Man nehme ein uraltes, marodes und denkmalgeschütztes Gebäude in einer beliebten Altstadt und verwende als Zutaten extreme Leidenschaft und Einsatzwillen, eine siebenstellige Summe und jede Menge Mut und herauskommt ein erfüllter Traum. Susanne und Fabienne Hahn haben sich mit dem Umbau und der Sanierung eines alten Gasthauses in der Hauptstraße 1 in Volkach einen Herzenswunsch erfüllt. Vor zwei Jahren fiel der Startschuss für das Millionenprojekt, am 4. April öffnet das Restaurant "Lilie" mit Biergarten die Türen für seine Gäste.
Seit sieben Jahren sind Susanne und Fabienne verheiratet. Seit zwei Jahren bauen sie das denkmalgeschützte Gebäude um, mit unendlich viel Eigenleistung und der Mithilfe der ganzen Familie und vieler Freunde. Der Baustress hat ihrer Beziehung nicht geschadet, schildert Fabienne. Im Gegenteil. Stress kann auch zusammenschweißen, die gemeinsame Vorfreude auf die Eröffnung ist riesig. In diesen Tagen laufen die letzten Vorbereitungen, der Hof für den Biergarten wird gepflastert.
Die Brücke zwischen Tradition und Moderne schlägt die Lilie nicht nur in der Küche
Fabienne und Susanne packen selbst mit an, immer das gemeinsame Ziel vor Augen. Die Außenfassade ist ziemlich fertig. Der Ausleger Lilie im Schatten des Oberen Torturms strahlt schon jetzt weit in die Fußgängerzone hinein. Das Restaurant im Erdgeschoß ist soweit fertig, die Eichentische und die moderne Theke müssen noch vollendet werden. 50 Personen werden künftig dort die aus dem Torbäck bekannten Speisen von Küchenmeisterin Susanne und ihrem Team genießen können. Susanne hatte die Weinstube Torbäck in den vergangenen Jahren gepachtet. Ihre Speisekarte, auf der sie ebenfalls eine Brücke schlägt zwischen Tradition und Moderne, wandert mit in die Lilie, in deren Obergeschoß sich das Konzept des Ehepaars Hahn besonders deutlich zeigt.
Alte Bruchsteinmauern und Holzbalken wurden dort teilweise belassen und zieren den Saal für 70 Gäste. Ein Stück historische Holzbalkendecke setzt die moderne Beleuchtung ins Rampenlicht. Die Kombination Alt und Neu ist den Inhaberinnen gelungen, wobei der Denkmalschutz immer ein Wörtchen mitzureden hatte. Auch die Richtlinien der Volkacher Gestaltungssatzung waren nicht immer einfach einzuhalten. Vor allem das Verbot von Photovoltaik auf dem riesigen Dach der Lilie lässt Susanne und Fabienne skeptisch in die Zukunft blicken. "Wir heizen und kochen hier mit Gas", sagt sie und denkt an die immens gestiegenen Preise für den Rohstoff. Da wäre eine Hybridlösung ideal, aber "leider nach der Gestaltungssatzung aktuell nicht möglich".
2019 entschieden die Hahns, den verfallenen Leerstand in der Hauptstraße 1 zu kaufen und das alte Gasthaus aus dem 17. Jahrhundert wieder zum Leben zu erwecken. Früher hieß es Gasthaus Zur Lilie und zeitweise auch Gasthof Zur Post. "Da war zuletzt ein Schuhgeschäft drin, es war total verwinkelt und unendlich vielen Ebenen waren eingebaut", blickt Fabienne zurück. Man habe sich in dem Gebäude fast verlaufen. Sie erstellten mit einem Planer ein Konzept, das im zweiten Obergeschoß zusätzlich eine Wohnung für die Inhaberinnen vorsieht.
Wenn der Corona-Lockdown etwas Positives hat
Der Corona-Lockdown mit der zeitweisen Schließung des Torbäcks kam ihnen entgegen. Im Frühjahr 2020 startete der Umbau. Bis auf die Grundmauern wurde das gesamte Gebäude entrümpelt. Gemeinsam mit der Denkmalbehörde wurde ein Fahrplan entwickelt, dessen Ergebnis heute markant ins Auge sticht. Dabei mussten reichlich Kompromisse eingegangen werden, was sich teilweise in nicht ganz geraden Fußböden oder Wänden zeigt.
Eine große Herausforderung für Susanne und Fabienne war die Doppelbelastung während der Bauzeit. Beide mussten ja ihre Brötchen nebenbei verdienen, Susanne als Chefköchin im Torbäck und Fabienne als Lehrerin. "Gegenseitige Motivation und unsere Zuneigung seien Grundvoraussetzung für den Erfolg gewesen", nennt Fabienne die wichtigsten Faktoren in dieser Zeit. Und was ihr dabei ganz wichtig ist: "Ohne die Unterstützung unserer Familie, unserer Freunde und unseres Torbäck-Teams hätten wir das alles nicht geschafft." Jetzt auf der Zielgeraden werde es noch einmal richtig stressig, vor allem, weil noch so viele wichtige Entscheidungen zu treffen seien. "Das kostet noch einmal richtig Energie.