Ist es eine gute Idee, jemandem einen Bentley vorzuführen, der sich höchstens einen kleinen Skoda leisten kann? Noch dazu, wenn der Fahrer selbst das Auto gar nicht bezahlt: Sollte der eher klamme Geldgeber dann nicht zuerst die Rechnung kennen?
Darum drehte sich, im übertragenen Sinn, eine Debatte im Volkacher Stadtrat. In der wurde Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) öffentlich so deutlich kritisiert wie noch nie in seiner knapp vierjährigen Amtszeit. Es ging zwar um Fahrer, aber um die Einwohner des gleichnamigen Volkacher Ortsteils. Genauer gesagt ging es um die Neugestaltung des Friedhofs in Fahr.
Diese ist dringend nötig; das ist unumstritten. Denn der Fahrer Friedhof ist der einzige von elf in der Stadt Volkach und ihren zehn Stadtteilen ohne Grabeinfassungen. Die Grenze der – meist bepflanzten – Gräber bilden dort stattdessen die Platten der Gehwege. Das hat zur Folge, dass diese durch Erdbewegungen brechen. Die Wege sind kaputt und haben Stolperfallen. Noch dazu kommt dasselbe Problem wie überall: Was tun mit den frei werdenden großen Gräbern für Erdbestattungen? Diese sind bekanntlich aus der Mode gekommen.
Umgestaltung der Friedhöfe wird nicht nur für die Kommune teuer
Aus diesem Grund war nun Ralph Schäffner vom Büro arc.grün zu Gast im Volkacher Stadtrat. Der Landschaftsarchitekt stellte vor, wie die Zukunft des Friedhofs in Fahr mit mehr Platz für Urnen aussehen könnte. Das hatte er schon in der Bürgerversammlung in Fahr im Januar getan. Dabei hatte er die drei Gestaltungsvarianten vom Skoda bis zum Bentley gezeigt. Der Volkacher Stadtrat bekam diese am Montagabend erstmals in seiner Sitzung zu sehen.
Diese Reihenfolge veranlasste den Zweiten Bürgermeister Udo Gebert (FWG) zu seiner überraschend scharfen Kritik: "Ich finde es nicht schön, dass ein Konzept vorgestellt wird, ohne dass der Stadtrat vorher etwas davon gehört hat." Er wolle nicht behaupten, dass Bäuerleins Vorgänger alles richtig gemacht habe, "aber so etwas hat es bei Peter Kornell nicht gegeben". Da es um eine höhere sechsstellige Summe gehe, hätte der Stadtrat die Ideen vorher zu Gesicht bekommen müssen, sagte Gebert.
Konkret belaufen sich die Schätzungen auf Kosten von 280.000 Euro für die einfachste Version bis zum komplett neu befestigten Friedhof mit eingefassten Grabstellen für 820.000 Euro. Nach Schäffners Vorstellung nannte es auch Geberts Fraktionskollege Felix Engert "verwunderlich, den Bürger erst zu fragen, was er möchte, bevor man weiß, was man sich leisten kann oder will". Ähnlich klang das bei Moritz Hornung (Grüne): "Es wäre vielleicht taktisch klüger gewesen, sich vorher abzustimmen."
Grundsätzlich muss man wissen, dass das Bestattungswesen in Bayern kostendeckend betrieben werden muss. Das bedeutet, Investitionen und Unterhalt muss die Kommune eigentlich auf die Bürgerinnen und Bürger abwälzen. Je teurer also die Neugestaltung, desto höher die künftigen Kosten für Beerdigungen und Grabgebühren. Einen gewissen Spielraum hat die Stadt Volkach dabei zwar, aber groß ist er nicht. Sonst schimpft irgendwann der Kommunale Prüfungsverband.
Gerlinde Martin stärkt dem Bürgermeister den Rücken
Die Planung betrifft also direkt auch die Geldbeutel der Menschen in Fahr. Dritte Bürgermeisterin Gerlinde Martin (CSU) stärkte Heiko Bäuerlein darum den Rücken für seine Vorgehensweise: "Ich denke, es war gut, dass die Bürger das gesehen haben. Das wären ja immense Kosten." Auch ihr Fraktionskollege Simon Rinke dankte dem Bürgermeister "für den richtigen Weg, die Bürger früh zu beteiligen".
Heiko Bäuerlein selbst nahm Lob und Kritik scheinbar gleichmütig zur Kenntnis und versprach für den Friedhof in Fahr: "Wir werden einen Weg finden, buchstäblich."