Mit dem Landgasthof Zum Bären hat ein Traditionslokal, ein Treffpunkt, eine Institution für Kleinlangheim, Anfang Dezember wohl für immer zugemacht. Einige Tage danach sind Eckhard und Waltraud Höhn am Tisch in ihrer leeren Gaststube. "Wenn wir jetzt hier sitzen, ist schon etwas Wehmut da. Aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Andere gehen auch in Rente", beschreibt Gastwirt Eckard Höhn seine Gefühle.
Das Alter und die Gesundheit hatten ihn zu dem Schritt gebracht. Im Moment lenke ihn der Fuß ein wenig ab, sagt Eckhard Höhn und zeigt auf die Schiene, die er am Bein trägt. Erst kürzlich ließ er seine bereits länger gerissene Achillessehne flicken. Dieser Termin wurde extra hinten angestellt, bis nach dem letzten Tag im Lokal.
Das ist irgendwie typisch für Höhn, der als Gastwirtssohn eigentlich Volkswirtschaft studiert hatte und schließlich aus Leidenschaft doch den Familienbetrieb mit Bauernhof und Wirtschaft übernahm. "Mir hat es Spaß gemacht. Mit dem Herz war ich Landwirt, mit dem Kopf Gastwirt." Offiziell bekam Eckard Höhn 1997 das Ganze vom Vater übergeben.
Ganze 35 Jahre kochte Waltraud Höhn in der Küche, Eckhard war im Lokal für die Gäste da. Anfangs jeden Tag, auch mittags. Der Gasthof stand oft im Mittelpunkt, noch vor dem Privatleben.
Dem Ehepaar ist es nicht leicht gefallen, die Türe zur Wirtschaft, und damit ein Kapitel in ihrem Leben, abzuschließen, wie sie zugeben. Sie zogen den Schlussstrich, denn die beiden Kinder Laura und Stefan halfen zwar gerne mit, übernehmen wollten sie den Betrieb allerdings nicht. Hätte nicht auch das treue Personal so mitgezogen, wäre wohl schon etwas früher Schluss gewesen, gesteht Waltraud Höhn.
Stammtisch hatte ein "Höhn-Abschluss-Lied" gedichtet
Zum Abschied bereiteten die Gäste den Höhns noch einmal viel Freude. Der Stammtisch hatte ein "Höhn-Abschluss-Lied" auf sie gedichtet, mit dem Anfang: "Weine nicht, wenn der Gasthof schließt." Dabei wurden viele Besonderheiten und Anekdoten eingebaut.
Der Abschluss im Landgasthof Zum Bären hatte Waltraud und Eckhard Höhn ein richtig volles Haus beschert. Gefühlt war ganz Kleinlangheim da, um sich noch einmal in der schmucken Wirtschaft zu treffen. Unten in der Gaststube saßen die Stammtische, oben hatte Bürgermeisterin Gerlinde Stier den Gemeinderat zum Jahres-Abschlussessen eingeladen.
Über 100 Jahre lang ein Anlaufpunkt für alle Generationen
Die Bürgermeisterin bedankte sich später sogar offiziell beim beliebten Gastwirts-Ehepaar, und würdigte deren Tun. Mehr als hundert Jahre sei das Haus Anlaufpunkt für alle Generationen gewesen. "Ihr habt unsere Bürger durch Freud und Leid begleitet, von der Wiege bis zur Bahre. Geselligkeit und ein sehr gut bürgerliches Essen waren die Garanten eures Erfolges", würdigte Gerlinde Stier durchaus gerührt.
Auch für etliche Gäste war der Abschlusstag des Bären ein sehr emotionaler Abend. Es wurde gelacht, gefeiert, gesungen. Es schwang aber auch eine große Portion Wehmut mit.
Gerhard Brummer fasst zusammen: "Sehr wehmütig! Für uns ist das ein Kommunikationsstelle, ein Treffpunkt, das fällt jetzt weg. Ich war hier seit 50 Jahren regelmäßig zu Gast." Mit einigen anderen saß er an einem der langen Tische, direkt im Anschluss an die Theke.
Nahezu jeder Besucher und jede Besucherin, die man fragte, erzählte persönliche Erlebnisse, die er oder sie mit dem Gasthaus verbindet. Wie Günter Rauh etwa. "Wir waren als Konfirmanden früher schon hier, haben heimlich da hinten unser Bier getrunken. Als der Pfarrer vorne zur Tür rein kam, sind wir schnell durchs Fenster abgehauen", schilderte Rauh eine Anekdote aus seiner Jugend.
Nicht nur an die vielen Feste und Familienfeiern im Lokal erinnerte sich seine Frau Christine Rauh. Auch an die regelmäßigen Treffen mit der nahezu gleichen Gruppe von Bekannten dort. "Wir fühlten uns hier immer willkommen. Egal, wie voll es war, der Eckhard und die Waltraud waren immer gut drauf."
Bratwürste für die Stammgäste am späten Abend
Dem stimmte auch Peter Walter zu. "Es gab immer noch was zu essen, wenn wir abends nach dem Tischtennis noch zum Ausklang her kamen. Auch um halb elf haben sie noch Bratwürste für uns gemacht." Jetzt müsse man sehen, wo man sich in Zukunft treffen werde.
Am Tisch daneben hatten noch einmal die Mitglieder vom "Freitags-Stammtisch" ihren Platz eingenommen. Die zwölfköpfige Gruppe aus Kleinlangheim traf sich jeden Freitagabend im Bären, immer mit den einst angefertigten Polo-Shirts. Nicht selten ging mancher auf dem Heimweg nachts um halb zwei noch schnell beim Bäcker im Ort vorbei.
Was sie am meisten vermissen werden? "Vieles", sagten Steffen Neumeier und Rudi Federsel. "Der Eckard war immer gut drauf und hatte einen Spruch auf Lager." Sie verlegen nun ihren Freitags-Treffpunkt ins Feuerwehrhaus. Mit einem Schmunzeln ergänzt Federsel: "Dazu haben wir den Eckhard und die Waltraud auch eingeladen. Jetzt haben sie ja Zeit."