Das Abi hat Feli geschafft, auch wenn's in Mathe knapp war: Das wissen jetzt auch ihre 3,1 Millionen Follower bei der Video-Plattform TikTok und die 1,2 Millionen bei Instagram. Die 18-Jährige aus Mainfranken musste sich nur noch entscheiden, welches der beiden Kleider sie beim Abschlussball trägt. Das schwarze mit den Glitzerträgern oder das hellblaue? Feli fragte einfach die Fans ihres Kanals @videozeugs auf TikTok – und über 11.000 Menschen stimmten ab.
Klingt banal? Mag sein, aber genau diese banalen Alltagssituationen sind Felis Erfolgsgeheimnis. Scheinbar ohne Drehbuch, aber mit Selbstironie plappert sie munter drauflos: Häufig drehen sich ihre Videos und Bilder um die Wahl der richtigen Klamotten, aber die 18-Jährige nimmt die Zuschauerinnen auch mit zu den Hühnern im Garten, zum Planschen im Main, zur Fashion Week nach Berlin. Oder fordert zum Durchhalten auf: "Zieht Schule durch Babygirls, es wird sich so lohnen!"
Influencerin Feli gibt viele Einblicke, achtet aber auf ihre Privatsphäre
Dabei achtet Feli darauf, dass ihr Wohnort nicht erkennbar ist. Aber ihre Heimat, die Region Mainfranken, ist immer wieder zu sehen. Von hier zeigt sie Fotos aus ihrem Gymnasium, Videos vom Kino-Date mit ihrem Freund und Bilder vom Bummeln in Würzburg.
Vor der Kamera zu stehen und ihre Fans an ihrem Leben teilhaben zu lassen, scheint für die 18-Jährige so selbstverständlich zu sein wie für andere das Zähneputzen. Aber kein Wunder, hat sie doch schon vor sieben Jahren kurze Comedy-Videos gedreht und damals noch über die App Vine veröffentlicht.
"Ich habe damit bereits sehr früh angefangen, mit elf Jahren, und war damit einer der ersten Influencer in meiner Altersklasse deutschlandweit" - so schreibt es Feli im schriftlichen Interview, das diese Redaktion mit der Abiturientin geführt hat. Ein persönliches Treffen und Gespräch sei leider nicht möglich, hatte Felis Management mit Sitzen in Berlin, München und Hamburg mitgeteilt. Erst war es der Abistress, nun sei sie momentan ziemlich eingebunden mit laufenden Kooperationen. Das Dasein als Influencerin – ein Vollzeitjob?
Das Leben als Influencerin als Ausgleich zur Schule
Feli selbst nennt die Kurzvideos aus ihrem Alltag nach wie vor ein Hobby und "gar nicht mal so zeitaufwendig". Sie habe immer ihr Handy dabei und drehe mit. "Bei Kampagnen/Kooperationen wiederum, wo ich mit Marken zusammenarbeite, mache ich mir vorher Gedanken und plane, wie ich den Content umsetzten möchte." Man könne aber schwer eine Stundenanzahl nennen, es sei eigentlich wie ein Full-Time-Job, schreibt die 18-Jährige: "Immer wenn ich am Handy bin, arbeite ich sozusagen."
Gleichzeitig betont sie aber, dass es ihre "absolute Passion" sei, ihr Leben und ihren Alltag mit anderen zu teilen. "Deswegen ist es in dem Sinne keine Arbeit für mich, sondern einfach etwas total Tolles und auch neben der Schule ein Ausgleich." Das Bild von Influencern, die extrem diszipliniert sind, um möglichst viele Menschen und die eigenen Ziele zu erreichen, treffe auf sie nicht zu.
Feli wird mittlerweile auch auf der Straße erkannt
Diese Herangehensweise scheint ihr die dauerhafte Online-Präsenz zu erleichtern. "Ich sehe keine Schattenseiten, allerdings haben Menschen schnell ein (falsches) Bild von dir oder urteilen über dich, noch bevor sie dich als Person wirklich kennenlernen", schreibt Feli. Mittlerweile werde sie auch erkannt und nach Fotos gefragt, aber das sei "immer super sweet".
Bei anderen Themen gibt sich die junge Frau bedeckter: Auf die Frage nach den möglichen Einnahmen als Influencerin und ob sie davon leben könnte, möchten sich weder Feli, noch die Agentur äußern. Der Statistik-Plattform Statista zufolge verdienen in Deutschland Mega-Influencer mit über einer Million Followerinnen mit einem Beitrag auf Instagram oder in anderen sozialen Medien mindestens 14.000 Euro. Andere Quellen nennen noch deutlich höhere Summen.
Felis Agentur vermarktet auch Bestseller-Autor Chris Krömer
Da ist es wenig überraschend, dass Feli auf die Frage, wie es bei ihr weitergeht nach dem Abi, antwortet: "Im Anschluss würde ich gerne ein Orientierungsjahr absolvieren und mich im Bereich Social Media weiterentwickeln." Das hört sich dann doch nach Influencerin in Vollzeit an. Bei ihrer neuen Agentur thepeopleagency hat sie jedenfalls bekannte Kollegen: Wie Christian Krömer aus Stein bei Nürnberg, der zusammen mit seiner Oma Lissi ebenfalls über die sozialen Netzwerke bekannt wurde - und sein Buch darüber zum Spiegel-Bestseller.
Felis Erfolgsrezept? Sie zeige sich gerne als "Große Schwester Feli" und habe viele noch sehr junge Fans, teilt sie mit. "Gerade deswegen möchte ich mir keine Filter über mein Gesicht legen oder mich verstellen, sondern ich will mein Leben so authentisch wie möglich darstellen", versichert die Unterfränkin.
Dazu gehört für sie auch, ihre so jungen Followerinnen vor den Gefahren des Internets zu warnen. "Hallöchen Ladies, ich erzähle Euch jetzt mal traumatisierende Stories aus meinem Leben, damit Euch so was nie passieren muss", beginnt ein TikTok-Video. Darin erzählt Feli, wie sie mit zehn Jahren auf einen Mann hereingefallen sei, der sich als Modelagent ausgegeben habe. Der Mann habe sie vor der Kamera Kleider anprobieren lassen. Glücklicherweise sei ihre Mutter nach Hause gekommen, bevor der Bikini dran war: "Und ich hab sofort den Laptop zugeknallt, weil ich wusste, ich darf das eigentlich gar nicht."
Erschreckend viele Mädchen berichten in den Kommentaren zum Video, dass ihnen ähnliches passiert sei oder sie zumindest mit einer ähnlichen Masche angegangen wurden. Und sie danken ihrem Vorbild Feli: "Du gibst mir voll viel Selbstbewusstsein", kommentiert ein Mädchen das Video. Genau das, schreibt Feli selbst, wolle sie ihrer Community mitgeben, "dass man sich nicht schnell von außen beeinflussen lässt und zu sich selbst steht".
Die Kombination aus Nahbarkeit und Ausstrahlung vor der Kamera scheinen sie zu einer ebenso begehrten Werbepartnerin wie Ratgeberin zu machen. Einer ihrer jüngsten Instagram-Beiträge ist ein Werbevideo für einen bekannten Schmuckhersteller, das die 18-Jährige beim Anlegen der Ringe und in verschiedenen Outfits im Urlaub zeigt. Der erste Kommentar darunter lautet: "So ein Leben will ich auch."
Der oder die sogenannte Influencer/in, der/die sich zum transparenten Kasper macht mit solchem Müll oder diejenigen, die so viel Zeit und Langeweile in ihrem eigenen Leben haben, um sich den Stuss anzusehen…
Außerdem hoffe ich, dass die Massen an Influencern irgendwie doch noch am Fachkräftemangel etwas ändern können - indem sie einen gescheiten Beruf lernen und arbeiten gehen, anstatt medialen Unfug zu treiben.
Gute Besserung!