
Es gibt eine Zeit davor und eine Zeit danach. Die Vogelsburg befand sich in dem berühmten Dornröschenschlaf, als 2011 die Stiftung Juliusspital Würzburg das Anwesen kaufte. Es war der Startschuss, um den beliebten Ausflugsort unweit von Volkach in die Neuzeit zu versetzen, ihm eine Zukunft zu geben. Ein Teil dieses Wandels hatte mit der Ende 2013 begonnenen Generalsanierung bereits begonnen, als im Übergang zum Danach sie ins Spiel kamen: Anna-Lena und Christoph Tacke, das neue Pächter-Ehepaar.
Zehn Jahre ist er her, der erste Rundgang durch den Rohbau. Der ließ bereits vieles von dem Neuen erahnen: die runderneuerte Gastwirtschaft. Der Anbau für die Hotelzimmer und Tagungsräume. Und noch etwas ließ sich erahnen: wie viel Arbeit mit der Neueröffnung im Sommer 2015 wartet. Die Aufgabe so groß und so reizvoll wie die Anlage selber. Aber eben auch ein Traum für Pächter: eigene Maßstäbe setzen, von Grund auf etwas entwickeln, den Neubeginn gestalten dürfen.
Hotel mit 24 Zimmern und Blick auf die Mainschleife
Das alles an einem durch und durch ungewöhnlichen Ort: Mehr Tradition geht kaum. Mehr Franken geht kaum. Mehr Ausblick geht kaum. Das war nicht nur ein Arbeitsplatz – das war ein Geschenk. Die Tackes krempelten die Ärmel hoch und nahmen es an. Nach Umbau und Sanierung für rund acht Millionen Euro war sie bezugsfertig, die Zukunft. Und die sah so aus: eine Gaststätte mit 130 Plätzen. Ein Weingarten mit 250 Plätzen samt Aussichtsplattform, die den Besuchern den unbezahlbaren Blick auf die Weinberge und das Maintal mit Escherndorf, Nordheim und Astheim freigibt.
Ein weiterer Baustein für den Neustart war das neue Hotel mit 24 Doppelzimmern samt Nobel-Ausblick und Nobel-Ausstattung: Die Zimmer bewegen sich allesamt auf Vier-Sterne-Niveau. Eine Hotel- und Restaurantküche, die fränkisch und gerne mit pfiffigen Gerichten kocht. Dazu drei Veranstaltungsräume. Feiern und tagen mit Traumaussicht. Mit unmittelbar angeschlossener Kirche Mariä Schutz.

Gerade dort wird es spürbar, dass die Vogelsburg ein magischer Ort ist. Seit Jahrhunderten ein Ort der Spiritualität, dem man sich nicht entziehen kann. Der seit 845 besiedelt ist. Der noch immer Heimat für einige Schwestern der Augustinusgemeinschaft ist, die dort 1957 ein geistliches Zentrum errichteten und Vorreiter beim Bio-Weinbau waren. Was am Ende auch zu dem noch heute gültigen Motto führte: "Einkehren, Besinnen, Genießen."
Ein Jahrzehnt lang auf der Vogelsburg Maßstäbe gesetzt
Zumindest beim Einkehren und Genießen haben die Tackes ein Jahrzehnt lang Maßstäbe gesetzt. Sie hauchten der Zukunft Leben ein. Ihnen war von Anfang an bewusst: Eine solche Herausforderung mit derartigen Gestaltungsmöglichkeiten würde es nur einmal geben. Fast schon so etwas wie eine Lebensaufgabe. Von 0 auf 100. "Das ist von Anfang an durch die Decke geschossen", sagt der 42-Jährige, der sich nicht über mangelnden Zuspruch zu beschweren brauchte.
Bis sich im Herbst vergangenen Jahres ein paar Parameter änderten. Mit Anfang 40, so die Überlegung der Pächter-Familie, wäre durchaus noch einmal ein Neuanfang möglich. Einer mit überschaubaren Arbeitszeiten – mit mehr Familienzeit statt 24/7. Zwei Kinder bekamen die Tackes während ihres Vogelsburg-Engagements. Sie wuchsen ein Stück weit am Arbeitsplatz auf. Der, wenn man so will, für die Familie das dritte Baby war.
Irgendwann im Lauf des vergangenen Jahres rückte deshalb die Frage immer mehr in den Mittelpunkt: Warum nicht noch einmal die Weichen neu stellen? Nichts gegen das Abenteuer Selbstständigkeit – aber aus einem Angestelltenverhältnis heraus würde das Leben noch einmal eine andere Wendung nehmen. Und so fiel die Entscheidung, wenn auch schweren Herzens: Zum 31. Januar ist für die Tackes Schluss, das Projekt Vogelsburg beendet. Ein Tag, vor dem sie sich ein wenig fürchten: "Das wird emotional schwierig."
Ein Ort voller Herzblut, den mal schnell 400 Gäste bevölkern
Auch wenn die Entscheidung schon vor Monaten gefallen ist, kann es Christoph Tacke immer noch nicht richtig fassen: nie wieder diese sensationellen Sonnenaufgänge, die man zum Start in den Arbeitstag mit offenem Mund bestaunen kann. Der Ort, der so voller Herzblut ist, wird eingetauscht gegen mehr Normalität, weniger Verantwortung, mehr Freizeit.
Die Pächter wissen, dass es richtig ist – und doch fühlt es sich auf den letzten Metern nicht gut an. Da ist eine verschworene 25-köpfige Truppe. Da sind die Stammgäste. Da sind die Sommertage die einen glauben lassen, dass sich fast die gesamte Welt gerade auf der Terrasse mit dem unbezahlbaren Blick auf den Altmain versammelt hat.
Der 42-Jährige hat das oft erlebt: Gerade noch ist er überzeugt, dass es ein mauer Nachmittag zu werden droht – einen Moment später sind schlagartig und wie auf ein geheimes Kommando hin mal eben 400 Gäste da.
Die Familie verlässt die Vogelsburg – und die Gastronomie
Die Tackes verlassen ein Stück Heimat. Einmal weil das die Vogelsburg längst geworden ist. Aber auch, weil Christoph Tacke gebürtiger Würzburger ist und in Eibelstadt aufwuchs, wo heute noch ein Teil der Familie lebt. Für die Familien geht es dorthin, wo sie vor ihrer Zeit in Volkach waren: in den Süden Bayerns. Und es geht, so viel verraten die Tackes, "raus aus der Gastronomie".

Zurück bleibt der geglückte Schritt in die Zukunft. Die Vogelsburg bringt es etwa 6000 Übernachtungen pro Jahr. Zudem finden jedes Jahr mehr als 100 Tagungen und Seminare statt. Dazu kommen 25 Hochzeiten. Die Zahl der Besucher liegt bei mehr als 80.000, an manchen Tagen sind es alleine bis zu 1000. Nicht zuletzt die Treue der Gäste war es, die die Vogelsburg durch die schwierige Corona-Zeit brachte.
Zurück bleibt aber auch die Hoffnung, dass es möglichst nahtlos weitergehen kann. Karsten Eck, der neue Oberpflegamtsdirektor und Leiter der Stiftung Juliusspital Würzburg, hofft darauf, dass im Frühjahr ein neuer Pächter präsentiert werden kann. "Einen Vollblut-Gastronomen, der eigene Ideen haben darf", wünscht sich Eck.

Nicht nur die Tackes würde das freuen, die ja in Zukunft endlich freie Wochenenden haben und sicherlich das eine oder andere Mal auf die Vogelsburg zurückkehren werden. Um dann vielleicht das zu tun, was sie bisher noch nicht geschafft haben: einmal auf der Vogelsburg zu übernachten.
Möchte nicht wissen was die Tackes da oben für Nebenkosten haben und hatten
Ein Selbstständiger weiß wo von ich Rede. Immer Selbst und Ständig !.Jeder selbständiger Beruf ist nicht so hart wie Gastro. Ohne Personal in der Gastro geht nichts mehr, wer will denn heute noch Abends und am Wochenende arbeiten. Ein jeder will bedient werden, und wenns ein wenig dauert wird gemeckert. So macht Gastro keinen Spaß mehr.
Ich wünsche den Tackes Alles Alles Gute für ein weiteres und Privates Familienleben.
Trotzdem ist es sehr schade, dass wieder ein Pächterpaar die Brocken hinwirft.
Umsatz und Gewinn sind zwei Paar Stiefel...