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Kitzingen
Von witzig bis todernst, von Erich Kästner bis Anna Stolz: So lief die Lange Nacht der Demokratie in Kitzingen
Kitzingens Bürgermeisterin Astrid Glos und Kultusministerin Anna Stolz bei der 'Langen Nacht der Demokratie' in der Alten Synagoge.
Foto: Robert Haass | Kitzingens Bürgermeisterin Astrid Glos und Kultusministerin Anna Stolz bei der "Langen Nacht der Demokratie" in der Alten Synagoge.
Robert Haaß
 |  aktualisiert: 07.10.2024 02:34 Uhr

"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Erich Kästner hat diesen Spruch geprägt, und Erich Kästner stand auch im Zentrum der "Langen Nacht der Demokratie" in der Alten Synagoge in Kitzingen. Drei Stunden lang gab es am Mittwochabend ein abwechslungsreiches Programm, das sich rund um die Demokratie drehte.

Das Team um Bürgermeisterin Astrid Glos und die am Abend erkrankte Ehrenamtsreferentin Sabrina Stemplowski hatten einen erlebenswerten Abend geschaffen. Und das nicht ohne Grund, wie Glos in ihrer kurzen Einführung klar machte: Die Auseinandersetzung mit der Demokratie sei angesichts des wachsenden Rechtspopulismus im Land wichtiger denn je. "Demokratie ist nicht selbstverständlich", so die Bürgermeisterin. Diese Nacht der Demokratie solle zum Nachdenken anregen und den Wert der Demokratie wieder bewusst machen.

Die Ministerin ruft dazu auf, das Grundgesetz als Schatz zu verteidigen

Auf die "ganz besondere Bedeutung" dieser langen Nacht der Demokratie verwies der Ehrengast des Abends, Bayerns Kultusministerin Anna Stolz. Vor 75 Jahren, im Mai 1949, trat das Grundgesetz in Kraft. Stolz sah darin einen großen Schatz, "den wir würdigen und stets aufs Neue verteidigen müssen". Dieses "Fundament des dauernden friedlichen und freiheitlichen Zusammenlebens" müsse frühestmöglich auch den Kindern vermittelt werden, was in Bayern etwa mit der Verfassungsviertelstunde, der Schülermitverantwortung, den Schulparlamenten oder den Wertebotschaftern geschehe.

Auch die Ministerin machte deutlich: "Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie muss jeden Tag aufs Neue verteidigt werden. Also lassen Sie uns aufstehen für unsere Demokratie, heute Nacht und jeden folgenden Tag."

Die Leiterin der Deutschen Fastnachtsakademie Romana Wahner führte kurz in den Hauptvortrag des Abends ein, der das breite Spektrum dieser Veranstaltung zeigte: eine Collage über den deutschen Schriftsteller Erich Kästner von Hans Driesel.

Erich Kästners Bücher wurden im Dritten Reich verbrannt

Kurzweilig, mit vielen Zitaten und Gedichtsauszügen, von witzig bis todernst, führte Driesel durch das Leben des Schriftstellers der neuen Sachlichkeit. Driesel zeigte die Probleme und Brüche des Meisters der deutschen Sprache auf, der mit Kinderbüchern wie "Emil und die Detektive", dem "Doppelten Lottchen", aber auch "Fabian" und vielen Werken mehr zu Weltruhm kam.

Kästner, der im Dritten Reich in Deutschland blieb, dessen Bücher verbrannt und der von den Nazis verboten wurde, sagte dazu einst: "Ich bleibe da, als Beobachter – mit der Faust in der Tasche." Kästner blieb sich auch nach dem Krieg treu in der Kritik an den Verhältnissen, so sie seiner Meinung nach ungerecht waren. Ganz nach einem weiteren Motto des Schriftstellers: "Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch."

Eben jene Kinder und auch junge Erwachsene hatten ihren Anteil an der langen Nacht der Demokratie: Der Kreisjugendring hatte Schulen und Jugendinstitutionen aufgefordert, sich mit der Demokratie auseinanderzusetzen. Am Gestaltungswettbewerb "Demokratie ist..." hatten sich dann insgesamt elf Gruppen beteiligt. Die Werke waren im Vorfeld in der Kitzinger Rathaushalle ausgestellt, der Rotary-Club Kitzingen hatte die Preise gestiftet.

Preisträger, Veranstalter und Preisstifter des Wettbewerbs 'Demokratie ist…', zu dem der Kitzinger Kreisjugendring aufgerufen hatte.
Foto: Robert Haass | Preisträger, Veranstalter und Preisstifter des Wettbewerbs "Demokratie ist…", zu dem der Kitzinger Kreisjugendring aufgerufen hatte.

Ralf Meier von den Rotariern machte dabei deutlich, dass auch sein Club sich für die Stärkung des Gemeinwesens und eine gerechte Welt einsetze, wofür eine funktionierende Demokratie wichtig sei. Musik gab es von Barbara Hennerfeind, weitere Texte von Manfred Manger und den Wortakrobaten.

Auf dem ersten Platz des Wettbewerbs landete die Grundschule Schwarzacher Becken, auf Rang zwei der Kunstkurs Q1 des Armin-Knab-Gymnasiums (AKG) Kitzingen und Dritte wurde die Klasse 11p 2023/24 des Franken-Landschulheims Schloss Gaibach sowie Kinderkonti Kitzingen JungStil. Die weiteren Teilnehmer kamen aus den Klassen 11 A/B 2023/24 des AKG, der Religionsklasse 5 a/b der Leo-Weismantel-Realschule Marktbreit und der Klasse 10b des AKG.

 
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