
Bayerns bester Parkettlegergeselle unter 27 Jahren kommt in diesem Jahr aus Dettelbach. Michael Graber wurde nicht nur Kammersieger in Unterfranken, sondern auch Bayerischer Landessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks.
Eine 1,8 war die Zahl zum Glück. So lautete Grabers Abschlussnote für seine praktische Gesellenprüfung, und nach dieser Note richtet sich die Kür des Landessieges. Zum Vergleich: Der Notendurchschnitt der in Bayern heuer insgesamt 48 geprüften Parkettleger-Azubis lag im praktischen Teil bei 3,3. Nur einer war besser als der 18-jährige Graber: Ein 43-Jähriger aus der Oberpfalz erreichte die Note 1,6, wurde aber wegen seines Alters aus dem Leistungswettbewerb ausgeschlossen. Der Wettbewerb ist nur für Gesellen unter 27 Jahren gedacht.
Gesellenstück unter Zeitdruck fertigen
Grundlage der Benotung ist vor allem das Gesellenstück, das die Auszubildenden schon viele Monate vorher planen. "Die Schwierigkeit ist: Man muss unter Druck sauber arbeiten", sagt Graber. Für die Umsetzung sind nur 14 Stunden Zeit, in denen zugeschnitten, verlegt, geschliffen und lackiert werden muss. Nach den ersten sieben Stunden folgt eine Woche Pause an. Deshalb sollte man idealerweise vor dieser Pause seine Holzstäbe kleben.

Bewertet wird neben der Maßhaltigkeit, dem Farbspiel und dem sauberen Abschleifen, wie sich die Auszubildenden am Arbeitsplatz organisieren. Es geht darum, "dass man sich vorher einen Kopf macht, wie viele Stäbe du mit einer Sägeeinstellung schneiden kannst", sagt Graber. "Wie verhält man sich an den Maschinen? Wie verhält man sich, wenn der Kunde vorbeikommt? Lässt man sein ganzes Zeug an einem bestimmten Platz liegen, damit es sauber ausschaut?" Dabei gehe es auch viel um Arbeitsschutz, ergänzt Franz Döring, Geschäftsführer von Hannweber flooring – der Dettelbacher Firma, in der Graber seine Lehre absolvierte und jetzt als Parkettleger arbeitet.
Förderung für die berufliche Weiterbildung
Nach seinem Landessieg wird Graber gezielt gefördert: Bis zu 8100 Euro kann er nun für seine berufliche Weiterbildung beantragen. Abgehoben ist er deshalb nicht: "Deswegen geht man trotzdem als Geselle ganz normal auf Arbeit", sagt er. Anfang November vertritt er Bayern beim Bundeswettbewerb im sächsischen Plauen.
Dort wird es schwieriger: Am Abend bekommen alle Teilnehmenden zwei Muster vorgelegt; am nächsten Tag müssen sie in jeweils 250 Minuten Parkett und einen weiteren Bodenbelag legen. "Stressig wird’s wahrscheinlich schon werden", sagt Graber. "Ich freue mich tatsächlich darauf, weil es eine Extremsituation ist, in die man normalerweise nicht kommt." Falls er wieder den 1. Platz belegen sollte, würde eine Fahrt zum Europäischen Wettbewerb winken.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Sein Ausbilder Micha Bienmüller unterstützt ihn, außerdem erhält Graber beim Innungsmeister persönlichen Unterricht. "Wir bereiten uns gut drauf vor", sagt Geschäftsführer Döring. Die Zeit dafür schaufelt sich Preisträger Graber gerade frei. Seine Freizeit widmet er sonst nämlich in großen Teilen der Dettelbacher Feuerwehr.
Egal, ob Feuerwehr oder Beruf –Döring sagt über Graber: "Wenn er was anpackt, packt er's ganz an und nicht nur zur Hälfte." Grabers Ehrgeiz, sagen Döring und Bienmüller, habe ihn zum Erfolg geführt. Aber auch ein gewisse Übung gehört dazu: Der Geselle arbeitete schon in den eineinhalb Jahren vor Ausbildungsbeginn als Ferienaushilfe bei Hannweber flooring. Nach einem Schulpraktikum in der 7. Klasse blieb er im Betrieb. Anderen jungen Leuten empfiehlt er, Ausbildungsberufe einfach mal auszuprobieren: "In die Firmen gehen und fragen, ob man mal zur Probe arbeiten kann."
Aushängeschild für die Firma
Döring und Bienmüller sind "besonders stolz" auf den 18-Jährigen. Der Gewinn des Landeswettbewerbs sei ein Aushängeschild für die Ausbildung in der Firma Hannweber flooring. "Es gibt viele Parkettlegerfirmen, und wir in Dettelbach mit unseren zehn, fünfzehn Mann haben es geschafft, den Michael so hinzubiegen, dass er Landessieger geworden ist", sagt Döring. Er hofft, dass sich dieser Gewinn auch positiv auf die Suche nach neuen Lehrlingen auswirkt.
In diesem Jahr konnte Hannweber flooring nämlich keinen Auszubildenden finden. "Die Gefahr besteht schon, dass wir irgendwann ohne Personal dastehen", sagt Döring. Jetzt sucht er sogar im Ausland nach Nachwuchs. "Deswegen legt man keinen Wert mehr auf Abschlusszeugnisse oder überhaupt auf einen Abschluss", erklärt Döring pragmatisch. "Da sag ich: Wenn du mich überzeugst, probieren wir es mal. – Was hast du zu verlieren?"