zurück
Dettelbach
Dettelbacher Zukunftsprojekt: Ein autonomer Shuttle zwischen Bahnhof und Stadt
Es klingt nach einem fernen Traum, ist aber zum Greifen nah: Ein Shuttle-Bus ohne Fahrer könnte in drei Jahren die Dettelbacher Kernstadt mit dem Bahnhof verbinden. Die Vorzeichen stehen gut.
Er könnte bald zwischen Dettelbach und Dettelbach-Bahnhof hin und her fahren: der autonome Shuttle-Bus der Schweinfurter Firma ZF.
Foto: ZF | Er könnte bald zwischen Dettelbach und Dettelbach-Bahnhof hin und her fahren: der autonome Shuttle-Bus der Schweinfurter Firma ZF.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:26 Uhr

Selbst so mancher Dettelbacher musste erst einmal nachfragen: Schnefterle? Nie gehört! Was nicht allzu verwunderlich ist: Schnefterle war eine Lokalbahn, die von 1900 bis 1967 zwischen Dettelbach und dem außerhalb liegenden Dettelbach-Bahnhof verkehrte. Ein Bahnhofs-Zubringer sozusagen, weil es die Umstände und der Verlauf der Hauptstrecke gewollt hatten, dass der Bahnhof 5,8 Kilometer vor den Toren der Stadt entstand. Nach dem Ende dieses Zubringers geriet die Strecke schnell in Vergessenheit – ist aber auch nach über fünf Jahrzehnten noch fast vollständig vorhanden und sogar im Besitz der Stadt.

Genau das könnte jetzt zu einem zukunftsweisenden Glücksfall werden: Die ehemalige Trasse könnte nämlich nun wieder zur Zubringer-Strecke werden. Im Moment klingt das nach einem Traum, der sich aber in absehbarer Zeit durchaus realisieren lässt. Die mögliche Realität hat auch ein Gesicht: Jochen Benz von der ZF Mobility Solution mit Sitz in Schweinfurt und München. ZF ist ein weltweit agierendes Unternehmen mit 160.000 Mitarbeitern, das sich auf dem Weg gemacht hat, führend im Bereich autonom fahrende Shuttles zu werden.

Unterfranken als Testfeld?

ZF sucht schon geraume Zeit nach Standorten, um seine neue Technik mit fahrerlosen Bussen zum Einsatz zu bringen. Laut dem Stellvertretenden Geschäftsführer gebe es deutschlandweit derzeit 70 Anfragen; sieben davon kommen aus der näheren Umgebung. Damit könnte "Unterfranken zu einer Modellregion für Deutschland" werden.

Dettelbacher Zukunftsprojekt: Ein autonomer Shuttle zwischen Bahnhof und Stadt

Mehrere Möglichkeiten würden derzeit geprüft, darunter autonome Busstrecken für die Stadt Kitzingen und die Strecke der ehemaligen Steigerwaldbahn. Mit im Boot ist nun auch Dettelbach, das im Sommer seinen Hut ebenfalls in den Ring geworfen hat. Wobei der Hut die aufgelassene Bahnstrecke ist, was ZF hellhörig werden ließ.

Aber kommt die Strecke überhaupt infrage? Das wurde von Experten der Firma ZF in den vergangenen Monaten bereits geprüft. Das Ergebnis der Bewertung, mit dem Jochen Benz jetzt im Dettelbacher Stadtrat erschien: Ein klares Ja; die Strecke ist für einen autonomen Shuttle-Service geeignet. Und er brachte auch gleich ein Konzept mit: Während ZF die Technik stellen könnte, stünde als Partner für den laufenden Betrieb die DB Regio bereit. Zwischen beiden Unternehmen wurde laut Benz bereits eine strategische Partnerschaft geschlossen.

Autonome Busse auf der alten Bahntrasse

Die rund 5,8 Kilometer lange Strecke soll weitestgehend auf der alten Trasse verlaufen. Lediglich in Teilbereichen – das Gelände am Reitverein, in Dettelbach und am Baugebiet „Katharinenberg“ in Bibergau – wäre eine andere Trassenführung notwendig.

Wie ernst es ZF mit den Projekten ist, betonte Benz bei seinem Vortrag vor den Stadträtinnen und Stadträten gleich mehrmals: "Wir bereiten uns auf den Markteintritt in Deutschland vor", betonte er und brachte auch zum Ausdruck, dass er sich das Projekt Dettelbach dabei sehr gut vorstellen könnte. Und: Autonome Shuttles seien längst "eine tragende Säule im Konzern". Das Ganze folge einem klaren Plan: "Ab 2025 wollen wir den Shuttle-Service hundertfach in den deutschen Markt bringen." Sind die Shuttles derzeit nur auf festen Strecken und alleine unterwegs, soll auch das sich ändern: Ab 2025 sollen die Wagen dann auch fit sein für den Mischverkehr.

22 Plätze pro Shuttle

So sah er einst aus, der Dettelbacher Stadtbahnhof. Die Aufnahme dürfte um 1950 entstanden sein.
Foto: Stadtarchiv Dettelbach | So sah er einst aus, der Dettelbacher Stadtbahnhof. Die Aufnahme dürfte um 1950 entstanden sein.

Wie das dann aussehen könnte, skizzierte Benz ebenfalls: Für Dettelbach seien drei Shuttles denkbar, die emissionsfrei auf der fest vorgegebenen 3,40 Meter breiten Strecke unterwegs seien. Einmal müsste eine Kreisstraße überquert werden. Jeder Wagen ist sechs Meter lang und 2,1 Meter breit, hat acht Sitzplätze und 14 Stehplätze. Bei den Wagen gebe es kein vorne und kein hinten. Denkbar sei ein Zehn-Minuten-Takt.

Die Schnelligkeit liege aktuell bei bis zu 20 Stundenkilometern, soll aber bis auf 42 km/h erhöht werden. Die Reichweite liegt aktuell bei 50 Kilometern, wobei an den Haltepunkten Schnellladestationen immer für genügend Energie sorgen. Die 5,8 Kilometer lang Strecke in Dettelbach würde neben dem Bahnhof und der Kernstadt noch einen dritten Halt in Bibergau bekommen.

Realisierung in drei Jahren denkbar

Eine weitere Botschaft lautete: Zukunft ist genau jetzt. Kommt es zu dem Projekt in Dettelbach, sei ein Start bereits Ende 2025 denkbar. Ob das mehr ist als ein Traum, werden die nächsten Monate zeigen: Einstimmig sprach sich der Stadtrat dafür aus, nach der Bewertung nun den nächsten Schritt zu gehen.

Bis zum Frühjahr wird deshalb nun eine Machbarkeitsstudie erstellt. Dann steht auch fest, was das Vorhaben am Ende kosten wird. Aber auch hier stehen die ersten Weichen auf grün: Die Stadt hat sich bereits vorsorglich für ein entsprechendes Förderprogramm beworben. 

Wenn der autonom fahrende Bus tatsächlich zum legitimen Schnefterle-Nachfolger würde, so fasste es Bürgermeister Matthias Bielek abschließend zusammen, sei das "für Dettelbach ein Quantensprung".

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Dettelbach
Frank Weichhan
Bahnhöfe
DB Regio AG
Markt Höchberg
Matthias Bielek
Stadt Dettelbach
Stadt Kitzingen
Standorte
Träume
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • A. K.
    In Dettelbacher Raum ist dieses Projekt sehr sinnvoll. Die kurze Strecke rechfertigt dieses Projekt zu 100%. Aber allen muss bewusst sein das dies auf fast 50km für die Steigerwaldbahn keine sinnvolle Option ist. Dort ist die Schiene das wirtschaftlichere und ökonomischere Projekt. Man kann nur darauf hoffen das die Politik und etliche Querköpfe endlich aufwachen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. H.
    Sehr viel sinnvoller als bei der Steigerwaldbahn, denn die Stärke solcher autonomer Systeme ist genau diese Zubringerfunktion auf kurze Entfernung. Wichtig wäre noch ein ordentlicher Anschluss am Bahnhof (durchgängig Halbstundentakt, nicht nur in der HVZ), damit man von dort dann auch weiterkommt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. O.
    Das Dettelbacher Projekt hat mit der kurzen Strecke, fast ohne Bahnübergang, wohl ehr eine Chance als auf einer bestehenden Eisenbahnstrecke. Übrigens ist das Bild sicher nicht von 1900. Die Diesellok auf dem Bild wurde erst ab Mitte der 50er Jahre gebaut 😄
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    Was im Konzept fehlt ist eine Anbindung an die Dettelbacher Industriegebiete welche es bei Stillegung des Schnefterle noch nicht gab. Bei s.Oliver entstehen da gerade 500 Arbeitsplätze in etwa 3,5 km Entfernung zum angedachten Haltepunkt des People Mover.
    Ein ganz gewöhnlicher Bus mit Brennstoffzelle, mit ganz gewöhnlichem Humanoidem am Steuer, auf vorhandenen Strassen fahrend wäre sinnvoll.
    Dieser People Mover wäre für ein paar Jahre eine Touristenattraktion.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. D.
    @PKD: Teil der weiteren Ausarbeitung wird bereits jetzt sein, wie dann im nächsten Schritt die Strecke ins Industriegebiet Ost erweitert werden kann
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. W.
    Stimmt. Auch der Schüttgüter-Selbstentladewagen am Zugende kann frühestens von 1953 sein. Die Waggonbeschriftungen und die Elektromasten im Hintergrund passen ebenfalls nicht in die Zeit um 1900.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. B.
    Ein feines Projekt. Sieht nach einer schnellen und komfortablen Verbindung aus. Wird beim Vorhaben auf Barrierefreiheit geachtet?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. D.
    @Vbfuerlb: Zustieg und Fahrzeuge sollen barrierefrei sein
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. B.
    Freut mich
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. S.
    Diese Frage habe ich in der Sitzung gestellt und sie wurde von Seiten ZFs eindeutig bejaht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. H.
    Habe mir gerade den im Artikel verlinkten Bericht durchgelesen. Wenn man da von der damaligen Aussage von CSU Frau Becker ausgeht, dann müsste man den shuttle jetzt schon auf der Steigerwaldbahn in natura anschauen können. Der Bericht ist von 2019 und man ging von 3 jahren Umsetzung aus

    Was ist da aus der heißen Luft von damals geworden ??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. E.
    Stellen Sie doch die Frage an die ewigen Meckerer und Nostalgie Anhänger von Grün, SPD und Co. Für die kommt ja nur etwas auf Schienen in Frage
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Dumme Frage - @ ManfredEnglert -

    wer regiert nochmal in Bayern?

    Wenn man das denn wirklich wollen würde und nicht nur irgendwas bräuchte, um die Leute hinzuhalten/ davon abzulenken, dass man dafür keine Knete hat bzw. nicht rausrücken will, hätte man das schon lange umgesetzt. Oder ist man vielleicht gar insgeheim selber der Meinung, für eine so lange Strecke sei das Konzept ungeeignet?? XD
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. H.
    ManfredEnglert ihre Frage ist grundsätzlich zulässig.
    Bei näherer Prüfung ist mir aufgefallen, dass die von Ihnen genannten Parteien, weder in der Stadt Dettelbach, noch im Landkreis, noch in der Bezirksregierung und schon gar nicht in Bayern was zu sagen haben und dort regieren.

    Mir ist bei dem "Verkehrsprojekt" in Dettelbach leider entfallen, wer jahrzehntelang den Verkehrsminister in Berlin gestellt hat ?? Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, welche Partei das war und evtl. haben Sie auch die Namen der Verkehrsminister noch in petto ???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. E.
    Hallo lehmab. Ich darf erstens feststellen, daß ich keine Frage stellte, sondern ich jemand anderen bat, seine Frage an die ewigen Meckerer zu richten!
    Zweitens sehe ich gute Chancen für das Dettelbacher/ZF Vorhaben W E I L dort diese Parteien nicht in politischer Verantwortung stehen. Also, wenn Sie mich in Ihrem Kommentar schon ansprechen, dann bitte auch korrekt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • O. S.
    Herr Englert: hören Sie doch bitte auf alle, jene, die nicht Ihrem Meinungsbild entsprechen, zu beleidigen. Sie und Ihr CSU-Messias Eck mit Gefolge haben es scheinbar immer noch nicht begriffen, dass die Leutebeweger lt. den ZF Verantwortlichen in erster Linie für sehr kurze und sichere Distanzen Verwendung finden könnten. Außerdem hat in den letzten 30 Jahren die CSU, im Speziellen die Vertreter in unserer Region sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert was die Entwicklung z. Bsp. Digitalisierung, Ausbau des Nahverkehrsnetzes mit modernen Zügen oder Reaktivierung von stillgelegten Bahnlinien betrifft. Oder haben Sie die katastrophlen Energieversorgungsprobleme noch immer nicht erkannt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. E.
    Geehrter Herr Söllner, wenn Sie nicht wissen, was den Tatbestand einer Beleidigung erfüllt, dann unterlassen Sie bitte Ihre emotionale Behauptung, ich würde in meinem Kommentar beleidigt haben. Und Sie über meine Begriffsstutzigkeit aufzuklären: Ja, ich habe begriffen, daß sich die Reaktivierung dieser Schienenstrecke, auch genannt Steigerwaldbahn, nicht
    rendiert und deshalb diese mit einem hochtechnologischen und mobilen Verkehrsmittel auszustatten ist! Und was haben die von Ihnen erwähnten "Energieversorgungsprobleme" mit meinem Kommentar, respektive mit dem Dettelbach Artikel zu tun? Schauen Sie sich doch von Ihrem Heimatort, der nicht weit weg von meinem ist, um und Sie werden am Horizont ca 50 Windtürme, eine 380 Volt Leitung und ein KKW bemerken, neben den PV Anlagen, bei denen BY deutschlandweit Spitzenreiter ist. Ja, ich habe erkannt, daß es im Moment nicht ohne die letzten KKW geht. Sagen Sie das mal Ihrer jetzt präferierten Partei! Und, mit Ihrer Ideologie schaden Sie nur.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. K.
    Zum Glück wurde der für die Steigerwaldbahn völlig ungeeignete Ansatz - wie es auch der Hersteller selbst (sic !) beschreibt - bislang nicht intensiv weiter verfolgt.
    Es wäre halt clever von den genannten Akteuren, sich erst einmal mit der Umsetzbarkeit, Sinnhaftigkeit und den gegebenen Rahmenbedingungen näher und vernunftbasiert auseinander zusetzen, als ideologiegetrieben irgendwelche Wolkenkuckucksheime blind herauszuposaunen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. H.
    zum Glück hat da niemand an der über 50 jahre alten Strecke an Auflassung oder Verkauf rumgemacht. Wenn man da an das Gezerre bei der Steigerwaldbahn denkt, könnte da Dettelbach ein Vorreiter werden
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten