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Kleinlangheim
Beim Bären in Kleinlangheim sind die Lichter aus: "Weine nicht, wenn der Gasthof schließt..."
Mit dem Traditionslokal "Zum Bären" verschwindet in Kleinlangheim ein beliebter Treffpunkt des Dorfes. Zum Abschied gab's ein volles Haus – und lustige Anekdoten.
Einen gemalten Abschieds-Bären bekamen Waltraud und Eckhard Höhn von ihren Freunden. Das Gastwirtsehepaar aus Kleinlangheim schloss nun ihren Landgasthof.
Foto: Andreas Stöckinger | Einen gemalten Abschieds-Bären bekamen Waltraud und Eckhard Höhn von ihren Freunden. Das Gastwirtsehepaar aus Kleinlangheim schloss nun ihren Landgasthof.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 11.02.2024 12:27 Uhr

Mit dem Landgasthof Zum Bären hat ein Traditionslokal, ein Treffpunkt, eine Institution für Kleinlangheim, Anfang Dezember wohl für immer zugemacht. Einige Tage danach sind Eckhard und Waltraud Höhn am Tisch in ihrer leeren Gaststube. "Wenn wir jetzt hier sitzen, ist schon etwas Wehmut da. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Andere gehen auch in Rente", beschreibt Gastwirt Eckard Höhn seine Gefühle.

Das Alter und die Gesundheit hatten ihn zu dem Schritt gebracht. Im Moment lenke ihn der Fuß ein wenig ab, sagt Eckhard Höhn und zeigt auf die Schiene, die er am Bein trägt. Erst kürzlich ließ er seine bereits länger gerissene Achillessehne flicken. Dieser Termin wurde extra hinten angestellt, bis nach dem letzten Tag im Lokal.

"Mir hat es Spaß gemacht. Mit dem Herz war ich Landwirt, mit dem Kopf Gastwirt."
Eckhard Höhn ist eigentlich studierter Volkswirt

Das ist irgendwie typisch für Höhn, der als Gastwirtssohn eigentlich Volkswirtschaft studiert hatte und schließlich aus Leidenschaft doch den Familienbetrieb mit Bauernhof und Wirtschaft übernahm. "Mir hat es Spaß gemacht. Mit dem Herz war ich Landwirt, mit dem Kopf Gastwirt." Offiziell bekam Eckard Höhn 1997 das Ganze vom Vater übergeben.

Ganze 35 Jahre kochte Waltraud Höhn in der Küche, Eckhard war im Lokal für die Gäste da. Anfangs jeden Tag, auch mittags. Der Gasthof stand oft im Mittelpunkt, noch vor dem Privatleben.

Der Landgasthof Zum Bären in Kleinlangheim hat zugemacht.
Foto: Andreas Stöckinger | Der Landgasthof Zum Bären in Kleinlangheim hat zugemacht.

Dem Ehepaar ist es nicht leicht gefallen, die Türe zur Wirtschaft, und damit ein Kapitel in ihrem Leben, abzuschließen, wie sie zugeben. Sie zogen den Schlussstrich, denn die beiden Kinder Laura und Stefan halfen zwar gerne mit, übernehmen wollten sie den Betrieb allerdings nicht. Hätte nicht auch das treue Personal so mitgezogen, wäre wohl schon etwas früher Schluss gewesen, gesteht Waltraud Höhn.

Stammtisch hatte ein "Höhn-Abschluss-Lied" gedichtet

Zum Abschied bereiteten die Gäste den Höhns noch einmal viel Freude. Der Stammtisch hatte ein "Höhn-Abschluss-Lied" auf sie gedichtet, mit dem Anfang: "Weine nicht, wenn der Gasthof schließt." Dabei wurden viele Besonderheiten und Anekdoten eingebaut.

Volles Haus zum Abschluss im Bären in Kleinlangheim: Gastwirt Eckhard Höhn begrüßte dazu noch einmal etliche Stammgäste.
Foto: Andreas Stöckinger | Volles Haus zum Abschluss im Bären in Kleinlangheim: Gastwirt Eckhard Höhn begrüßte dazu noch einmal etliche Stammgäste.

Der Abschluss im Landgasthof Zum Bären hatte Waltraud und Eckhard Höhn ein richtig volles Haus beschert. Gefühlt war ganz Kleinlangheim da, um sich noch einmal in der schmucken Wirtschaft zu treffen. Unten in der Gaststube saßen die Stammtische, oben hatte Bürgermeisterin Gerlinde Stier den Gemeinderat zum Jahres-Abschlussessen eingeladen.

Über 100 Jahre lang ein Anlaufpunkt für alle Generationen

Die Bürgermeisterin bedankte sich später sogar offiziell beim beliebten Gastwirts-Ehepaar, und würdigte deren Tun. Mehr als hundert Jahre sei das Haus Anlaufpunkt für alle Generationen gewesen. "Ihr habt unsere Bürger durch Freud und Leid begleitet, von der Wiege bis zur Bahre. Geselligkeit und ein sehr gut bürgerliches Essen waren die Garanten eures Erfolges", würdigte Gerlinde Stier durchaus gerührt.

Am letzten Abend bedankten sich Kleinlangheims Bürgermeisterin Gerlinde Stier und ihr Stellvertreter Dieter Zeller beim Gastwirts-Ehepaar Waltraud (links) und Eckhard Höhn (rechts).
Foto: Winfried Worschech | Am letzten Abend bedankten sich Kleinlangheims Bürgermeisterin Gerlinde Stier und ihr Stellvertreter Dieter Zeller beim Gastwirts-Ehepaar Waltraud (links) und Eckhard Höhn (rechts).

Auch für etliche Gäste war der Abschlusstag des Bären ein sehr emotionaler Abend. Es wurde gelacht, gefeiert, gesungen. Es schwang aber auch eine große Portion Wehmut mit.

Gerhard Brummer fasst zusammen: "Sehr wehmütig! Für uns ist das ein Kommunikationsstelle, ein Treffpunkt, das fällt jetzt weg. Ich war hier seit 50 Jahren regelmäßig zu Gast." Mit einigen anderen saß er an einem der langen Tische, direkt im Anschluss an die Theke.

"Wir fühlten uns hier immer willkommen. Egal, wie voll es war, der Eckhard und die Waltraud waren immer gut drauf."
Christine Rauh war regelmäßig zu Gast im Bären

Nahezu jeder Besucher und jede Besucherin, die man fragte, erzählte persönliche Erlebnisse, die er oder sie mit dem Gasthaus verbindet. Wie Günter Rauh etwa. "Wir waren als Konfirmanden früher schon hier, haben heimlich da hinten unser Bier getrunken. Als der Pfarrer vorne zur Tür rein kam, sind wir schnell durchs Fenster abgehauen", schilderte Rauh eine Anekdote aus seiner Jugend.

Nicht nur an die vielen Feste und Familienfeiern im Lokal erinnerte sich seine Frau Christine Rauh. Auch an die regelmäßigen Treffen mit der nahezu gleichen Gruppe von Bekannten dort. "Wir fühlten uns hier immer willkommen. Egal, wie voll es war, der Eckhard und die Waltraud waren immer gut drauf."

Bratwürste für die Stammgäste am späten Abend

Dem stimmte auch Peter Walter zu. "Es gab immer noch was zu essen, wenn wir abends nach dem Tischtennis noch zum Ausklang her kamen. Auch um halb elf haben sie noch Bratwürste für uns gemacht." Jetzt müsse man sehen, wo man sich in Zukunft treffen werde.

Ein letztes Mal beim Stammtisch im Bären in Kleinlangheim: Rudi Federsel, Steffen Neumeier und Oliver Elker (von links) stießen noch einmal an.
Foto: Andreas Stöckinger | Ein letztes Mal beim Stammtisch im Bären in Kleinlangheim: Rudi Federsel, Steffen Neumeier und Oliver Elker (von links) stießen noch einmal an.

Am Tisch daneben hatten noch einmal die Mitglieder vom "Freitags-Stammtisch" ihren Platz eingenommen. Die zwölfköpfige Gruppe aus Kleinlangheim traf sich jeden Freitagabend im Bären, immer mit den einst angefertigten Polo-Shirts. Nicht selten ging mancher auf dem Heimweg nachts um halb zwei noch schnell beim Bäcker im Ort vorbei.

Das Polo-Shirt ist jetzt ein Stück für die Geschichte in Kleinlangheim.
Foto: Andreas Stöckinger | Das Polo-Shirt ist jetzt ein Stück für die Geschichte in Kleinlangheim.

Was sie am meisten vermissen werden? "Vieles", sagten Steffen Neumeier und Rudi Federsel. "Der Eckard war immer gut drauf und hatte einen Spruch auf Lager." Sie verlegen nun ihren Freitags-Treffpunkt ins Feuerwehrhaus. Mit einem Schmunzeln ergänzt Federsel: "Dazu haben wir den Eckhard und die Waltraud auch eingeladen. Jetzt haben sie ja Zeit."

 
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