Sie haben sich durch Neubaugebiete gefressen, sind auf natürlichem Weg kaum aufzuhalten und vielerorts eine Plage: moderne Schottergärten mit spärlichem Grün oder gar keiner Bepflanzung, von manchem auch als "Gärten des Grauens" bezeichnet. Der Biologe Ulf Soltau sammelt und publiziert Fotos davon auf diversen Social-Media-Kanälen und hält der deutschen Gartenkultur damit den Spiegel vor. Viele Kommunen wissen sich nicht mehr anders zu helfen als mit Festsetzungen in ihren Bebauungsplänen, um die Schottergärten zu verhindern. Das gelingt aber nur in Neubaugebieten, nicht in bestehenden Siedlungen.
In Kitzingen will man jetzt versuchen, die heißen, toten Wüsten vor dem Haus wieder in blühende, lebendige Oasen zu verwandeln. Die Grünen haben dazu gerade einen Antrag im Stadtrat eingebracht, dem eine große Mehrheit folgte. Er steht unter dem Dreiklang "Entsiegelung, Nachbegrünung und Biodiversität" und sieht vor, Grundstücksbesitzer mithilfe städtischer Fördermittel dazu zu bewegen, ihre Steinwüsten aufzubrechen. Diese schadeten dem Mikroklima und der Biodiversität in dicht bebauten Siedlungen, heißt es, und störten zudem den natürlichen Wasserkreislauf, da Regenwasser hier nicht versickern könne.
Für jeden Quadratmeter entsiegelter Fläche soll es 20 Euro geben
Die Grünen sehen "großes Potenzial" in der Stadt und den Stadtteilen und nennen dabei ehemalige landwirtschaftliche Hofstellen oder Hinterhöfe auf Privat- und Firmengrundstücken. Ihr Ziel: Flächen entsiegeln und anschließend mit Hecken, Sträuchern, Bäumen oder Blumen begrünen. "Als Bepflanzung werden nur heimische Arten anerkannt, die die Biodiversität, den Nahrungsraum für Bienen, Schmetterlinge und Insekten fördern", heißt es in dem Antrag, der Grundlage des Förderprogramms sein soll. Der Zuschuss der Stadt soll bei 20 Euro je Quadratmeter versiegelter Fläche liegen (bei teilversiegelten Bereichen wie Schotter- und Kiesflächen bei je fünf Euro) und auf 5000 Euro pro Maßnahme gedeckelt sein. Insgesamt soll der Fördertopf mit 25.000 Euro im Jahr gefüllt sein.
Als "kleinen Anreiz" wollte Stadtrat Klaus Sanzenbacher (Grüne) das Programm verstanden wissen. Manfred Paul (SPD) sagte: "Es gibt viele Steingärten. Vielleicht ist das jetzt ein Anreiz, das zu ändern." Noch ist manches unklar, zum Beispiel, wie verhindert werden kann, dass Antragsteller einerseits Flächen aufreißen und wie verlangt begrünen und andererseits neue Areale zupflastern. Gewerbeflächen sollen nach Hinweisen aus dem Stadtrat von der Förderung ausgenommen sein.
Die Stadt steht selbst in der Kritik, Flächen großflächig zu versiegeln
Für Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) setzt das Programm falsche Anreize. "Die Aufheizungen haben wir in der Innenstadt, nicht in den Stadtteilen oder Siedlungen." Er halte den Effekt deshalb für "marginal". Lars Goldbach (parteilos) nahm zuvorderst die Stadt in die Pflicht. Mit Blick etwa auf den neu gestalteten Oberen Mainkai sagte er: "Wir pflastern als Stadt alles zu und wollen bei den Bürgern erreichen, dass sie ihre Flächen entsiegeln. Das passt nicht." Statt Flächen zu entsiegeln, solle man lieber Bäume pflanzen. Der OB erwiderte, bei den Plänen für den Umbau der Kaiserstraße seien fast 50 neue Bäume vorgesehen.
Von Martin Günzel (ÖDP) kam der Hinweis, darauf zu achten, dass Steinwüsten wie Schottergärten erst gar nicht entstehen. Das, so der OB, sei am besten durch Festsetzungen in Bebauungsplänen zu erreichen, wie es die Stadt aktuell praktiziere. In Dettelbach sind die Steingärten schon seit 2020 in Neubaugebieten verboten. Andere Kommunen haben nachgezogen. Ein Förderprogramm, um solche Gärten mit kommunaler Finanzhilfe umzuwandeln, gibt es im Landkreis Kitzingen allerdings noch nicht.
Würde der im Bild abgebildete Hang nicht von Lieschen Müller gestaltet worden sein sondern z. B. vom Künstler Derek Jarman (wie in ein Kies-Garten im Süden Englands) oder vom Wiener Künstler André Heller ( ein Kies-Garten vor den Toren Marrakeschs), dann würden Scharen von Menschen mit Bussen hingekarrt und der Hang wäre unter Ensembleschutz.
Und Letztes noch was mir zu diesem Thema einfällt (dann halt ich den Mund): meine Erfahrung als Senior aus meinem Umfeld zeigt: Es sind überwiegend , ob in den Verwaltungen oder außerhalb, die Mieter, die nie ein Haus oder ein Garten hatten, die sich an Kies- oder Schotterbeeten den Mund zerreißen.
So dies war mein letzter Beitrag zu diesem Artikel und schau nun lieber den Eidechsen in meinem Kiesbeet zu.
ist übrigens kein neumodischer Quatsch, sondern gilt in Bayern schon seit 1962 (damals noch Art. 8 I)
Der ist ökologisch auch nicht besser. Ich verlange jetzt keine finanzielle Belohnung für eine Umstellung auf naturnahe Bepflanzung, sondern möchte nur mal einen Denkanstoß geben. Mir konnte noch niemand erklären, was an englischem Rasen so toll sein soll, während einheimische Blühpflanzen wie Klatschmohn oder Kornblumen nicht nur optisch schöner, sondern auch wertvoller für Insekten sind.
Steingärten haben nichts mit Gärten des Grauens zu tun. Steingärten gibt es in der Natur bei uns oberhalb der Weinberge am ganzen Main entlang. Steingärten sind, wenn richtig gemacht, mit Pflanzen mit geringen Wasserbedarf bepflanzt, also genau das was wir künftig brauchen!
Steingärten und Kies- und Schotterflächen versiegeln kein Flächen! Sie sind wasserdurchlässig und bieten vielen Insekten und Reptilien (z. B. Eidechsen) einen Lebensraum. In Steingärten und Kies- und Schotterflächen wachsen in kurzer Zeit Pflanzen mit geringen Wasserbedarf und nach wenigen Jahren bilden diese durch natürlicher Einbringung von Erosion ein einmaliges Bodenklima und eine natürliche Fauna mit wenig Wasserbedarf. 20 Jahre Erfahrung beweisen dies!
Aber, wir Deutschen lieben nun halt mal den satten grünen Rasen als Monokultur.
Ein Steingarten ist ein Steingarten. Ein Kieshaufen oder ein Kiesfläche ist kein Garten.
Aber ..., auch eine Kiesfläche ist wasserdurchlässig, hilft Insekten und Reptilien und wird durch Erosioneintrag zunehmend von Pflanzen, welche wenig Wasser benötigen, bewachsen.
Der deutsche grüne Rasen brauch Dünger und Wasser!
Auf Rügen gibt es sogar ein Geröll-Schutzgebiet - unsere populistischen Politiker würden dies gegen Rasen eintauschen wollen ! (https://www.auf-nach-mv.de/reiseziele/a-feuersteinfelder-im-naturschutzgebiet-schmale-heide >> sehenswert!!)
Dies Gärten müssen nicht mit grundwasserbelastenden Nitraten und Sulfaten gedüngt, und auch sonst nicht energieintensiv bewirtschaftet werden.
Das neugestaltete Mainufer auf der anderen Mainseite sieht noch schlimmer aus als das Bild hier.
Vor der Umgestaltung gab es mehr grün.
Vielleicht sollte man Gartenbesitzern 20 Jahre lang kostenloses Gießwasser anbieten.
Bei zunehmender Trockenheit ist Gießverboten zu rechnen.
Bei der Baugenehmigung ist typischerweise festgelegt wie welche Flächen versiegelt werden dürfen. Daraus ergibt sich auch welche Flächen - in irgendeiner Weise - grün zu bleiben haben.
Ich lehne mich 'mal aus dem Fenster: Die Steingärten dürften alle ohne entsprechende Genehmigung angelegt worden sein. Die Kommune hat jedoch von sich aus darauf zu achten, daß Bebauungspläne / Baugenehmigungen eingehalten werden. Daher müßte(!) es eine Änderungsanordnung der Gemeinde(!) für die Betroffenen hageln, daß "das Grün" wiederherzustellen ist.
Insofern ist eine Belohnung für Wiederbegrünung abzulehnen. Schnippisches Beispiel: Nur weil ich mein KFZ jetzt in Zukunft ordnungsgemäß parke bekomme ich auch kein "positives Parkticket" ...
Indem man Schotter oder Kies aufbringt ist der Boden nicht versiegelt! Somit sind alle Steingärten legal!
Diese Gärten waren zu keinem Zeitpunkt baurechtlich zulässig, daher auch eigentlich kein Bestandsschutz.
Was hat die Begrünung von Kinderspielplätzen (BayB0 7/1) mit der der Begrünung von Privatgrundstücken zu tun?
Selbstverständlich sind diese Steingärten baurechtlich zulässig. In meinem Bebauungsplan steht nicht, dass das verboten ist.