Durch die Fensterlaibungen pfeift der Wind, die Innenwände bestehen aus nacktem Backstein, und aus dem Boden klafft kalter Beton: Der Wohnflügel des alten Gutshofs am Schwanberg ist auch nach zwei Jahren immer noch ein Rohbau, obwohl dort auf 67 und 48 Quadratmetern zwei Wohnungen für Geflüchtete entstehen sollten. Das Dach ist zwar nagelneu, aber die verbauten Solarmodule, die längst Strom liefern sollten, funktionieren bis heute nicht.
Bei dieser Baustelle auf dem Gipfel des Landkreises liegt einiges im Argen, und als sich am Montagabend der Iphöfer Bauausschuss dort zum Ortstermin traf, war von Problemen, Fehlern und Schäden die Rede – und ganz nebenbei sind die veranschlagten Kosten mittlerweile auf mehr als das Doppelte gestiegen, so dass der Wohnraum, wenn er denn mal fertig ist, für die eigentlich gedachte Zielgruppe schier unerschwinglich wäre. "Nach aktuellem Stand müssten wir 15 Euro Miete für den Quadratmeter verlangen, damit die Rechnung aufgeht", so Bürgermeister Dieter Lenzer.
Gemeinsam versuchte man bei dem Termin zu ergründen, was denn schiefgelaufen ist, damit es so weit kommen konnte. Schon einmal hatte der Stadtrat an dieser Stelle beisammengestanden. Damals, Ende 2019, kam man zu der Entscheidung, den Wohntrakt des Gutshofs, den man beim Kauf von 146 Hektar Wald und Wiese im Jahr 2017 quasi als Beigabe des Fürstenhauses Castell-Rüdenhausen erhalten hatte, herzurichten.
Drei Jahre später überfiel Russland die Ukraine, immer mehr Flüchtlinge kamen in der Folge nach Deutschland, die KfW stellte zinsgünstige Wohnraum-Darlehen zur Verfügung, und in Iphofen griff man bereitwillig zu. Nun jedoch stellte sich die Gretchenfrage: "Sanieren oder Fenster vernageln und Bau einstellen – dazwischen liegt die Wahrheit", sagte der Bürgermeister.
Zwei Kernprobleme hat das von der Stadt beauftragte Kitzinger Planungsbüro Hertel im Herbst 2023 ausgemacht: Da ist einerseits das im Keller drückende Grundwasser, und da sind andererseits statische Unwuchten, die sich in "eklatanten Rissen" zeigen, wie Architekt Jürgen Hertel vor Ort erklärte. Um sie zu beheben, seien "zusätzliche Maßnahmen" notwendig, die allein mehr als 50.000 Euro kosten würden.
Rasch machte Iphofens Bauamtsleiter Matthias Kurth klar, dass es hier "um wesentlich mehr" gehe. Und als der Architekt seine Schadensanalyse beendet hatte, war allen Beteiligten klar, dass man gerade vor einem massiven Problem steht, von dem bislang keiner weiß, wie es zu lösen ist. Die Baukosten haben sich – auch durch Hinzunahme weiterer Gewerke – inzwischen auf 790.000 Euro erhöht.
Der Stadtrat Otto Kolesch sprach von einem "gewaltigen Schaden" und warf Architekt und Statiker grobe Fehleinschätzungen vor. Ein Statiker hätte die "vielen augenscheinlichen Dinge", etwa die Probleme mit der Dachlast, "einfach sehen müssen". Die Stadt habe sich hier "nichts vorzuwerfen". Hertel sagte, das alles sei "sehr komplex zu beantworten" und beruhe auf "vielen Faktoren". Doch im Grunde hatte er der Kritik wenig entgegenzusetzen.
Auch der Bürgermeister zeigte spürbar wenig Interesse, Architekt und Statiker in Schutz zu nehmen. Er gebe Kolesch bei seiner Kritik "im Kern recht". So blieb am Ende die von Stadtrat Andreas Müller aufgeworfene Frage: "Wer zahlt die Zeche?" Eine klare Antwort gab es an diesem Abend nicht.
Die Solaranlage hat noch keine Kilowattstunde Strom geliefert
Von rund 318.000 Euro Sanierungskosten war einmal die Rede, hinzu kamen rund 80.000 Euro für das Dach, die man aber mehr oder weniger erstattet bekam, weil die Stadt in ein Pilotprojekt investierte: rote Solardachziegel, die heute beispielgebend für die energetische Sanierung der denkmalgeschützten Altstadt sind.
Das Problem ist nur: Sie haben bisher keine einzige Kilowattstunde Strom geliefert, obwohl sie seit fast zwei Jahren installiert sind. Mehr noch: Stadtrat Kolesch will herausgefunden haben, dass sich der verbaute Batteriepuffer nach zwölf Monaten entlädt, wenn die Module nicht am Netz hängen, und mit viel Geld und Aufwand erst reaktiviert werden muss.
Für Bauamtsleiter Kurth liegt das Problem darin, dass die vorhandene Leitung zu schwach ist, um mit der Menge an Solarstrom fertig zu werden. "Das", so Kolesch, "müsste doch ein Architekt wissen." Kolesch appellierte an Hertel, die Sache nun "schnell und unbürokratisch" zu lösen, "sonst wird alles noch teurer".
Für Vize-Bürgermeister Hans Brummer ist klar: "Solange die konstruktiven Sachen nicht erledigt sind, brauchen wir hier nicht weiterzumachen." Möglichst in der Mai-Sitzung des Bauausschusses soll der Architekt darlegen, wie es am Gutshof weitergeht und wer für welche Schäden geradesteht.
Schon einmal hatte die Stadt mit einer "Horrorbaustelle" zu kämpfen: Im Herbst 2022 war man in Nenzenheim beim Umbau eines alten Bauernhofs zu Wohnungen um Monate in Verzug. Damals hatte Udo Schumann im Stadtrat die Informationspolitik der Verwaltung als zu langsam und zu ineffizient kritisiert.
Jetzt brachte er das Thema erneut auf den Tisch. "Warum erfahren wir heute im Gremium das erste Mal von den Problemen?" Bürgermeister Lenzer erklärte, diese seien erst "zum Jahreswechsel" ersichtlich gewesen. Erste Gespräche mit den Planern habe man im Februar geführt.
Planer, Architekten, Gutachter, alle reiben sich die Hände.
Wenns am Ende durch Unfähigkeit schief geht, wills keiner gewesen sein.
Jeder Normaldenkende schaut auf die Infrastruktur, ob es denn überhaupt möglich sein will, irgendwas, sei es Wasser oder Strom und Internetzugang herstellen zu können.
Hier haben alle nur das Geld gesehen. Auch wenn man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut, sollte man wenigstens den Tierarzt konsultieren....
Und je höher die Bausumme wird, umso mehr verdienen die unqualifizierten Architekten. Ich würden den Planern vom Schwanberg einfach das Honorar kürzen. Nur Pfusch von Anfang bis zum Ende
Bürgermeister und Stadtrat von Iphofen bekommen von mir die Note 6 minus.