
Der eine ist CSU-Mann, der andere gehört den Freien Wählern an. Der eine ist Jurist, der andere war nach Volontariat und Medienmanagement-Studium viele Jahre als Journalist tätig. Doch auch wenn sich ihre Vita grundlegend unterscheidet, eines haben Stefan Güntner und Matthias Bielek heute gemeinsam: Sie sind gewählte Stadtoberhäupter. Güntner ist seit 2020 Oberbürgermeister in Kitzingen, Bielek wurde zur selben Zeit zum Bürgermeister in Dettelbach gekürt. Die beiden eint das Hobby Golfspielen – und ließen sich auf einer Runde im Golfclub Kitzingen vom Reporter dieser Redaktion begleiten.
Güntner und Bielek funken zwischenmenschlich auf einer Wellenlänge, sie entstammen dem Geburtsjahrgang 1981 und weisen heute beide ein Golfer-Handicap um 22 auf. "Matze" Bielek, wie er als Journalist bekannt wurde, begann seine Karriere im Würzburger Funkhaus und machte einen Karrieresprung mit dem Wechsel zum Bezahlsender Sky; später erlangte er großen Bekanntheitsgrad als Skisprung-Reporter bei Eurosport an der Seite von Sven Hannawald. Das brachte mit sich, dass er in München die Golf-Platzreife machte und später Güntner herausforderte und ebenfalls zum Golfen animierte.
Die Bürgermeister schließen gleich zu Beginn einen Deal
Jetzt stehen sie da, die Protagonisten, hoch über den Dächern Kitzingens, und schwingen die Schläger. Da werden mit dem Reporter gleich zwei Deals abgemacht: Wenn einer der beiden eine sogenannte "Lady", einen krachenden Fehlschlag, produziert, muss er den Mitgliedern seiner Spielgruppe (Flight) einen ausgeben. Der Journalist will nicht nachstehen und lobt demjenigen Spieler, dem ein Birdie (ein Schlag besser als die Platzvorgabe) gelingt, ein Bier oder einen Schoppen aus, im Fall des Alkohol ablehnenden Güntner eine Cola. Eins vorweg: Weder Güntner und Bielek noch der Reporter werden hinterher einen ausgeben müssen.

Zweite Erkenntnis: Den golfenden Kommunalpolitikern gelingen einige passable Schläge – einem Tiger Woods dürften sie aber nicht gefährlich werden. Stefan Güntner streicht Loch 2, Matze Bielek produziert einen Doppel-Bogey, nun ja, die Erfolge halten sich in Grenzen. Doch dann, an Loch 6, ein Statement des Kitzinger OB, dem ein Par (so viele Schläge wie die Spielvorgabe) gelingt. Ein Loch weiter bekommt Bielek ein schlechtes Gewissen, als sein Ball im Wasser landet. "Hoffentlich habe ich keinen Frosch erschlagen!", entfährt es ihm. Doch er gibt gleich Entwarnung. Der Ball wird abseits der Spielbahn identifiziert.
Die Runde auf dem Golfplatz geht an Freie-Wähler-Mann Matthias Bielek
Man könnte den Freien Wähler und den Christsozialen eher für Grüne halten – weil sie sich gar so oft in der Botanik tummeln, um ihre Bälle zu suchen. Das tut dem Spaß bei beiden keinen Abbruch, denn sie spielen nicht verbissen um jeden Schlag oder Punkt, sondern genießen die Natur abseits des Alltagstrubels und das Plaudern unter Freunden. Der Gewinner des Tages ist Matze Bielek mit einem kleinen Vorsprung. Nächstes Mal kann es schon wieder anders aussehen. Egal wie, wünschen sich die beiden, dass sie auch in 30 Jahren noch gemeinsam golfen können.

Privat läuft es bei beiden bestens, was aber daran liegt, dass sie die Familie einer Golfrunde vorziehen. Heute spielen sie an einem Samstagnachmittag im Anschluss an einen Termin, oft machen sie sich schon morgens um sechs, wenn Familie und Beruf noch ruhen, auf die Golfanlagen in Kitzingen oder Mainsondheim. Stichwort Familie: Sie hat bei beiden Priorität.
Der in der Kitzinger Siedlung geborene und aufgewachsene Güntner wohnte mit Frau Simone (geborene Pfister) und den drei Kindern elf Jahre lang im Kitzinger Richthofen Circle und ist Anfang dieses Jahres nach Repperndorf gezogen. Dort hat die Familie am Elternhaus von Güntners Gattin einen Anbau errichten lassen, womit drei Generationen in einem Gebäude vereint sind.
Matthias Bielek hat 2019 die ehemalige Fränkische Weinkönigin Christina Schneider aus Nordheim geheiratet, das Paar hat zwei Kinder. "Wir wohnen in der Dettelbacher Känguru-Siedlung", sagt Bielek schmunzelnd, der mit seiner Frau für die Familie dort ein Haus gekauft hat und renovieren ließ. Seine Frau hat ihr Psychologie-Studium inzwischen abgeschlossen und arbeitet in der Würzburger Uni. "Vielleicht kann ich ja bei den Kindern noch mit Stefan gleichziehen", sagt Bielek süffisant. Die Familienplanung ist bei den Bieleks noch nicht ganz abgeschlossen.

Gefragt nach beruflich noch höheren Zielen winken beide ab. Güntner hat bewusst Jura studiert für seinen Traumjob Oberbürgermeister seiner Heimatstadt, und er möchte auch nichts mehr anderes machen. Auch Bielek fühlt sich angekommen im Dettelbacher Rathaus, womit seine Jahre fern der Heimat vorbei sind. Ob denn einer der beiden sich vorstellen könnte, irgendwann Landrätin Tamara Bischof zu beerben? Darauf wollen sie sich nicht einlassen, obwohl Bielek einwendet, dass ihn das Leben gelehrt habe, niemals nie zu sagen.
"Nur wegen des Geldes sollte man den Landratsposten aber nicht anstreben", sagt der Dettelbacher, der nach Besoldungsgruppe A16 des Öffentlichen Dienstes bezahlt wird. Bei Güntner mit B4 wäre der Sprung auf Bischofs Besoldungsgruppe B6 nicht ganz so groß. Da er sich in Kitzingen fest verortet sieht, bringt Stefan Güntner seinen Volkacher Partei- und Bürgermeister-Kollegen Heiko Bäuerlein als Kandidaten für eine spätere Landratswahl ins Spiel.

Angesprochen auf ihr Verhältnis zu den Medien und deren Aufgabe, pocht Güntner darauf, dass die Medien objektiv und gut recherchiert berichten sollen. "Was meinen Sie, warum ich das Stadtrats-TV eingeführt habe?", wendet sich Güntner an den Reporter, und er schiebt die Antwort gleich hinterher: damit die Bürgerinnen und Bürger auch neutral informiert werden. Während sich die Stadt Kitzingen schon seit geraumer Zeit einen Pressesprecher leistet, ist dieser Posten im Dettelbacher Rathaus noch vakant. Aber was Öffentlichkeitsarbeit angeht, ist Matthias Bielek ja selbst bestens geschult. Fast noch besser als mit dem Golfschläger.