Zwölf Sekunden: So kurz ist das Video, das Shigi und Markus Savitis über Nacht auf TikTok bekannt gemacht hat. Rund 25 Millionen Aufrufe hat der lustige Clip auf der Videoplattform bereits eine Woche nach der Veröffentlichung. Zu sehen ist auf ihrem Kanal "byshigi" eine kurze Szene aus dem Leben des jungen Ehepaars aus Kitzingen, gedreht vor gut sieben Monaten.
Schmerzverzerrtes Gesicht und schadenfrohes Lachen
Darin rollt Markus Savitis über einen Gymnastikball, beobachtet und gefilmt von seiner hochschwangeren Ehefrau Sükriye, die alle Shigi nennen. Bei der Aktion zwickt er sich anscheinend einen Hoden ein und steht danach mit schmerzverzerrtem Gesicht im Wohnzimmer. Im Hintergrund hört man Shigi Savitis herzhaft lachen. Betitelt ist das Video mit "39 weeks pregnant und your water just broke because of laughing", übersetzt etwa: "Schwanger in der 39. Woche und vor lauter Lachen platzt die Furchtblase."
Gut eine Woche nach der Veröffentlichung können die beiden Kitzinger selbst nicht so recht fassen, welche Resonanz dieses Video ausgelöst hat. Während ihr Sohn Malik nebenan seinen Mittagschlaf macht, erzählen sie vom Dienstagabend vergangene Woche, an dem der TikTok-Schneeball ins Rollen kam – und schnell riesige Dimensionen annahm.
Kommentar: "Wohl den falschen Ball gerollt"
Anfangs habe sie noch versucht, jeden Kommentar zu liken, aber es dann aufgrund der Masse aufgegeben, sagt Shigi Savitis. Über 2700 gibt es mittlerweile davon. Von "Diese schadenfrohe Lache ist göttlich" über "Wohl den falschen Ball gerollt" bis zu "Das Baby will sehen, was so lustig war" schreiben die Menschen in allen möglichen Sprachen, was ihnen zu der Szene einfällt. Manche schadenfroh, manche scheinen mitzuleiden. Und eine Schwangere wünscht sich: "Oh, jetzt muss ich meinem Mann Bescheid sagen, dass er mich bald ganz doll zum Lachen bringen soll, vielleicht geht es dann ja los."
Zu den Kommentaren kommen Anfragen aus Australien oder den USA. Menschen, die teilhaben wollen an dem Erfolg des Videos – und im Gegenzug Einnahmen versprechen. Die Frage sei, sagt Markus Savitis: "Wer meint es wirklich ernst?" Der 36-Jährige ist Projektmanager in Vollzeit bei einem Übersetzungsbüro. Seine Frau hat bis zur Babypause als medizinische Fachangestellte in der chirurgischen Notaufnahme der Uniklinik Würzburg gearbeitet und ist nun in Elternzeit.
Sie sehen in dem Überraschungserfolg eine Gelegenheit, nebenbei Geld zu verdienen. Jeder TikToker hoffe darauf, dass ein Video viral geht, sagt die 24-jährige Mutter: "Das ist, als ob man im Lotto gewinnt." Gleichzeitig weiß sie aber, dass ein einzelner Hit nicht reicht für eine Karriere als Influencerin.
Ähnlich beurteilt das auch Prof. Dr. Frank Schwab, Medienpsychologe an der Universität Würzburg: "Das kann ein Startpunkt sein, aber dann muss man weiter liefern." In seinen Augen haben viele Menschen falsche Vorstellungen, wie einfach es ist, über Plattformen wie TikTok oder Instagram reich und berühmt zu werden. Das sei wie beim Fernsehen, bei dem die Stars nur die Spitze des Eisbergs seien und der viel größere Teil der Menschen unter ganz anderen Bedingungen arbeite.
Medienpsychologe beurteilt die Erfolgsaussichten als gering
"Das ist in den sozialen Medien so ähnlich, wie wenn man früher Elvis gesehen hat und sagte, ich werde jetzt Popstar", zieht Schwab einen Vergleich für die ältere Generation. Möglich sei das schon, "aber da gehört Know-how und Arbeit dazu". Sonst könnte so ein Video-Erfolg auch ein One-Hit-Wonder bleiben.
Lauter Aussagen, die Shigi Savitis unterschreiben würde. Im Gespräch zeigen sie und ihr Mann sich da realistisch. "Die Leute, die auf TikTok erfolgreich sind, sind eine eigene Figur", sagt Markus Savitis. Diese müsse man erst erschaffen, auch wenn ein viraler Hit den Start extrem erleichtere.
Entspannt auf TikTok aktiv
Fast 10.000 Follower hat seine Frau bei der chinesischen Plattform TikTok schon. Ist diese Grenze überschritten, kann man verschiedenen Medienportalen zufolge durchaus Geld verdienen. "Wir haben da richtig Bock darauf", sagt die junge Mutter. Gleichzeitig wisse sie aber, dass ein dauerhafter Erfolg mit viel Arbeit verbunden ist – und noch viele Fragen offen sind.
Ihrem Mann, der ihren Perfektionismus kennt, ist wichtig, "dass sie ihren Spaß daran nicht verliert". Man wolle die Plattform weiterhin entspannt nutzen und "bisserl was aus unserem Leben teilen". Sie nickt zustimmend und ergänzt, dass ihr Sohn Malik, geboren 48 Stunden nach dem nun berühmten Video, sowieso die oberste Priorität habe: "Es ist eine Chance, aber falls es nichts wird, weine ich nicht."
Macht so weiter, wennihr wieder ein ABO verlieren wollt, geht ganz schnell bei dem Niveau.
Wenn sich diese Art Berichte (dazu noch von der Sensation einer Baby- oder einer Ziegengeburt (!!)) häufen, will ich mir das teuere Abo nicht mehr leisten!
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MP & Tagblatt Redaktion verwechseln eine regionale Tageszeitung mit Facebook & Goldenen Blatt
Hier mal zur Erinnerung wie die Mainpost
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Brandstätter: So etwas zu tun, wäre falsch. Das würde unsere Nachrichten in den reinen Populismus führen und die Menschen würden sich sehr schnell auf den Arm genommen fühlen. Ja, es gibt diesen Trend im Internet. Doch wir machen in der Redaktion etwas anderes sehr gut: Wir müssen für die Menschen relevant sein. Wir holen sie also ab bei all ihren Bedürfnissen, die sie im Alltag haben. Das müssen wir erspüren und den Menschen solche Informationen anbieten. Dann wird man auch bereit sein, dafür zu bezahlen."