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Kitzingen
Kampf gegen "Gärten des Grauens": Wer in Kitzingen seine Steingärten entfernt, soll belohnt werden
Schotterwüsten in deutschen Vorgärten gibt es reichlich. In Kitzingen will man jetzt gegensteuern und neue grüne Oasen erschaffen. Wie sieht der Anreiz der Stadt aus?
Krasses Beispiel eines Schottergartens: Solche Flächen hat die Stadt Kitzingen mit ihrem geplanten Förderprogramm für Entsiegelung und Biodiversität im Blick.
Foto: Marion Eckert | Krasses Beispiel eines Schottergartens: Solche Flächen hat die Stadt Kitzingen mit ihrem geplanten Förderprogramm für Entsiegelung und Biodiversität im Blick.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Sie haben sich durch Neubaugebiete gefressen, sind auf natürlichem Weg kaum aufzuhalten und vielerorts eine Plage: moderne Schottergärten mit spärlichem Grün oder gar keiner Bepflanzung, von manchem auch als "Gärten des Grauens" bezeichnet. Der Biologe Ulf Soltau sammelt und publiziert Fotos davon auf diversen Social-Media-Kanälen und hält der deutschen Gartenkultur damit den Spiegel vor. Viele Kommunen wissen sich nicht mehr anders zu helfen als mit Festsetzungen in ihren Bebauungsplänen, um die Schottergärten zu verhindern. Das gelingt aber nur in Neubaugebieten, nicht in bestehenden Siedlungen.

In Kitzingen will man jetzt versuchen, die heißen, toten Wüsten vor dem Haus wieder in blühende, lebendige Oasen zu verwandeln. Die Grünen haben dazu gerade einen Antrag im Stadtrat eingebracht, dem eine große Mehrheit folgte. Er steht unter dem Dreiklang "Entsiegelung, Nachbegrünung und Biodiversität" und sieht vor, Grundstücksbesitzer mithilfe städtischer Fördermittel dazu zu bewegen, ihre Steinwüsten aufzubrechen. Diese schadeten dem Mikroklima und der Biodiversität in dicht bebauten Siedlungen, heißt es, und störten zudem den natürlichen Wasserkreislauf, da Regenwasser hier nicht versickern könne.

Für jeden Quadratmeter entsiegelter Fläche soll es 20 Euro geben

Die Grünen sehen "großes Potenzial" in der Stadt und den Stadtteilen und nennen dabei ehemalige landwirtschaftliche Hofstellen oder Hinterhöfe auf Privat- und Firmengrundstücken. Ihr Ziel: Flächen entsiegeln und anschließend mit Hecken, Sträuchern, Bäumen oder Blumen begrünen. "Als Bepflanzung werden nur heimische Arten anerkannt, die die Biodiversität, den Nahrungsraum für Bienen, Schmetterlinge und Insekten fördern", heißt es in dem Antrag, der Grundlage des Förderprogramms sein soll. Der Zuschuss der Stadt soll bei 20 Euro je Quadratmeter versiegelter Fläche liegen (bei teilversiegelten Bereichen wie Schotter- und Kiesflächen bei je fünf Euro) und auf 5000 Euro pro Maßnahme gedeckelt sein. Insgesamt soll der Fördertopf mit 25.000 Euro im Jahr gefüllt sein.

Als "kleinen Anreiz" wollte Stadtrat Klaus Sanzenbacher (Grüne) das Programm verstanden wissen. Manfred Paul (SPD) sagte: "Es gibt viele Steingärten. Vielleicht ist das jetzt ein Anreiz, das zu ändern." Noch ist manches unklar, zum Beispiel, wie verhindert werden kann, dass Antragsteller einerseits Flächen aufreißen und wie verlangt begrünen und andererseits neue Areale zupflastern. Gewerbeflächen sollen nach Hinweisen aus dem Stadtrat von der Förderung ausgenommen sein.

Die Stadt steht selbst in der Kritik, Flächen großflächig zu versiegeln 

Für Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) setzt das Programm falsche Anreize. "Die Aufheizungen haben wir in der Innenstadt, nicht in den Stadtteilen oder Siedlungen." Er halte den Effekt deshalb für "marginal". Lars Goldbach (parteilos) nahm zuvorderst die Stadt in die Pflicht. Mit Blick etwa auf den neu gestalteten Oberen Mainkai sagte er: "Wir pflastern als Stadt alles zu und wollen bei den Bürgern erreichen, dass sie ihre Flächen entsiegeln. Das passt nicht." Statt Flächen zu entsiegeln, solle man lieber Bäume pflanzen. Der OB erwiderte, bei den Plänen für den Umbau der Kaiserstraße seien fast 50 neue Bäume vorgesehen.

Von Martin Günzel (ÖDP) kam der Hinweis, darauf zu achten, dass Steinwüsten wie Schottergärten erst gar nicht entstehen. Das, so der OB, sei am besten durch Festsetzungen in Bebauungsplänen zu erreichen, wie es die Stadt aktuell praktiziere. In Dettelbach sind die Steingärten schon seit 2020 in Neubaugebieten verboten. Andere Kommunen haben nachgezogen. Ein Förderprogramm, um solche Gärten mit kommunaler Finanzhilfe umzuwandeln, gibt es im Landkreis Kitzingen allerdings noch  nicht.

 
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  • R. H.
    Unter welcher Verwaltung leben wir hier denn? Wer entscheidet was Gärten des Grauens oder was Kunst ist? Wer entscheidet was auf privatem Grund besser ist, ein Kiesbeet oder ein grüner, gedüngter Rasen oder ein Kfz-Stellplatz?

    Würde der im Bild abgebildete Hang nicht von Lieschen Müller gestaltet worden sein sondern z. B. vom Künstler Derek Jarman (wie in ein Kies-Garten im Süden Englands) oder vom Wiener Künstler André Heller ( ein Kies-Garten vor den Toren Marrakeschs), dann würden Scharen von Menschen mit Bussen hingekarrt und der Hang wäre unter Ensembleschutz.

    Und Letztes noch was mir zu diesem Thema einfällt (dann halt ich den Mund): meine Erfahrung als Senior aus meinem Umfeld zeigt: Es sind überwiegend , ob in den Verwaltungen oder außerhalb, die Mieter, die nie ein Haus oder ein Garten hatten, die sich an Kies- oder Schotterbeeten den Mund zerreißen.

    So dies war mein letzter Beitrag zu diesem Artikel und schau nun lieber den Eidechsen in meinem Kiesbeet zu. grinsen
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die Stadt Kitzingen sollte dringend mit gutem Beispiel voran gehen und dass neu gestaltete Mainufer entsiegeln.
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  • R. B.
    Auf keinen Fall dürfen öffentlich Gelder für die Umgestaltung der "Steingärten" verschwendet werden. Da hier in den seltensten Fällen eine tatsächliche Versiegelung vorliegt, kann Regenwasser auch wie bisher versickern. Und - Steine muss man nun mal nicht gießen. Ein satter allzeit-grüner Natur-Rasen erfordert auch entsprechend viel Wasser. Genau das, was nur begrenzt vorhanden ist. Das Geld für die Steine wäre besser in einem Kunstrasen angelegt, der kein Wasser und kaum Pflege benötigt und zudem auch keine Versiegelung darstellt. Dazwischen noch ein paar Staudenbeete und jeder kann zufrieden sein.
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  • I. S.
    Was ich auf meinem eigenen Grund und Boden mache, was ich anpflanze oder auch nicht, welche Steine ich da hinlege oder auch nicht, geht alle anderen einen Sch....dr... an. Oder bezahlt und pflegt irgendeiner diese tolle Gartenlandschaft? NEIN? Also dann ....
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  • A. S.
    wie schon weiter unten angemerkt: Art. 7 I BayBO
    ist übrigens kein neumodischer Quatsch, sondern gilt in Bayern schon seit 1962 (damals noch Art. 8 I)
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  • M. F.
    Ich finde nicht nur Steingärten wie oben abgebildet schlecht, sondern auch grünen englischen Rasen.
    Der ist ökologisch auch nicht besser. Ich verlange jetzt keine finanzielle Belohnung für eine Umstellung auf naturnahe Bepflanzung, sondern möchte nur mal einen Denkanstoß geben. Mir konnte noch niemand erklären, was an englischem Rasen so toll sein soll, während einheimische Blühpflanzen wie Klatschmohn oder Kornblumen nicht nur optisch schöner, sondern auch wertvoller für Insekten sind.
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  • D. P.
    Bzgl. der Schönheit und Artenvielfalt stimme ich Ihnen zu - aber auch der englische Rasen entsiegelt Flächen und kühlt seine Umgebung wie jede andere Pflanze massiv herunter. Schauen Sie sich mal Wärmebildaufnahmen von versiegelten und bepflanzten Flächen an.
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  • R. H.
    Hier wird wieder einmal viel durcheinander geworfen nur um Klischees zu bedienen! Politiker und die Presse leben nun mal davon.

    Steingärten haben nichts mit Gärten des Grauens zu tun. Steingärten gibt es in der Natur bei uns oberhalb der Weinberge am ganzen Main entlang. Steingärten sind, wenn richtig gemacht, mit Pflanzen mit geringen Wasserbedarf bepflanzt, also genau das was wir künftig brauchen!
    Steingärten und Kies- und Schotterflächen versiegeln kein Flächen! Sie sind wasserdurchlässig und bieten vielen Insekten und Reptilien (z. B. Eidechsen) einen Lebensraum. In Steingärten und Kies- und Schotterflächen wachsen in kurzer Zeit Pflanzen mit geringen Wasserbedarf und nach wenigen Jahren bilden diese durch natürlicher Einbringung von Erosion ein einmaliges Bodenklima und eine natürliche Fauna mit wenig Wasserbedarf. 20 Jahre Erfahrung beweisen dies!
    Aber, wir Deutschen lieben nun halt mal den satten grünen Rasen als Monokultur.
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  • J. N.
    Ich glaube, echte Steingärten (Kombination aus Bruchsteinen und Staudengewächsen mit vielen Insekten, Kriechtieren usw.) sind hier nicht gemeint.
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  • R. H.
    @Wi127: genau das bemängelte ich mit "es wird viel durcheinander geworfen"!

    Ein Steingarten ist ein Steingarten. Ein Kieshaufen oder ein Kiesfläche ist kein Garten.

    Aber ..., auch eine Kiesfläche ist wasserdurchlässig, hilft Insekten und Reptilien und wird durch Erosioneintrag zunehmend von Pflanzen, welche wenig Wasser benötigen, bewachsen.

    Der deutsche grüne Rasen brauch Dünger und Wasser!

    Auf Rügen gibt es sogar ein Geröll-Schutzgebiet - unsere populistischen Politiker würden dies gegen Rasen eintauschen wollen ! (https://www.auf-nach-mv.de/reiseziele/a-feuersteinfelder-im-naturschutzgebiet-schmale-heide >> sehenswert!!)
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  • E. K.
    Steingärten benötigen in der Regel kein, bzw. wenig kostbares Wasser.
    Dies Gärten müssen nicht mit grundwasserbelastenden Nitraten und Sulfaten gedüngt, und auch sonst nicht energieintensiv bewirtschaftet werden.
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  • B. W.
    Naturnahe Bepflanzung muß nicht gegossen und gedüngt werden. Sie bietet durch ihre Vielfalt Nahrung und Lebensraum für Insekten und Tieren, sie verhindert die Bildung von Hitzekesseln, sie sorgt dafür, dass Wasser bei Regen aufgenommen werden kann.
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  • H. S.
    Ich bin letze Woche mit dem Rad bei Etwashausen am Main entlang gefahren .
    Das neugestaltete Mainufer auf der anderen Mainseite sieht noch schlimmer aus als das Bild hier.
    Vor der Umgestaltung gab es mehr grün.
    Vielleicht sollte man Gartenbesitzern 20 Jahre lang kostenloses Gießwasser anbieten.
    Bei zunehmender Trockenheit ist Gießverboten zu rechnen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Geld ausgeben um die eigene Dummheit einiger Zeitgenossen wieder auszubügeln?🤔
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  • A. F.
    Wer belohnt mich dafür, dass wir das Herbariumsprojekt meiner Tochter direkt aus dem Garten stemmen können. Wusste gar nicht wie viel Unkraut hier sprießt.
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  • J. S.
    Belohnung für Begrünen? -- Nun denn ...

    Bei der Baugenehmigung ist typischerweise festgelegt wie welche Flächen versiegelt werden dürfen. Daraus ergibt sich auch welche Flächen - in irgendeiner Weise - grün zu bleiben haben.

    Ich lehne mich 'mal aus dem Fenster: Die Steingärten dürften alle ohne entsprechende Genehmigung angelegt worden sein. Die Kommune hat jedoch von sich aus darauf zu achten, daß Bebauungspläne / Baugenehmigungen eingehalten werden. Daher müßte(!) es eine Änderungsanordnung der Gemeinde(!) für die Betroffenen hageln, daß "das Grün" wiederherzustellen ist.

    Insofern ist eine Belohnung für Wiederbegrünung abzulehnen. Schnippisches Beispiel: Nur weil ich mein KFZ jetzt in Zukunft ordnungsgemäß parke bekomme ich auch kein "positives Parkticket" ...
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  • U. S.
    @xyz12

    Indem man Schotter oder Kies aufbringt ist der Boden nicht versiegelt! Somit sind alle Steingärten legal!
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  • A. S.
    Nein. Siehe Art. 7 Abs. 1 BayBO.
    Diese Gärten waren zu keinem Zeitpunkt baurechtlich zulässig, daher auch eigentlich kein Bestandsschutz.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @alter Mann

    Was hat die Begrünung von Kinderspielplätzen (BayB0 7/1) mit der der Begrünung von Privatgrundstücken zu tun?
    Selbstverständlich sind diese Steingärten baurechtlich zulässig. In meinem Bebauungsplan steht nicht, dass das verboten ist.
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  • J. S.
    Bitte bei Gesetzestexten nicht nur die Überschriften überfliegen (und dabei noch Kommas übersehen)!
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