Die Trasse der stillgelegten Steigerwaldbahn in den Landkreisen Schweinfurt und Kitzingen soll zur Erprobungsstrecke für autonom fahrende Busse werden - zumindest wenn es nach dem CSU-Bezirksvorstand Unterfranken geht. Nach Informationen unserer Redaktion hat der Vorstand dies am Freitag in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.
Damit stellt sich der Bezirksvorstand hinter einen Vorschlag seines Vorsitzenden, Staatssekretär Gerhard Eck. In Gesprächen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr sowie mit den Mitgliedern der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag soll nun der Erprobungsstrecke der Weg geebnet werden. Der Bezirksvorstand erhofft sich eine hohe staatliche Förderung.
Vorgabe der CSU: Trasse soll nicht zerstückelt werden
Doch der Vorschlag der CSU geht noch weiter: Auf der ehemaligen Bahntrasse soll neben der Busspur des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auch eine Fahrrad-Schnellstrecke eingerichtet werden - aus Sicherheitsgründen davon getrennt verlaufend. Sie soll es ermöglichen, vor allem mit E-Bikes ohne große Steigungen schnell und sicher voranzukommen. Die Trasse soll, so die Vorstellung der CSU, auf jeden Fall nicht zerstückelt und verkauft werden, sondern als Ganzes erhalten bleiben.
Ziel des Vorstoßes sei es, so heißt es aus dem CSU-Bezirksvorstand, durch den "Einsatz von selbstfahrenden Bussen und die Bereitstellung schneller Fahrradwege attraktive und moderne Beförderungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen", die an die Bedürfnisse der Bürger flexibel angepasst werden könnten.
Vorteil: Der autonome Bus könnte bis in die Innenstädte fahren
Der CSU-Bezirksvorstand hält dies für besser "als stillgelegte Eisenbahnlinien aufwändig zu sanieren, um anschließend mit Dieselloks und großer Lärmbelastung zahlreiche Ortschaften zu durchfahren". Außerdem geht die unterfränkische CSU davon aus, dass die autonom fahrenden Busse direkt bis in die Innenstädte von Schweinfurt und Kitzingen geführt werden könnten und die Fahrgäste dann nicht - wie bei einer Reaktivierung der Steigerwaldbahn - an den abseits liegenden Endbahnhöfen in Schweinfurt oder Großlangheim auf Busse umsteigen müssten.
Der Bezirksvorstand erwartet, so ist aus CSU-Kreisen zu hören, durchaus "spürbare staatliche Fördermittel" für das Erprobungsprojekt zum autonomen Fahren. Der Vorschlag stelle auch aus finanzieller Sicht eine wesentlich risikoärmere Variante für die Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region Schweinfurt/Kitzingen dar als die Wiederbelebung der stillgelegten Bahnstrecke.
CSU: Refinanzierung wäre für Investoren schwierig
Denn für die aufwendige bauliche Instandsetzung der alten Bahntrasse gebe es bekanntlich keine staatlichen Fördermittel. Außerdem müssten erst Eisenbahnunternehmen gefunden werden, die bereit seien, Millionen in die Infrastruktur und in den laufenden Fahrbetrieb der Nebenbahn zu investieren - und dies mit dem Risiko, dass die Refinanzierung sehr schwierig werden könnte. Nicht vergessen dürfe man auch, dass der neue private Eigentümer, der die Trasse von der Deutschen Bahn gekauft hat, rechtlich zwar eine Reaktivierung der Strecke dulden müsste, er dann aber sehr wohl eine Pacht für die Nutzung verlangen könnte. Dies mache den Betrieb für ein Privatunternehmen noch unrentabler.
Ein weiteres Argument der unterfränkischen CSU: Die Erprobungsstrecke für die autonom fahrenden Busse könnte wesentlich schneller realisiert werden als eine Wiederaufnahme des Bahnverkehrs. Aus Sicht der CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Becker aus Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen) ließe sich das Projekt in drei Jahren verwirklichen - deutlich schneller als die Reaktivierung der Bahnlinie. Angesichts des Klimawandels sei es wichtig, zügig nach modernen Alternativlösungen im Personennahverkehr zu suchen, sagt Becker.
Die Landtagsabgeordnete hatte vor knapp einer Woche bereits in einem Telefonat mit dieser Redaktion die Pläne der Bezirks-CSU angedeutet. Aus ihrer Sicht hat eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn deutlich geringere Chancen als die Wiederbelebung der Mainschleifenbahn zwischen Volkach und Würzburg. Es sei besser, die Gleise gegen eine Bustrasse zu tauschen, so Becker. Würde man die autonomen Busse mit regenerativer Energie betreiben, so könnte es – anders als für eine Bahnstrecke – weitere staatliche Fördermittel geben. Sie lasse dies bereits seit Mitte November im bayerischen Verkehrsministerium prüfen, teilt Becker jetzt mit.
Kommt der "Ego-Mover" von ZF auf die Strecke?
Um der Bahnstrecke nicht voreilig den Todesstoß zu versetzen, sei sie selbstverständlich für das von den Landkreisen Kitzingen und Schweinfurt angestoßene Prüfverfahren für eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn, so Becker. In der CSU sei man allerdings skeptisch, ob sich tatsächlich alle vier Kriterien erfüllen lassen, die der Freistaat für die Reaktivierung einer Eisenbahnstrecke verlangt.
Auf der Erprobungsstrecke könnte möglicherweise der "Ego-Mover" zum Einsatz kommen, den der in Schweinfurt ansässige ZF-Konzern entwickelt hat: ein kleiner, vollständig elektrisch angetriebener Bus für bis zu 15 Personen, der selbständig fährt und je nach Bedarf seine Fahrt startet. Auch in der Stadt Schweinfurt selbst gibt es schon Überlegungen, anlässlich der Landesgartenschau 2026 eine Ego-Mover-Strecke in der Innenstadt einzurichten.
bei einer sanierung der bahnstrecke hat ein herr eck ja eine summe von 100 - 150 millionen euro in den raum gestellt, wieviel würde wohl ein ausbau der strecke für den (autonomen) busverkehr plus radschnellweg kosten?
wenn ich mir die kosten für den ausbau der 4,3 kilometer der b286 zwischen sw und schwebheim ansehe, dann dürfte das projekt nicht gerade billig werden,
desweiteren halte ich die aussage von frau becker das sich das projekt innerhalb von drei jahren realiesieren ließe für absolute augenwischerei wenn ich mir den oben genannten abschnitt der b286 so ansehe, der wird, wenn alles klappt zwei jahre in anspruch genommen haben.
und, staatliche fördergelder gut und schön, aber dieses geld wächst ja schließlich nicht auf den bäumen sondern muss vom steuerzahler aufgebracht werden.
warum sind eigentlich diejenigen, die den größten Nutzen der Bahn haben, nämlich die Städte Kitzingen und Schweinfurt, bei dieser Diskussion so still?
Die Städte sind mit einzubeziehen und die Kosten, die nicht vom Bund und vom Freistaat getragen werden, sind gleichermaßen auf die Landkreise und die Städte zu verteilen.
Gruß
In Zukunft sperren dreckige Städte die schmutzigen Autos von uns Landeiern ohnehin aus, denn sonst wird es sie Strafen kosten. City-Maut ist längst kein Tabu mehr in den Diskussionen, Anwohnerparkpreise waren neulich in den Medien und es wurde sogar viel Verständnis für massive Verteuerung gezeigt (weil es im Moment mit ca. 30 Euro im Jahr auch nur die Verwaltungsgebühr kostet), aber die Einwohner solcher Orte werden es gewiss nicht tolerieren, dass wir dann dort weiter kostenlos parken dürfen...
Ganze nebenbei sind für mich die Hauptprofiteure zwar auch Städter, aber eher die des (kleinen) Gerolzhofen, v.a. aber die der direkten Anrainerkommunen mit Bahnhalten. Die Lebensqualität wird v.a. in solchen Orten massiv steigen. "Elterntaxi-Betriebe" können dann ihre Tore schließen, wahrscheinlich sogar die teuren Zweitautos loswerden. Gerüchten zufolge überlegen manche Eltern schon ob sie sich neue Hobbys suchen sollten ;o
Was würde sich ändern? Nichts! nur hohe Investitionen, die sich niemals (auch wenn man noch so sehr die CO2 Keule austeilt) rechnen werden!
Sie werden niemanden vom Land zwingen können (und das hoffentlich auch nicht fordern), dieses tote Pferd zu reiten!
gerne würde ich zur Entspannung der Diskussion beitragen: Der Kreistag Kitzingen hat einer Prüfung der möglichen Reaktivierung der Bahnstrecke Großlangheim-Schweinfurt/Bhf zugestimmt. Die Reaktivierung wird also (wenn der Kreistag SW Land sich ebenso entscheidet) geprüft. Zeitgleich lassen wir als CSU prüfen, welche Schritte wir gehen müssen, um einen Schnellbus und/oder einen Schnellradweg einzurichten. Ziel: Alle Konzepte, Kosten, Zuständigkeiten... möglichst zeitgleich auf dem Tisch haben, damit wir eine gute Entscheidungsgrundlage haben. Nicht mehr und nicht weniger. Alle oben genannten Varianten, Vorschläge, Bedenken nehme ich gerne mit in meine Materialsammlung (die schnippischen Anreden oder Beschimpfungen eher nicht ) Wer mitdenken und Anregungen einbringen will, ist herzlich eingeladen. Einfach schreiben an info@barbarabecker.net. Wahlkampf und Parteipräferenz hin oder her: es geht um bessere Mobilität im ländlichen Raum Ihre Barbara Becker