Der Putz bröckelt, die Farbe blättert, und jetzt gibt es auch noch ein ungelöstes Schimmelproblem im Innern des Objekts: Das alles hält Stadtrat und Oberbürgermeister nicht davon ab, ein waches Auge auf Gebäude und Grundstück der Kitzinger Polizeiinspektion zu werfen. Denn klar ist: Irgendwann in den nächsten Jahren steht hier ein Aus- und Umzug an. Der Stadtrat hat am Donnerstagabend mit der Aufstellung des Bebauungsplans den ersten Schritt für eine Umsiedlung der Wache an den Ortsrand gemacht – und dem OB gleichzeitig den Auftrag erteilt, zur Stelle zu sein, wenn über das Erbe der Polizei in der Landwehrstraße verhandelt wird.
Konkretes dazu weiß man bis heute nicht. So wuchtig dieser sandfarbene Klotz in der Landwehrstraße mit seinen vergitterten Fenstern nach außen hin wirkt, so massiv wird gemauert, wenn es darum geht, dass etwas nach draußen dringt. Hin und wieder öffnen sich Türen, so wie im November 2021, als Kitzingens neuer Polizeichef Jochen Dietrich feierlich in sein Amt eingesetzt wurde. Aus Würzburg war der Polizeipräsident Detlev Tolle gekommen. Er fand warme Worte für Dietrich – und klare Worte zur geplanten neuen Inspektion. In "spätestens zwei Jahren", so Tolle damals, solle der Neubau in den Marshall Heights starten – und man fragt sich trotz aller unabsehbaren Probleme, wie man sich zeitlich derart verhauen kann.
Die Sache ist ein Fall für "Aktenzeichen XY...ungelöst"
Das Grundstück am Eingang der ehemaligen US-Wohnsiedlung liegt noch genauso da wie damals. Ein 5500 Quadratmeter großer Lost Place, auf dem zwei verwaiste Wohnblocks stehen, die dem Vorhaben einmal weichen sollen. Und wenn man mal versucht, ein bisschen Licht in das Dunkel zu bringen, kommt einem ein 1980er-Jahre-Song der Neuen Deutschen Welle in den Sinn. Das Irgendwo der neuen Polizeiwache ist zwar geklärt, aber zum Irgendwie und Irgendwann gibt es weiterhin wenig Erhellendes.
Noch immer liegen keine Baupläne auf dem Tisch, und was den Baubeginn angeht, ist vage vom ersten Quartal 2025 die Rede. Der Neubau der Inspektion und Aussagen zu den Problemen in der alten Wache – das alles bleibt ein Fall für die Reihe "Aktenzeichen XY...ungelöst". Sachdienliche Hinweise erbitten Stadt und Öffentlichkeit.
Das Staatliche Bauamt in Würzburg, bei dem die Fäden des Projekts zusammenlaufen, skizziert das Vorhaben in einem Schreiben an die Stadt Kitzingen von Ende November so: ein Neubau mit Dienst- und Nebengebäude, ausgelegt für 103 Stellen, Nutzungsfläche 1503 Quadratmeter, dazu Polizeihof und Parkplätze. Das Anwesen werde über eine Haupt- und eine Notzufahrt verfügen und unterliege "sicherheitstechnischen Anforderungen". Viel mehr ist nicht bekannt, mehr wissen offenbar auch Stadträte und Stadtverwaltung nicht.
Um die alte Wache in der Landwehrstraße hat derweil das Tauziehen begonnen. Stadtrat Manfred Paul (SPD) mahnte in der Sitzung am Donnerstag, man müsse sich "rechtzeitig" Gedanken darüber machen, was mit Gebäude und Grundstück passieren solle. "Das ist doch eine schöne Aufgabe für den Stadtentwicklungsbeirat." Ein Parkhaus solle bei den Überlegungen aber bitte nicht herauskommen, dafür sei das Grundstück "zu schade".
Die direkte Anbindung an die B8 weckt Begehrlichkeiten
Der OB sprach angesichts der markanten Lage und der "fast direkten Anbindung an die B8" von einer "interessanten Immobilie" und teilte mit, dass er bereits "Kaufinteresse" seitens der Stadt signalisiert habe. Durch die von dieser Redaktion aufgedeckte Schimmelproblematik werde der Preis für das Objekt gewiss noch fallen. Träumen dürfe man ja, entgegnete Andreas Moser (CSU). Aber der Freistaat Bayern als Eigentümer sei gehalten, das Anwesen nicht unter Wert zu veräußern. Fest steht nach diesem Abend der vagen Bekenntnisse und Bekundungen nur eines: Nichts Genaues weiß man nicht.