Der Name Klingen müsste im Stimmkreis Kitzingen eigentlich bekannt sein. Christian Klingen saß fünf Jahre im Bayerischen Landtag, die meiste Zeit als AfD-Abgeordneter und kurz sogar als Co-Fraktionsvorsitzender der AfD.
Seine Frau Andrea war fünf Jahre Bezirksrätin in Unterfranken, bis zum Parteiaustritt ebenfalls für die AfD. Diese Mandate verliert das Ehepaar nun nach der Wahl vom 8. Oktober; als Parteilose hatten die Klingens nicht mehr kandidiert. Noch sitzen beide im Kreistag Kitzingen, der erst 2026 wieder gewählt wird. Auffällig unauffällig. Ohne nennenswerte politische Initiativen.
So blieb der Landtagsabgeordnete Christian Klingen für viele Menschen in seinem Stimmkreis nicht greifbar. Das mag mit daran gelegen haben, dass manche Institutionen, Verbände und Organisationen ihn nicht zu Veranstaltungen eingeladen hatten. Aber auch daran, dass Klingen für seinen Stimmkreis kein klares Profil entwarf. Volksvertreter? – Fehlanzeige.
Klingens Schwarz-Weiß-Sicht auf die Welt
Themen im Stimmkreis, für die ein Landtagsabgeordneter sich einsetzen könnte, gibt es genug. Doch nur selten meldete Klingen sich zu Wort. Dafür präsentierte er in den sozialen Medien seine Schwarz-Weiß-Sicht auf die Welt, manchmal im wörtlichen Sinn.
So verbreitete Klingen regelmäßig Nachrichten über Straftaten von Flüchtlingen in Deutschland und fremdelte aus Prinzip mit dem Islam hierzulande. Auf Facebook wetterte er gegen die Impfplicht: "Ich werde mich tatsächlich nie wieder impfen lassen, nicht gegen Corona und auch sonst nicht." Klingen leugnete den menschengemachten Klimawandel und lehnte das Gendern ab.
Im Februar 2022 warnte er im Landtag angesichts der heraufziehenden Energiekrise vor einem kommenden Blackout und vor Lebensmittelengpässen in Deutschland, er schimpfte auf die Politik von "Kartell-Parteien" und auf das "Gutmenschentum".
Ein Herz für Tiere zeigte Klingen stets
Dagegen hatte der Tierschutz in seinen Facebook-Beiträgen immer seine volle Sympathie. Und geradezu leutselig postete er fröhliche Bilder von seinen Urlaubsreisen und Konzertbesuchen bei Smokie, Nena oder der Metal-Queen Doro.
Ob das den AfD-Anhängern gereicht hat? Hatten sich Klingens Wählerinnen und Wähler so die Alternative im Landtag vorgestellt? Bei der jüngsten Wahl legte die Partei deutlich zu, auch im Stimmkreis Kitzingen. Da hatte Klingen aber längst mit ihr gebrochen.
Abgeordneter mit vollen Bezügen blieb er dennoch, wenn auch parteilos und politisch vollends unbedeutend. Das lukrative Mandat wollte er nicht aufgeben; immerhin das hatte Klingen sich von den von ihm gescholtenen "Alt-Parteien" abgeschaut.
Der neue AfD-Kandidat, Alfred Schmitt, schaffte es nicht, ihm nachzufolgen. So bleibt die AfD in der Region Kitzingen/Gerolzhofen ohne Landtagsmandat und der Abgeordnete Klingen eine landespolitische Eintagsfliege.