
Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast? Wenn sie vom renommierten Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) kommt, ist sie aber einen genauen Blick wert. Noch dazu, wenn dessen aktuelle Studie sich mit der Energiewende beschäftigt und der Landkreis Kitzingen darin unter den Top Ten von 400 Regionen landet.
Die Studie trägt den Titel "Ländliche Regionen als Rückgrat für den Umbau der deutschen Wirtschaft?" und hat unter anderem untersucht, welche Regionen besonders "erzeugerstark" sind. Genauer gesagt geht es dabei um "die größte installierten Netto-Nennleistung von Solar- und Windenergie je Gebietsfläche". Genau da punktet der Landkreis Kitzingen bei der Solarenergie und landet mit 4,4 Kilowatt Solarleistung je Hektar Gebietsfläche auf Platz acht unter den 294 Landkreisen und 106 kreisfreien Städten Deutschlands.
Große PV-Flächen entlang der Autobahnen A 3 und A 7
Zeit für eine Nachfrage beim Wirtschaftsförderer im Landratsamt, Frank Albert, wie er sich diesen Spitzenplatz erklärt. Seine Antwort, kurz zusammengefasst: An den beiden Autobahnen A 3 und A 7, die den Landkreis kreuzen, liegen besonders viele privilegierte Flächen für Freiflächen-PV-Anlagen. Er wisse, dass die Autobahnen für viele Menschen gerade angesichts der vielen bestehenden und ansiedlungswilligen Logistik-Betriebe zwar Fluch und Segen zugleich seien, freue sich aber über die Platzierung unter den Top Ten. "Das ist ein wichtiger Faktor für den Wirtschaftsstandort", betont Albert.

Landrätin Tamara Bischof lobt in einer Pressemitteilung des Landratsamtes: "An diesen Zahlen sieht man bereits jetzt eindrucksvoll: Wir leisten unseren Beitrag zur Energiewende in Deutschland." Klar sei aber auch, so die Landrätin, "dass wir auch weiter ganz vorne mitspielen wollen".
Erste Projekte der Energieagentur Kitzinger Land sind in Planung
Dazu beitragen soll die im letzten Jahr gegründete Energieagentur Kitzinger Land GmbH, in der 22 von 31 Kommunen, der Landkreis selbst sowie die Energie- und Netzbetreiberunternehmen N-Ergie, ÜZ Mainfranken und LKW Kitzingen sich zusammengeschlossen haben. Sie haben das Ziel, den Ausbau der erneuerbaren Energien gemeinsam und koordiniert voranzubringen. Erste Projekte seien bereits in Planung und Punkte für den Netzausbau identifiziert, sagt der Wirtschaftsförderer des Landkreises.
Frank Albert kommt in der Pressemitteilung zudem auf die Bedeutung erneuerbarer Energien für den Industriestandort zu sprechen: "Grundlage unseres wirtschaftlichen und damit einhergehenden sozialen Wohlstands ist eine leistungs- und konkurrenzfähige Industrie. Und hier spielt die Verfügbarkeit günstiger Energie eine große Rolle."
Sorge um große Arbeitgeber wie Franken Guss und Fehrer
Sorgen bereiten sowohl der Landrätin als auch dem Wirtschaftsförderer die derzeitige Lage und Hiobsbotschaften großer regionaler Arbeitgeber der Region wie vergangenes Jahr beim Automobilzulieferer Fehrer oder aktuell bei der Traditionsgießerei Franken Guss. Sie sehen den Landkreis dabei auf dem richtigen Weg, dessen Handlungsspielraum sei jedoch beschränkt.
Ihre Hoffnung setzen die Expertinnen und Experten des IW auch bei diesem Thema auf erneuerbare Energien. "Durch den verstärkten Einsatz von Strom in der Industrie können sich Regionen im Standortwettbewerb positionieren, die sich abseits der Industriezentren im Süden befinden", lautet eine Schlussfolgerung der Studie. In puncto Solarenergie und Flächenverbrauch für große PV-Anlagen weiß jedoch auch Frank Albert: "Diese Konflikte werden wir in Zukunft noch stärker ausfechten müssen."