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Würzburg
Eine Autobahn im Vorgarten: Nachbarschaft stinksauer über asphaltierte Grünfläche in der Würzburger Arndtstraße
Aufreger in der Sanderau: Eine grüne Hecke im Vorgarten weicht dem Asphalt. Was Anwohnerinnen und Anwohner der Arndtstraße davon halten und was das für das Stadtklima bedeutet.
Innerhalb kurzer Zeit wich eine grüne Hecke dem dunklen Asphalt und sorgte für Aufregung in der Nachbarschaft der Arndtstraße in Würzburg. 
Foto: Thomas Obermeier | Innerhalb kurzer Zeit wich eine grüne Hecke dem dunklen Asphalt und sorgte für Aufregung in der Nachbarschaft der Arndtstraße in Würzburg. 
Sarah Gräf
 |  aktualisiert: 02.12.2024 21:26 Uhr

Am Main beginnt sie und durchquert die Sanderau: Die Arndtstraße ist eine der geschäftigsten Straßen des Stadtteils. Zeichnet sich der Würzburger Stadtteil sonst durch seine grünen und lebendigen Vorgärten aus, so sticht seit kurzem beim Einfahren in die Straße vom Main kommend etwas ins Auge: ein gänzlich dunkel asphaltierter Vorgarten. Anwohnerinnen und Anwohner sind wenig begeistert von dieser Veränderung. 

Nachbarschaft stört sich massiv an dem Vorgarten in der Sanderau

Es ist nicht der erste grüne Vorgarten, der in der Sanderau versiegelt wird, aber wohl der unansehnlichste, meinen Anwohnerinnen und Anwohner der umliegenden Häuser. "Ein Schandfleck für die Straße", nennt es die Anwohnerin Hildegard, die im Haus gegenüber wohnt und ihren Nachnamen nicht nennen möchte. Sie fügt hinzu: "Wenn ich zum Fenster rausschaue – frühmorgens, mittags oder am Abend, ist das für mich ein Ärgernis." Eine "Autobahn im Vorgarten", bei der nur noch die Raststätte fehle, nennt es ein anderer Anwohner desselben Hauses.

Trostlos, nicht lebendig und kalt sehe es aus, meint auch Passant Thomas Geitner. Auch eine Anwohnerin aus dem Haus daneben sorgt sich um den "Flair der Sanderau", der gerade dadurch entstehe, dass es so nach Natur aussehe. "Und stinken tut der Asphalt auch", sagt sie. 

Sorge um Tierwelt und zunehmende Hitze in der Sanderau

Der Vorgarten ist den Anwohnerinnen und Anwohnern aber nicht nur optisch ein Dorn im Auge. Gerade für Insekten und andere Tiere sei das sehr schade, meint eine junge Anwohnerin aus dem Nachbarhaus. Dass der dunkle Asphalt im Sommer noch mehr Hitze anziehen könnte – auch darüber machen sich die Menschen vor Ort Gedanken. "Bei uns auf dem Balkon ist es so schon wärmer als am Main – mit dem asphaltierten Vorgarten wird das jetzt noch schlimmer", sagt Lukas Hörner aus dem Haus daneben. 

Auf eine Anfrage der Redaktion wollten sich die Vermieterinnen des Hauses nicht zu den Gründen der Umgestaltung des Vorgartens äußern. 

Vorgärten und Hinterhöfe spielen zentrale Rolle für das Stadtklima in Würzburg

Als eine der trockensten Städte Deutschlands, wisse auch die Stadt Würzburg "um die hohe Bedeutung unversiegelter Flächen für das Mikroklima", teilt Pressesprecher Georg Wagenbrenner mit. "Ideal sind hingegen ein geringer Flächenverbrauch und der Erhalt von Grünflächen", sagt er. "Besser noch: Entsiegelungen."

Ein Fahrradständer steht auf dem umzäunten und asphaltierten Grundstück in der Arndstraße in der Würzburger Sanderau.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Fahrradständer steht auf dem umzäunten und asphaltierten Grundstück in der Arndstraße in der Würzburger Sanderau.

Vorgärten und Hinterhöfen, wie sie vor allem in der Sanderau zu finden sind, schreibt die Stadt dabei eine besonders wichtige Rolle zu, wie dem "Masterplan Freiraum" zu entnehmen ist. Ende 2020 wurde der von der Stadt Würzburg vorgestellt. Darin geht es um Strategien zur Anpassung an die Klimaerwärmung. Sie bieten "kleinräumige, ökologisch wertvolle Habitate" und fördern auch den Regenwasserrückhalt, so im Masterplan Freiraum geschrieben.

Trotzdem werden Vorgärten in Würzburg versiegelt. Obwohl es konkrete Vorgaben gibt, in welchen Fällen das städtische Grün aus den Vorgärten weichen darf: In der Freiflächengestaltungssatzung der Stadt Würzburg beispielsweise steht geschrieben, dass nicht überbaute Flächen zu begrünen sind, "soweit diese Flächen nicht für andere zulässige Nutzungen, wie Stellplätze, Flächen für die Feuerwehr oder Spiel- und Aufenthaltsflächen benötigt werden." 

Ein neuer Stellplatz für Fahrräder im Vorgarten: Alles in Ordnung also?

Auf dem Grundstück ist nun ein Fahrradständer. Ist die Fläche damit eine Nutzfläche? Wird die Umgestaltung so den Vorgaben gerecht? Auf Nachfrage bei der Stadt Würzburg teilt diese mit, der fragliche Vorgarten in der Arndstraße sei bereits mehreren Personen aufgefallen und der Bauaufsicht gemeldet worden. Eine abschließende Klärung, ob diese bauliche Veränderung die Vorgaben der Satzung gänzlich erfüllt, werde aber noch geprüft. 

Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version dieses Artikels war von der Bausubstanz Teer die Rede. Es handelt sich allerdings um Asphalt. Wir haben den Fehler korrigiert. 

 
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Endlich

    die Alternative zum (sanktionierten) Steingarten: der asphaltierte Vorplatz.

    Das Aufatmen aller Zeitgenoss/innen mit Vorbehalten gegenüber "Grün" ist gewiss...
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  • Ingrid Regenstein
    Selber Anwohner, und erschrocken, dass immer noch unverdrossen die schmalen Streifen um die Häuser geschottert, ASPHALTIERT, versiegelt, gerodet, entkeimt werden …

    Warum lässt die trockene und heisse Kesselstadt Würzburg so etwas einfach zu? Alles mögliche ist kleinlichst geregelt, aber die Freiflächen in Privathand scheinen ausgenommen …

    Versiegeln geht nicht. War schon immer hässlich, aber nun geht es um Rekordtemperaturen.

    Traurig, hässlich, und wenn möglich, rückabzuwickeln. Und selbst wenn der Garten keine Zier war. Es geht um Flächen, in die Wasser eindringen kann. Und, nichts wird bei Sonneneinstrahlung effektiv heisser, als schwarze massive Körper.

    Macht es wieder auf … Bitte … Gnade …
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  • Klaus Krug
    @I.Rebenstein:
    Wenn man den richtigen, nämlich wasserdurchlässigen Asphalt (WDA) genommen hat, dann versickert dort das Wasser zu 100%. Was der WDA kann ist schön im Bild zu sehen hier:
    https://www.spiegel.de/auto/aktuell/saugfaehiger-asphalt-gegen-aquaplaning-schwamm-drunter-a-1056314.html

    Und die Verdunstung des teilweise dann im Asphalt gespeicherten Wassers hat einen kühlenden Effekt.

    Gehen Sie doch mal mit einem Eimer Wasser rüber und machen Sie den Test.

    Schön ist das natürlich immer noch nicht, aber wenn dann mal Fahrräder drauf stehen, die Autos zeitweise ersetzen, dann kann man doch damit leben. Wäre für mich x-mal besser als so ein Schottergarten mit Kirschlorbeer.

    https://www.merkur.de/leben/wohnen/insekten-garten-kirschlorbeer-pflanzen-hecke-umstritten-deutschland-naturschutz-voegel-92886376.html
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  • Georg Walk
    Hauptsache Fahrrad-Stellplätze. Dann ist alles wieder gut
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  • Stefan Wolz
    Bleibt doch alle mal cool, man sollte hier Marihuana anpflanzen, dann ist alles wieder gut.
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  • Klaus Krug
    Die zwanzig Meter Ligusterhecke und der früher dahinterliegende dürre Rasen haben zur Rettung des Würzburger Stadtklimas sicher nicht allzu viel beigetragen.

    Wer mit Google-Streetview an dem Anwesen vorbei und durch die Arndtstraße "fährt", findet da weitere Flächen, die zu Fahrradstellplätzen umgewandelt wurden und diese Flächen sind auch komplett vollgestellt mit Fahrrädern. Es ist doch gut für die Umwelt, wenn die Leute einen Fahrradabstellplatz haben und dann mit dem Fahrrad und nicht mit dem Auto fahren. Solche Fahrradstellplatzflächen werden übrigens auch den Hauseigentümern durch die Bayerische Bauordnung seit einiger Zeit vorgeschrieben!

    Man findet in der Arndtstraße auch noch Flächen, über die man sich aus Umweltsicht mehr aufregen könnte: Geschotterte und/oder mit Thuja, Buchsbaum oder Kirschlorbeer (alles ziemlich nutzlose Pflanzen) "schön" bepflanzte Hausvorflächen.
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  • Peter Lelowski
    Häuser abreißen, Autos auf die Hälfte reduzieren, begrünte Fahrradstellplätze - dann haben wir endlich: Blühende Landschaften! Wenn Alles so einfach wäre ... .
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  • Ottmar Wendel
    Es muss strengere Vorgaben in den Städten geben, was die Grundflächen angeht. Auf dem Land haben wir die auch. Wenn Deutschland Klima- und Insektenschutz betreiben will dann bitte überall gleich. Nicht nur die Bauern und die Bebauungsflächen in den Dörfern, sonder auch in der Stadt. Außerdem geht es sehr wohl auch der Allgemeinheit in der Stadt etwas an, wenn die Temperaturen im Sommer durch die vielen geteerten Flächen immer mehr ansteigt.
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  • Hermann Spitznagel
    richtig!
    Parkplätze weg und Bäume/ Büsche pflanzen.
    Und Anlieger/Mieter zur Pflege und giessen verdonnern.
    Sie haben davon ja auch den Nutzen.
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  • Wolfgang Heß
    Nebenbei: Die Verwendung von Teer im Straßenbau ist seit 40 Jahren in Deutschland strikt verboten!
    Ist es wirklich Teer? Oder Asphalt und bei der Berichterstattung wurde nicht gut recherchiert?
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  • Harald Schwarzmann
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Dominik Buchert
    Für den Artikel schlichtweg irrelevant... es ist und bleibt potthässlich und gehört direkt zurück gebaut.
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  • Helga Scherendorn
    @Puchert, wenn es um Hässlichkeit geht, müssten alle Windräder verschwinden!
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  • Gregor Ziems
    Stimmt ein Windrad kann nicht mit der Ästhetik eines AKWs oder eines Kohletagebaus mithalten.
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  • Helga Scherendorn
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
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  • Helga Scherendorn
    @Gregor, Flächenverbrauch für 1200 Windräder gegenüber einem AKW?
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  • Hans-Martin Hoffmann
    @ Helga Scherendorn, der Flächenverbrauch (und der damit angerichtete Schaden) eines Kernkraftunfalls gegenüber einem Windradunfall (oder von mir aus auch sovielen Windrädern, wie der Leistung des KKW entsprechend)? Soviel ich weiß, kann man sich gegen Kernkraftunfälle noch nicht mal selber versichern!
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  • Sarah Gräf
    Lieber Herr Heß,
    vielen Dank für den richtigen Hinweis. Es handelt sich tatsächlich um Asphalt, nicht um Teer. Der Artikel wurde redaktionell angepasst.
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  • Gertraud Behringer
    So ein Quatsch.....Teer oder geteert ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.....Filme werden auch zurück gespult, obwohl kein Band mehr bewegt wird.

    Wer Wolfgang heißt, also schon etwas älter sein dürfte, sollte sich da nicht so wichtig machen.
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  • Rita Wiesner
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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