würzburg, ist ein Rätsel. Ein fließender Verkehr (Grüne Welle) wird durch die Unfähigkeit der Verantwortlichen verhindert. Sie sollten besser im Weinberg arbeiten, als zu versuchen eine Ampelsteuerung einzurichten. Hier ist das gleiche Versagen zu sehen, wie bei der StrafVerfolgung der illegalen über 12 Tonnen LKW-Durchfahrern, die trotz Durchfahrverbot ungestraft als Autobahnabkürzer durchbrettern. ca. 400 - 700 *am Tag* !
    Es gibt keine 75 Km Regelung für diese LKW ! Und Ausreden-Kaffeetrinker sind keine Anlieger. Das Bußgeld für illegale Durchfahrer ist lt. Katalog 75.- Euro ! ! Hallo LANDWEHRSTRASSE unternehmt was, oder kneift ihr ?
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  • C. H.
    Nein, kein Schreibfehler im Titel. Ich muss jeden Morgen durch Kitzingen. Da ist von irgendeinem Rechner nichts zu spüren. Die Ampel an der man steht wird grün, die nächste kurz bevor man da ist rot. Egal ob man zügig losfährt oder ein Sattelzug sich bemüht auf Tempo zu kommen. Vor allem für LKW ist es die blanke Qual. Kaum auf 45km/h gekommen wird es vor ihm rot...und das durch ganz Kitzingen. Ich habe seit DREI Jahren nicht einmal eine grüne Welle erlebt. Aber sehr oft, dass die B8 rot bekommt, obwohl kein Querverkehr an der Ampel steht, kein Abbieger entgegenkommt oder gar ein Fußgänger den Knopf gedrückt hätte.
    Katastrophe!
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