Er ist laut, er ist lustig und er experimentiert gerne. Beim Klick auf den TikTok-Kanal des 26-Jährigen springt einem der Würzburger direkt ins Auge – wortwörtlich. Mit weit aufgerissenem Mund und Augen, ganz nah vor der Kameralinse, fragt er aufgeregt: "Diese Farbe leuchtet im Dunkeln, aber kann man sie auch benutzen, um einen ganzen Raum damit zu streichen?" Über 4,9 Millionen Menschen haben diesen Videoclip von "BigBangBash", wie sich Denis Hepbasli auf der Social Media Plattform TikTok nennt, angesehen.
Trifft man ihn auf der Straße, steht man vor einem ruhigen, viel weniger hektischen Mann. Der 26-Jährige ist freundlich und wirkt fast ein wenig unscheinbar. Abseits von Ringlicht und Kamera ist seine Mimik verhalten – bis Denis Hepbasli lacht. Dann ist er wieder BigBangBash: laut und auffällig mit weit aufgerissenem Mund. Als TikTok-Star bezeichnet er sich nicht und dementsprechend bodenständig wirkt der Würzburger auch.
Während sich der Inhalt vieler anderer Influencer um ihre Persönlichkeit und ihr Privatleben dreht, steht Denis lieber im Hintergrund. "Ich will coole Experimente machen, bei denen die Leute etwas lernen und einen Mehrwert daraus ziehen", sagt er. Und lustig soll es sein, denn all zu ernst nimmt er sich selbst nicht.
"BigBangBash" und der TikTok-Kanal
Seit der Umbenennung der früheren Video-Plattform "musical.ly" im Jahr 2018 hat sich TikTok zu dem beliebtesten Sozialen Netzwerk für junge Menschen zwischen 14 bis Mitte 20 entwickelt. Die kurzen Videoclips können anwendungsfreundlich geschnitten, mit speziellen Effekten bearbeitet und anschließend hochgeladen werden. Regelmäßig fordern sich die Nutzerinnen und Nutzer gegenseitig zu sogenannten Challenges, also bestimmten Herausforderungen, heraus und versuchen Videos von anderen nachzustellen.
So hat auch Denis auf seinem Kanal angefangen. "Von 2019 bis heute hat sich mein Inhalt komplett verändert", erklärt er. Sein TikTok-Erfolg kam wortwörtlich über Nacht. 2019 lud er ein Video hoch, in dem er erklärte, mit welchem Trick sich jeder ein kostenloses Getränk aus einem Kaffeeautomaten ziehen kann. "Das war das erste Video, das wirklich viral gegangen ist", sagt er. Innerhalb weniger Stunden hatten 400 000 Menschen seinen Clip gesehen. "Da habe ich verstanden, dass es etwas Besonderes ist und angefangen täglich Videos hochzuladen."
Heute dreht sich der Inhalt seiner Videos um Experimente: "Ich versuche alles auszuprobieren, was ich in der Kindheit nie konnte." Vom Riesen-Gummibärchen in der Badewanne bis zum Einschlagen einer Autoglasscheibe mit einem alten Nokia Handy, probiert der TikToker alles aus. Bis zu fünf Videos lädt er pro Woche hoch und verdient damit auch Geld. Denn mit Kooperationen und Sponsoring, wie mit dem Software-Giganten "Microsoft", finanziert er seine teils kostspieligen Experimente. Mit seinen Videos erreicht Denis hauptsächlich Nutzerinnen und Nutzer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
BigBangBash alias Denis Hepbasli die Privatperson
Nicht nur durch seine experimentellen Inhalte begeistert er die Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch durch seine aufgeschlossene und lustige Art. Hinter "BigBangBash" steckt die Privatperson Denis Hepbasli: ein junger Mann, der die Wissenschaft seit seiner Kindheit liebt. "Ich wollte immer irgendwas erforschen. Deshalb liebe ich mein Studium und meinen Job", erzählt er. Denn im Gegensatz zu den klassischen Vollzeit-Influencern arbeitet Denis in Vollzeit als Doktorand an der Universität Würzburg.
Nebenbei betreibt er seinen TikTok-Kanal, und das kann dann schon mal den Umfang einer Teilzeitstelle in Anspruch nehmen. Aber Denis hat sich bewusst gegen eine Vollzeitkarriere in den Sozialen Medien entschieden, denn seine berufliche Zukunft sieht er in der Wissenschaft. Eine Kombination von beidem schließt er für seinen Werdegang zwar nicht aus, alles auf eine Karte zu setzen und sich den sozialen Medien zu verschreiben, möchte er aber nicht. "Vielleicht kann ich irgendwann in einem Pharmakonzern arbeiten und Marketing und Wissenschaft verbinden", so der 26-Jährige.
Die Wissenschaft und sein Universitätsjob halten ihn auf dem Boden. "Natürlich trifft man mich noch ganz normal in Würzburg auf der Straße", gibt er lachend zu. Sein Leben habe sich seit seinem Durchbruch gar nicht so wesentlich verändert, "außer, dass ich nach der Arbeit noch ins Studio gehe und ein paar Videos drehe." Eins ist dann aber doch anders: Wenn er auf dem Weg zur Uni mit Jugendlichen gemeinsam in der Straßenbahn sitzt, wird er häufig angesprochen.
Die Maschinerie hinter der Influencer-Welt
Einerseits freue er sich jedes Mal, wenn er von Fans erkannt wird und auch über den großen Zuspruch unter seinen Videos. Er weiß aber auch: "Es kann sein, dass dein letztes Video zwei Millionen Klicks hatte und das nächste hat dann nur noch 5000". Das unterscheide die Plattform von anderen wie Instagram oder YouTube. Und erhöhe natürlich auch den Druck auf die Influencer. Zwar verstehe er, dass der Job als Influencer von vielen belächelt werde, gibt aber zu bedenken "wenn du das hauptberuflich machst, wird jeder Handgriff bewertet und ausgewertet."
Hinter jedem größeren Influencer steckt ein Management und auch die Unternehmen würden sich ständig erkundigen, wie gut die Klickzahlen ihrer Markenbotschafter sind. "Das ist ein innerlicher Druck, der Leute auch dazu zwingt, viele Dinge von ihrem Leben preiszugeben, weil die einfach liefern müssen", erklärt "BigBangBash". Aus diesem Grund bleibe er auch bei seinem Hauptberuf. Das gebe ihm die Freiheit Inhalte zu entwickeln, die Spaß machen und nicht von Verkaufszahlen geleitet sind.
Geld verdienen lässt sich bei TikTok, aufgrund des intelligenten Algorithmus relativ einfach. Für ein gesponsertes Video kann man bei großer Reichweite bis zu mehreren tausend Euro verdienen, wie Brancheninsider wissen. Diese Inhalte sind oft als "bezahlter Inhalt" gekennzeichnet. Wie viel Geld jeder Influencer am Ende tatsächlich verdient, hängt von der Anzahl der Abonnenten, der Videoklicks und der Likes ab. Auch über die Live-Streams lässt sich bei TikTok, dank der eigenen Währung der Plattform, bares Geld verdienen. Mit diesen sogenannten Coins können sich die Fans im Live-Stream bei den Stars bedanken. 100 dieser TikTok-Coins entsprechen circa 1,09 Euro. Pro Live-Stream können dabei schnell einmal zwischen zehn und hundert Euro zusammenkommen.
Von Sozialen Netzwerken können alle etwas lernen
Dass hinter den Sozialen Netzwerken mittlerweile nicht mehr nur Spaß, sondern eine ernste wirtschaftliche Maschinerie steckt, ist mittlerweile bekannt. Dennoch kann man auch seine Lehren aus den Sozialen Netzwerken ziehen, so der TikToker: "Das offen gegenüber Neuem sein und dem dann auch eine Chance zu geben." Diese Erkenntnis habe den 26-jährigen Würzburger weit gebracht – online und in der Wissenschaft.
"Ich kann jeden verstehen, der kein Fan von TikTok ist", sagt er. Dennoch plädiere er dafür, neuen Trends eine Chance zu geben: "Das ist eine der größten Herausforderungen, die unsere Generation vor sich hat." Es sei immer wichtiger mit neuen Bewegungen und Entwicklungen mitzugehen, oder zumindest darüber informiert zu sein. Diese Einstellung will sich Denis langfristig beibehalten: "Ich glaube, dass ist wichtiger als jedes Studium."