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Iphofen
Droht nach 50 Jahren die Schließung? Wie das reiche Iphofen um die Zukunft seines Hallenbads kämpft
Ein Neubau soll das marode alte Bad ablösen, darüber sind sich Stadtrat und Bürger einig. Doch der Bürgermeister knüpft das Millionenprojekt an Bedingungen. Sind sie realistisch?
Iphofens Bürgermeister Dieter  Lenzer vor dem Hallenbad: Schon bei seinem Amtsantritt 2020 ging es um die Zukunft des Bades.
Foto: Eike Lenz | Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer vor dem Hallenbad: Schon bei seinem Amtsantritt 2020 ging es um die Zukunft des Bades.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 19.02.2025 02:37 Uhr

Ein Labyrinth aus Rohren und Leitungen zieht sich durch die Katakomben des Iphöfer Hallenbads. Es rauscht und zischt und gurgelt, und wer einmal Gelegenheit hatte, dieses Schattenreich zu erkunden, könnte meinen, dass Heraklit hier unten zu einer seiner berühmten philosophischen Formeln inspiriert wurde: Alles fließt. Die wenigsten kommen jemals mit dieser Unterwelt in Kontakt. Die gut 30.000 Besucher im Jahr bewegen sich meist an seiner Oberfläche, und da, sagt Ruth Holfelder, "sieht es ja gut aus".

Holfelder ist die Vorsitzende des Förderkreises Hallenbad, der sich schon einmal um das Bad verdient gemacht hat. Anfang der 1990er-Jahre war das, auch damals ging es um dessen Existenz: das Dach undicht, die Technik veraltet und das Wasser nur noch 21 Grad warm. Nach bangen Monaten und großem Kampf hatten die Förderer und Freunde Oberwasser, das Bad war gerettet. Jetzt geht es wieder ums Ganze, und Holfelder, die damals noch nicht mitkämpfte, weiß, dass es nicht einfacher wird.

Der Iphöfer Stadtrat zwängte sich im Februar 2019 durch die Katakomben, um sich ein Bild der Schäden zu machen.
Foto: Eike Lenz | Der Iphöfer Stadtrat zwängte sich im Februar 2019 durch die Katakomben, um sich ein Bild der Schäden zu machen.

Wie kaputt und marode das Bad wirklich ist, zeigte sich im Februar 2019. Ein Experte begleitete die Damen und Herren des Stadtrats bei ihrer Visite im engen, stickigen Untergrund, und er klang dabei wie ein Arzt, der seine Diagnosen in Sätze packte wie: "Der Krebs frisst sich durch den Beton." Auch der Fachmann konnte nicht sagen, wie lange das alles hier noch halten wird. Aber klar war: Die Zeit spielt gegen die Stadt.

Binnen sechs Stunden haben 500 Leute geantwortet

Seit Jahren also tickt die Uhr, und manchem geht das alles viel zu langsam. Auch der Förderkreis mit seinen 240 Mitgliedern wünscht sich mehr Tempo in der Sache und hat Mitte Januar eine Umfrage gestartet, die laut Holfelder innerhalb der ersten sechs Stunden schon 500 Antworten auslöste. Mit ihnen erhofft man sich zum einen ein paar belastbare Zahlen und Fakten, wer das Bad aus welchem Grund besucht. Zum anderen geht es Holfelder darum, das Thema "sichtbarer" zu machen und "nach außen Druck" zu machen. Die Frage ist: auf wen?

Glaubt man den Beteiligten, dann ist die Dringlichkeit erkannt. Im vergangenen Sommer ließen sich die Landtagsabgeordneten Barbara Becker (CSU) und Felix von Zobel (Freie Wähler) offiziell durch das Bad führen, auch Landrätin Tamara Bischof war bei dem Termin dabei. Sie alle sicherten der Stadt ihre Hilfe zu, hieß es später. Aber wie diese Hilfe konkret aussehen soll, wurde nicht klar; und mehrere Monate später ist man an dieser Stelle nicht viel weiter.

Ein Hallenbad-Neubau ist mit 11,4 Millionen Euro kalkuliert

Der Stadtrat hat sich zwar schon vor geraumer Zeit auf einen Neubau verständigt, weil er ganz andere Möglichkeiten bietet und mit 11,4 Millionen Euro kaum teurer wäre als die Sanierung. Aber alles hängt nach wie vor an der Finanzierung. Dreimal schon ist die Stadt beim Förderprogramm des Bundes durchgefallen, die Töpfe waren einfach rasch leer. Auch der Freistaat unterstützt Kommunen beim Erhalt von Hallen- und Freibädern.

Aus dem bayerischen Finanzministerium heißt es dazu auf Anfrage, die Höhe der Förderung betrage bis zu 80 Prozent und werde auf Grundlage der "individuellen finanziellen Lage" einer Kommune ermittelt. "Für Kommunen, deren finanzielle Lage dem Landesdurchschnitt vergleichbarer Kommunen entspricht, wird ein Fördersatz-Orientierungswert von 50 Prozent zu Grunde gelegt." Angesprochen auf den Fall Iphofen bleibt man in München vage. Konkrete Aussagen seien erst "nach Vorlage prüffähiger Antragsunterlagen bei der Regierung" möglich. Dies sei bisher nicht erfolgt.

"Wenn wir 50 Prozent Zuschuss bekämen", sagt Bürgermeister Dieter Lenzer, "würden wir sofort anfangen." Die Frage ist, wie realistisch dieser Ansatz ist nach einem Jahr wie 2024, als Iphofen allein 32 Millionen Euro Gewerbesteuern kassierte. Immerhin hat Lenzer klargestellt: "Wir brauchen das Hallenbad." 

Holfelder verweist auf das Einzugsgebiet des Hallenbads, das bis nach Würzburg und ins benachbarte Mittelfranken reiche, und sie sieht das Bad als "gesellschaftlichen Knotenpunkt". Gesundheit, Rettungswesen und Sport würden hier vereint, und allein der Bereich Bildung mit sieben Schulen und etwa 1000 Kindern, die hier regelmäßig zum Schwimmen kämen, sei doch ein gewichtiger Faktor. So argumentiert auch Lenzer. "Warum sollten wir die Last allein tragen, wenn so viele von unserem Hallenbad profitieren?"

Was bringt der Termin bei der Regierung in Würzburg?

Die Frage wird er auch Ende Februar bei der Regierung von Unterfranken stellen, wo er gemeinsam mit der Landrätin vorstellig werden will. Der Plan ist nach wie vor, das alte Bad so lange offenzuhalten, bis der Neubau steht und so einen reibungslosen Übergang hinzukriegen. Aber was, wenn Lenzer auch bei der Regierung nicht durchdringt? "Dann müsste der Stadtrat entscheiden, ob wir bereit sind, das Ganze aus eigener Tasche zu bezahlen."

Schon häufiger musste das Bad in den vergangenen Jahren schließen, ein paar Tage nur, dann war es wieder am Start. Was aber, wenn es länger dauert? Wenn die Schäden so groß sind, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt? "Dann", so argwöhnt Ruth Holfelder, "hätten wir über Jahre überhaupt kein Bad."

 
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Kommentare
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  • Stefan Krug
    in Iphofen dürfte es doch nur noch um die Frage gehen
    wie viele Becken das Bad haben soll...

    Geld kann man nicht essen
    fangt endlich an...
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  • Richard Baumann
    Davon abgesehen, dass ohne Förderung die Baukosten ohnehin günstiger wären, ist doch die Finanzierung überhaupt kein Problem. Jede andere Kommune im LK wäre doch froh, bei diesem Kontostand solche Probleme "wälzen" zu müssen. Und - wäre der Bürgermeister auch noch in der "richtigen" Partei, könnten die Iphöfer nicht nur im Geld sondern auch schon im neuen Bad schwimmen.
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  • Frank Duckstein
    12 Mio für ein neues Hallenbad kommt mir wenig vor. Auch das Doppelte wird nicht reichen. -
    Für einen Neubau gibt es gewöhnlich viel mehr Förderung als für Sanierung. Für eine Förderungszusage darf man mit dem Bau noch nicht angefangen haben.
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  • Georg Ries
    Die Rücklagen der Stadt Iphofen belaufen sich Ende 24 auf ca. 27 Millionen!! Steht in der MP am 05.02.. Was soll das Gejammere und die Bettelei um Zuschüsse👎🏼? Man darf gespannt sein, wie konsequent die Regierung von Unterfranken ist!
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  • Peter Koch
    Beim Knauf erarbeiten doch auch Leute aus den umliegenden Gemeinden die Gewerbesteuer und machen Iphofen reich. Reicht das nicht als Beitrag zum Hallenbad?
    An Stelle der Stadt Iphofen würde ich keine prüffähige Antragsunterlagen bei der Regierung einreichen. Die Gefahr, dass der Finanzminister einen Wutanfall wegen der dreisten Bettelei bekommen könnte wäre mir zu groß.
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  • Walter Seubert
    Sind die Zuschüsse vom Freistaat nicht das Geld aller die in Bayern Steuer zahlen?

    Ein Beispiel:
    Das Klinikum Würzburg Mitte in dem auch Bürger des Landkreises Kitzingen behandelt werden und entbinden hat einen Antrag an die Stadt und die Landkreise auf finanzielle Unterstützung gestellt. Haben sie etwas von der Stadt und den Landkreisen bekommen?
    Ich denke Iphofen ist eine der reichsten Gemeinden in Bayern und man jammert dort auf sehr hohem Niveau.
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