Wie geht man mit der immer weiter wachsenden Zahl an Feuerbestattungen um? Mit dieser Frage, die aktuell viele Gemeinden in Deutschland beschäftigt, trat 2016 die Stadt Iphofen an das Landschaftsarchitekturbüro arc.grün aus Kitzingen heran. Durch die Planungen von Sabine Schmitt und Ralph Schäffner wurde eine Lösung gefunden, die ähnlichen Projekten als ein mögliches Vorbild dienen könnte.
Zunächst mussten die besonderen Gegebenheiten der bereitgestellten Wiese berücksichtigt werden. Archäologen vermuteten die Überreste einer mittelalterlichen Kirche in der Erde. Und siehe da: Bei den Grabungen wurden schließlich über 60 Feuerstellen und der Körper einer Frau aus der Steinzeit freigelegt und vor Baubeginn gesichert. Vergangenen Oktober konnten dann evangelische und katholische Geistliche in einer gemeinsamen Widmung die Erweiterung feiern.
Im Oktober eingeweiht
Auf rund 4000 Quadratmetern bietet die knapp 800 000 Euro teure Urnenbegräbnisstätte sechs Bestattungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Preiskategorien. Der Verstorbene und seine Angehörigen haben unter anderem die Wahl zwischen einem Einzelgrab mit einer gravierter Platte oder einer anonymen Wiesenbestattung.
Auch bei der Ausgestaltung unterscheidet sich die Anlage in Iphofen von anderen Ruhestätten. Die Formen wirken anders als bei klassischen Friedhöfen, da man auf der Urnenbegräbnisstätte kaum rechteckige Formen finden könne, erzählt Schäffner, einer der Geschäftsführer von arc.grün.
Schmitt fügt hinzu, dass auch die Außenbegrenzung des Geländes eine Besonderheit aufweise. Normalerweise seien Friedhöfe von der charakteristischen Friedhofsmauer umgeben. "Wir hingegen haben einen sichtdurchlässigen Zaun rund die Anlage geplant, um die Kulturlandschaft der Region mit einfließen zu lassen", führt die 29-jährige Großlangheimerin aus.
Ein bisher in der Region einzigartiges Projekt
Die Wahl der Materialien und Pflanzen spreche ebenfalls eine eigene Sprache. So wurde beispielsweise für die Mauern ein spezieller Stampfbeton verwendet, der durch seine Färbung und sein Muster an die verschiedenen Erdschichten erinnere. Bei den gepflanzten Bäumen und Sträuchern handelt es sich größtenteils um heimische Arten. Im Urnenhain dominieren daher Eichen, die in einigen Jahren ein überspannendes Blätterdach bilden sollen, um den Besuchern den Eindruck eines Waldes zu vermitteln.
Die Entscheidung des Iphofener Stadtrates, die Urnengräber nicht wie üblich in den bisher vorhandenen Friedhof mit seinen Erdgräbern zu integrieren, sondern stattdessen ein angrenzendes Gelände zu erschließen, ist in der Region bisher einzigartig. Daher prophezeit Schäffner, dass die Iphofener Lösung "in die Zukunft gerichtet" sei und möglicherweise für kommende Projekte eine Vorlage liefern könnte.