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Kitzingen
"Erschreckend, dass gerade junge Menschen AfD wählen": 200 Leute setzen in Kitzingen ein Zeichen gegen den Rechtsruck
Bei einer Kundgebung am Marktplatz warnen Redner vor einer Wiederholung der Geschichte. Und sie geben kraftvolle Hinweise, wie sich das verhindern lässt.
Bei einer Kundgebung am Kitzinger Marktplatz demonstrierten Jung und Alt für Demokratie und Menschenrechte. 
Foto: Eike Lenz | Bei einer Kundgebung am Kitzinger Marktplatz demonstrierten Jung und Alt für Demokratie und Menschenrechte. 
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 07.10.2024 02:34 Uhr

Rund 200 Menschen haben am Tag der Deutschen Einheit am Kitzinger Marktplatz ein Zeichen für die Demokratie gesetzt und eine Brandmauer gegen Rechtsextremismus gezogen. "Rechte Hetze tötet Menschen", stand auf einem Transparent. Der Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Gerald Möhrlein, sagte, es sei "erschreckend", dass "gerade junge Menschen" rechtspopulistische Parteien wie die AfD wählten.

An der Kundgebung, zu der der Arbeitskreis Ge(h)wissen mit Pfarrer Hanjo von Wietersheim an der Spitze aufgerufen hatte, nahmen alle Generationen teil: von den "Omas gegen rechts" bis zu Jugendlichen der Kitzinger Paul-Eber-Schule. Manche von ihnen hatten am Vorabend bereits die "Lange Nacht der Demokratie" in der Alten Synagoge besucht. Angesichts der zahlreichen Verweise auf das Grundgesetz und der darin festgeschriebenen Rechte und Werte konnte man bei der Demonstration am Donnerstag im Schatten des Kitzinger Rathauses getrost von einer Verfassungsdreiviertelstunde sprechen.

Rund 200 Menschen versammelten sich auf dem Marktplatz, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.
Foto: Eike Lenz | Rund 200 Menschen versammelten sich auf dem Marktplatz, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.

Parteien wie die AfD zielten darauf ab, die demokratischen Grundrechte abzuschaffen, erklärte AWO-Vertreter Gerald Möhrlein. Deshalb dürfe man die AfD nicht als Partei des demokratischen Spektrums anerkennen und auch nicht als solche behandeln. Für die "Omas gegen rechts" machten Angela Nusko und Barbara Clobes klar: "Wir stellen uns denen entgegen, die die Axt an die Grundlagen unseres Zusammenlebens anlegen." Der "beste, wenn auch anstrengende Weg" sei die Arbeit in und an der Demokratie.

Die "Omas gegen rechts" wollen ihren Nachfahren Fragen ersparen

Es sei die Generation der heutigen "Omas", die ihren Eltern und Großeltern in den 1960er-Jahren "bittere Fragen" habe stellen müssen. "Was habt ihr getan, um zu verhindern, dass die Nazis die erste deutsche Demokratie zerstörten? Was habt ihr getan, um den Völkermord zu verhindern?" Mit entschiedenem Eintreten für die Demokratie wolle man dazu beitragen, dass "die Generation unserer Enkelinnen und Enkel solche Fragen nicht stellen" müsse. Demokratie sei die "einzig erstrebenswerte Form des Zusammenlebens".

Auch Hanjo von Wietersheim rief dazu auf, fortwährend Präsenz zu zeigen. "Wir müssen auf der Straße sein, um für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen." Dabei sei man nicht allein: nicht in Europa und nicht in der Welt. Bürgermeisterin Astrid Glos erinnerte an die vielen Krisenherde in der Welt: an "959 Tage Krieg in der Ukraine" und "362 Tage Krieg in Israel". Das alles sei nicht leicht zu ertragen.

Jugendliche der Kitzinger Paul-Eber-Schule warben mit einem Ausschnitt aus ihrem Theaterstück für Toleranz.
Foto: Eike Lenz | Jugendliche der Kitzinger Paul-Eber-Schule warben mit einem Ausschnitt aus ihrem Theaterstück für Toleranz.

Eine Gruppe Jugendlicher der Kitzinger Paul-Eber-Schule mit ihrer Lehrerin Martina Dexler warb mit einem kurzen musikalischen Ausschnitt aus ihrem Theaterstück für Toleranz. Laut Dexler haben 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen an der Paul-Eber-Schule einen Migrationshintergrund. Zum Abschluss der Kundgebung sangen die Menschen die deutsche Nationalhymne. "Wir dürfen", sagte Pfarrer Wietersheim, "diese Hymne nicht den Rechtsradikalen überlassen. Das ist auch unsere Hymne."

 
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  • Erich Spiegel
    Bericht im "Tagesspiegel": "Religiöses Mobbing an Berlins Schulen: Weggucken hat noch nie geholfen. Neukölln will eine Anlauf- und Dokumentationsstelle schaffen, die beleuchtet, welcher Anpassungsdruck an manchen Schulen von muslimischen Schülerinnen und Schülern ausgeübt wird." Meine Meinung: Vielleicht erklärt sich das Wahlverhalten der jungen AfD- Wähler dadurch, dass sie den Bericht im "Tagesspiegel" gelesen haben und sich um ihre Zukunft sorgen. Oder sie haben ähnliche Erfahrungen selbst schon gemacht.
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  • Erich Spiegel
    Kein Wort der Demonstranten zu den antisemitischen Demos von Palästinensern, die die Terrorakte vom 7. Okt gutheißen und die sinnlose Ermordung von Juden auf Deutschland Straßen feiern. Sind die Demonstranten feige oder blind oder beides?
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  • Harald Raiger
    Demonstrationen gegen Rechtsextremismus sind zu begrüßen , aber bitte auch mal gegen den aufkommenden Salafismus den ich genauso gefährlich finde ( oder vor was habt ihr Angst ?) und mal an einige „Omas“ gerichtet : Ich kenne ein paar von denen persönlich, die an solchen Kundgebungen teilnehmen, teilweise nur aus Langeweile, weil sie ansonsten keinen Anschluss finden, und den bequemen Sessel der heimigen Wohlfühloase daher verlassen und gar nicht so sehr für die Sache stehen wenn man sie fragt ! So eine Doppelmoral muss ich auch mal anprangern ! Manche „Omas“ haben nicht mal Kinder oder Enkelkinder 😉 … Also bitte nur mitmachen wenn man hinter der Sache steht was die meisten auch zum Glück tun ! Gegen JEDE Form von Extremismus !!
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  • Magda Heßdörfer
    Sehr geehrter Herr Heßdörfer, ihr Kommentar wird auf mainpost.de gesperrt. Ihr Kommentar stimmt so nicht, denn die Coronamaßnahmen waren durch das Infektionsschutzgesetz gestützt. Freundliche Grüße, das Digital Management
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  • Ingrid von Wietersheim
    Herr Meyer,
    wie kommen Sie zu der Aussage, dass die Demonstrant*innen "nicht Kitzingen" wären?
    Schon die Bilder sind ein Gegenbeweis dafür. Ich denke, es ist gut, wenn sich mündige Bürger*innen in Arbeitskreisen, Kirchen und Gruppierungen wie den OMAS GEGEN RECHTS zusammentun, um gemeinsam nachzudenken und um gemeinsam politische Aktionen durchzuführen.
    Deshalb freue ich mich über Veranstaltungen wiedie Demonstration die "Lange Nacht der Demokratie" und wie die Demonstration für Demokratie und Menschennrechte gestern.
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  • Ulrike Schneider
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  • Paul Schüpfer
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  • Erich Spiegel
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  • Bernd Kleinschmidt
    @Norbert Meyer: Sie haben ja so Recht(s) - weil ich mich schon seit Jahrzehnten politisch informiere und das mit dem klaren Denken noch funktioniert, weiß ich als mündiger Bürger, was ich wählen muss. Die AfD gehört DEFINITIV nicht dazu!
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  • Erich Spiegel
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  • Erich Spiegel
    Ich sehe die AFD kritisch. Sie hat Millionen Anhänger, weil sich die Altparteien um eine Lösung der Migration seit Jahren drücken. Wie es geht rechte Parteien klein zu halten zeigen die Sozialdemokraten in Dänemark. Konsquentes Durchgreifen heisst das Rezept. Da könnte sich die SPD und Grüne ein Stück abschauen.
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  • Norbert Meyer
    Dieses organisierte "Trüppchen" ist nicht Kitzingen.
    Mündige Bürger wissen, was sie wählen sollen u. brauchen weder Arbeitskreise,
    Pfarrer oder Omas zum klaren Denken.
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  • Oskar Biegner
    Wenn alle Bürger ihre Wahlentscheidung nach klarem Denken treffen würden, wäre die AfD kein Thema und dann bräuchte es auch keine solchen durchaus begrüßenswerten Aktionen wie am 03.10.24 in Kitzingen.
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  • Robert Hippeli
    Ich sehe wie Herr Erich Spiegel die AFD auch kritisch. Aber was ist das für eine verkommene Demokratie wenn, dann wenn einem der Wählerwille nicht passt eine ganze Wählergruppe für blöd verkauft wird. Wo bleibt da das "klare Denken" nach dem Grund? Schublade auf, Pack rein, Schublade zu - dies ist zu einfach!

    Ansonsten:
    Viele wollten das Wahlalter herabsetzen, so wie man auch das Alter beim Autofahren ständig herabsetzen will. Der Schuss ging für die Befürworter wohl nach hinten los.
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  • Robert Grünewald
    Eine Gegenbewegung zu dieser Partei gibt es schon lange und auch unabhängig von aktuellen Wahlergebnissen. Diese machen das Anliegen der Gegenbewegung nur umso wichtiger, sie sind aber nicht der eigentliche Grund dafür.

    Ich denke auch, dass hier keine Wählergruppe "für blöd verkauft" wird. Vielmehr wird darauf hingewiesen, für was diese Partei z.T. steht.

    Jene Partei hat keine vernünftigen Konzepte zur Lösung von Problemen. Sie lebt allerdings sehr gut davon, Unzufriedenheit, Missgunst und auch Hass zu schüren. Damit ist aber kein Staat zu machen, er wird dadurch eher unterhöhlt.

    Was wären wir für eine Demokratie, wenn man darauf nicht immer wieder hinweisen würde?
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