zurück
Albertshofen
Schärfere Kontrolle bei Grundwasser: Behörden verpassen Gemüsebauern in Albertshofen neue Auflagen für Bewässerung
Die wachsende Trockenheit lässt die Ämter genauer hinschauen, mit wie viel Wasser die Gärtner im Kitzinger Gartenland ihre Felder beregnen. Das sind die Einschränkungen.
Wasserrohr auf einem Feld bei Albertshofen: Die Betriebe der Gärtnergemeinde im Landkreis Kitzingen nutzen Grundwasser aus Brunnen für ihre Felder.
Foto: Patty Varasano | Wasserrohr auf einem Feld bei Albertshofen: Die Betriebe der Gärtnergemeinde im Landkreis Kitzingen nutzen Grundwasser aus Brunnen für ihre Felder.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 15.05.2024 02:48 Uhr

Auch wenn die Regenfälle seit Wochen anderes suggerieren: Langfristig ist es in Unterfranken zu trocken. Wasser wird zum immer wertvolleren Gut. Das spüren besonders jene, die auf große Wassermengen angewiesen sind - wie die Gartenbaubetriebe in Albertshofen im Landkreis Kitzingen. Schon vor fast 100 Jahren haben sie sich zu einem Wasserbeschaffungsverband zusammengeschlossen und fördern genossenschaftlich Grundwasser - über zehn Brunnen im Gemeindegebiet.

Jährlich bis zu 1,5 Milliarden Liter Grundwasser - das sind 1,5 Millionen Kubikmeter - kann der Verband aus seinen Brunnen zu pumpen. Damit ist der Verband einer der größten Wasserentnehmer in Unterfranken. Doch Ende 2023 lief die Entnahme-Erlaubnis des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg aus - und klar war nur: Die nächste Genehmigung wird an neue Bedingungen geknüpft.

Neue Genehmigung zur Wasser-Entnahme: mit täglicher Maximalmenge 

Der Großteil des Wassers wird für die Beregnung der Albertshöfer Gemüsefelder auf rund 470 Hektar Fläche verwendet. Die Beregnung ist wegen der Verdunstung am Tag nur in den Morgen- und Abendstunden erlaubt. Und der Verband schöpft die genehmigte Maximalmenge nach eigenen Angaben nicht aus: 2023 nutzte er demnach 1,18 Milliarden Liter Wasser, 2021 waren es beispielsweise rund 550 Millionen Liter.

Eine untrennbare Einheit: Albertshofen (Lkr. Kitzingen) und seine Gemüse- und Salatfelder.
Foto: Patty Varasano | Eine untrennbare Einheit: Albertshofen (Lkr. Kitzingen) und seine Gemüse- und Salatfelder.

Jetzt gibt es Einschränkungen: Zu Jahresbeginn erhielt der Wasserbeschaffungsverband erneut die Genehmigung vom Landratsamt Kitzingen, wie bislang bis zu 1,5 Milliarden Liter Grundwasser aus seinen Brunnen zu pumpen. Doch erteilte die Behörde früher Genehmigungen für fünf Jahre im Voraus, so gilt die jetzt erteilte Erlaubnis nur noch für zwei Jahre - bis Ende 2025.

Und nach Angaben des Landratsamts ist nun zusätzlich die genehmigte Tagesentnahme beschränkt: Sie liegt bei höchstens 24 Millionen Litern Wasser. Damit soll verhindert werden, dass in Trockenzeiten zu viel Grundwasser in einem kurzen Zeitraum abgepumpt wird.

Zum Schutz des Trinkwassers: Wasserwirtschaftsamt legt Wasserstands-Werte für Brunnen fest

Dazu hat die Kreisbehörde auch Absenkgrenzen für den Wasserstand jedes einzelnen Brunnens zum Schutz der Trinkwasser-Reserven definiert. "Dieses Grundwasser-Stockwerk darf nicht beeinträchtigt werden", erklärt Jane Korck, Leiterin des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg.

Aus dem Wassereinzugsgebiet rund um Albertshofen beziehen nämlich die Licht-, Kraft- und Wasserwerke Kitzingen, die Albertshöfer Nachbargemeinde Mainstockheim Trinkwasser. Und auch der Wasserbeschaffungsverband Albertshofen selbst: Der Verband beliefert nicht nur Gartenbaubetriebe mit Brauchwasser, sondern auch Haushalte der eigenen Gemeinde mit vergleichsweise günstigem Trinkwasser.

Das Einhalten der Auflagen dokumentiert der Verband fortlaufend durch Messungen. Teils senden die Messsonden im Halbstunden-Takt Werte, die vom Wasserwirtschaftsamt empfangen werden können. Die Kontrolle der Wasserentnahme werde nun engmaschiger und feiner dosiert, heißt es vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg. Zusammen mit den kürzeren Genehmigungsfristen lasse dies den Behörden Handlungsspielräume, sollte sich das Wasservorkommen verändern. Sie könnten dann Entnahmemengen kurzfristiger anpassen als früher.

Behörden empfehlen Mainwasser zur Bewässerung – Gärtner befürchten den Ruin

Langfristig empfehlen das Kitzinger Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg dem Wasserbeschaffungsverband, seine Speicherkapazitäten für Niederschlagswasser auszubauen, um für regenarme Zeiten vorzusorgen. Am liebsten wäre den Behörden, die Gärtner würden zur Bewässerung Mainwasser verwenden, so empfehlen es ihnen Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt unisono.

Bereit für die Beregnung in trockenen Wochen: Wasserleitung auf einem Gemüseacker bei Albertshofen (Lkr. Kitzingen).
Foto: Patty Varasano | Bereit für die Beregnung in trockenen Wochen: Wasserleitung auf einem Gemüseacker bei Albertshofen (Lkr. Kitzingen).

Der Haken: Das Mainwasser müsste zur Beregnung von Gemüse aus hygienischen Gründen mit hohem Aufwand aufbereitet werden. Bei einer Tröpfchenbewässerung gibt es dieses Problem nicht. Aber anders als im Weinbau sei bei den Gartenbaubetrieben Tröpfchenbewässerung im Boden kaum möglich, sagt der Verbandsvorsitzende, Erich Wenkheimer. Die Gärtner bräuchten die Beregnung von oben, weil sie Erde und Pflanzenreihen oft umarbeiten würden. Bei den vielen wechselnden Gemüse- und Salatsorten würden dauerhaft und in engem Abstand im Boden verlegte Leitungen stören.

Mit den jetzt verschärften Auflagen für ihre Grundwasserbrunnen könnten die Berufsgärtner durchaus leben, sagt der Verbandsvorsitzende. Die Vorgabe, in Zukunft Mainwasser zu verwenden, wäre aus ihrer Sicht eine "enorme Härte". Wenkheimer formuliert es angesichts des finanziellen Aufwands, der dafür nötig wäre, so: "Das wäre der Todesstoß für den Gartenbau."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Albertshofen
Kitzingen
Andreas Brachs
Gartenbaubetriebe
Gemüse-Erzeuger
LKW Kitzingen
Landratsamt Kitzingen
Wasserentnahme in Unterfranken
Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg
Wasserwirtschaftsämter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hans-Martin Hoffmann
    Hm

    dann muss man ja nur noch überwachen, dass nicht der eine oder andere "Schlauberger" seinen Wasserzähler rückwärts laufen lässt...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Norbert Meyer
    Keinen EINZIGEN Liter kostbares Grundwasser für Felderbewässerung !
    Weder in Albertshofen noch in Bergtheim ... oder sonstwo !
    Grundwasser ist für Trinkwasser da und sonst NIX ! Wasser gehört uns allen u. nicht auf Felder !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Edgar König
    Mainwasser könnte man lediglich zur Tröpfchenbewässerung nutzen, was in Albertshofen wegen den leichten Sandböden eher weniger taugt, weil der Boden dann nicht in der idealen Zwiebelform, sondern in einer Art Birnenform durchfeuchtet wird.
    Dem könnte man mit geringeren Tropferabständen entgegenwirken, um alle Pflanzen zu versorgen, wobei es dann aber keinerlei Wasserersparnis mehr gibt, weil der überwiegende Teil des Wassers dann (immer noch Birnenform) in die unteren Bodenschichten ohne Wirkung abgegeben wird.
    Mit der aktuell praktizierten Überkopfberegnung auf den Sandböden wird relativ genau je nach Kulturbedarf die obere Bodenschicht im Wurzelbereich durchfeuchtet, was auf den Sandböden immer noch die wassersparendste Bewässerungsmethode darstellt.
    Ich möcht gar nicht wissen, was es für Lebensmittelskandale gäbe, wenn so ein Gärtner z.B. seinen Salat erntet, der 1 Stunde vorher mit Mainwasser beregnet wurde.
    So was trauen sich nicht mal die mutigen Südeuropäer ...

    gez. R. König
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hildegard Töpfer
    Ich weiß noch, Vor 40 Jahren wurde von Albertshöfer Gärtner Wasser aus dem Main entnommen was dann aber behördlich verboten wurde. Jetzt soll es wieder verwendet werden, warum, weil das Wasser jetzt besser ist? Es wird im Landkreis und in A’hofen über Mainwasser-Becken schon länger nachgedacht, sind diese schon genehmigt?
    In Albertshofen werden viele Hektar Jahreskulturen bereits mit Tröpfchen Bewässerung versorgt, ich vermute es werden bei Jahreskulturen noch mehr werden. Bei Kurzkulturen ist es tatsächlich schwer umsetzbar. Ich bin sicher, dass die Gärtner mit diesem existenziell wichtigen Gut verantwortungsvoll umgehen werden und jede technisch mögliche Chance nutzen werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Vor 40 Jahren war das Mainwasser tatsächlich verseucht, jetzt ist es wieder sauber.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten