Den Hauptgewinn hat Matthias Bielek bereits Wochen vor der Kommunalwahl am 15. März erhalten. Im Dezember kam seine Tochter Malaika zur Welt und schlummert friedlich im Bettchen neben ihm, während er in der Küche am Esstisch über seine Bürgermeister-Kandidatur für die Freien Wähler (FW) in Dettelbach spricht.
Denn trotz des spärlicher gewordenen Schlafs in den vergangenen Wochen lacht der 38-Jährige während des Gesprächs oft und blickt gut gelaunt auf das, was noch auf ihn zukommt. Er stellt selbst fest: "Beruf und Privates müssen passen." Dies hat Bielek vor knapp drei Jahren gemerkt, als er nach fünfeinhalb "super spannenden" Jahren als Reporter und Sport-Kommentator in München einen Job bei einem Würzburger Radiosender antrat und seinen Wohnsitz wieder in seine Heimatstadt Dettelbach verlegt hat. Dort hat er auch während seiner Münchner Zeit "mindestens jedes zweite Wochenende" verbracht. Er bezeichnet sich selbst als "Landei im positiven Sinn".
Für seine Entscheidung hat er Bedenkzeit gebraucht
Zu seiner Heimatverbundenheit kommt ein persönlicher Standpunkt, der Bielek bewogen hat, für die FW, deren Ortsvorsitzender sein Vater Karlheinz ist, als möglicher Nachfolger von FW-Bürgermeisterin Christine Konrad anzutreten: Nur wer Verantwortung übernimmt, kann gestalten. Davon ist Bielek junior überzeugt und erkennt: "Meine Generation ist gefragt." Die an ihn herangetragene Bürgermeisterkandidatur für die FW sieht er als Chance: "Man wird im Leben nicht zweimal gefragt." Nach drei Monaten Bedenkzeit ist diese Erkenntnis in ihm gereift. Ursprünglich war sein Ziel, als Listenführer der FW zur Stadtratswahl anzutreten.
Baustellen, die er angehen möchte, erkennt Bielek in Dettelbach genügend. "Es ist vieles verloren gegangen", spielt er auf den in seinen Augen fehlenden Zusammenhalt der Einwohner an. Als Bürgermeister möchte er "Teamchef" einer aktiven Bürger-Gemeinschaft sein. Er baut dabei auf seine Erfahrungen als Kommentator bei einem europaweit tätigen Sportfernsehsender. Begegnung auf Augenhöhe, Respekt füreinander, miteinander sprechen statt übereinander – in solche Schlagworte fasst der Kandidat das, was seiner Ansicht nach ein Bürgermeister und der gesamte Stadtrat vorleben müssen.
Energieversorgung und Digitalisierung
Sobald die Grundatmosphäre in der Stadt sowie innerhalb der Stadtverwaltung verbessert ist, möchte Bielek "die anderen Punkte angehen", die er sich als Bürgermeisterkandidat auf die Fahnen geschrieben hat. Dazu zählt ein energieautarkes Dettelbach, das seine benötigte Energie nicht nur selbst erzeugt, sondern dank Bürgerbeteiligung das dabei verdiente Geld vor Ort lässt. Er hält dieses Ziel in zehn Jahren für erreichbar.
Ein zweites Kernprojekt für Bielek: Ausbau der Digitalisierung. Konkret etwa durch eine bereits programmierte App, die Menschen, die sich einsetzen möchten, mit Menschen zusammenbringt, die Hilfe suchen. Lokale Anbieter könnten darüber auch Produkte vermarkten, oder Vereine auf Termine hinweisen. Wichtig ist dem Kandidaten: Diese App sei nicht an seine Person gebunden – egal, wie die Wahl ausgeht. Und sie könne auch über Dettelbach hinaus reichen, etwa auf Kreisebene. Als drittes Feld, das er als Bürgermeister beackern möchte, nennt Bielek einen "sanften Tourismus", den er für Dettelbach entwickeln und hierbei die Einwohner einbeziehen möchte.
Wie es bei ihm je nach Wahlausgang beruflich weitergeht, wird sich bis zum möglichen Amtsantritt am 1. Mai entscheiden. Aktuell arbeitet er weiter an den Wochenenden als TV-Sport-Kommentator. Er wünscht sich für die restliche Zeit des Wahlwettbewerbs, dass in dessen Verlauf nicht zunehmend irgendwelche Gerüchte Einfluss gewinnen und falsche Wahrheiten aus Versatzstücken zusammengebastelt werden. Er sieht dafür keinen seiner beiden Mitkonkurrenten verantwortlich; sein Verhältnis zu Marcel Hannweber (CSU) und Joachim Beck (parteilos, für die SPD) sei gut. "Wir sollten froh sein, dass es drei Kandidaten in Dettelbach gibt."
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