Blühende Wiesen auf der einen Seite, dichter Wald auf der anderen: Der Gutshof am Schwanberg ist eine beliebte Adresse für Naturfreunde. Wer hier wohnt, sollte beim Einkaufen möglichst nichts vergessen – sonst muss er über ein kurven- und serpentinenreiches Flickwerk zurück ins Tal. Die exponierte Lage, 474 Meter über dem Meeresspiegel, war auch der Grund, warum die Regierung von Unterfranken vor zwei Jahren den Antrag der Stadt Iphofen ablehnte, beim Ausbau des Gutshofs zu Wohnzwecken Fördermittel lockerzumachen. Wohnungen hier oben? Viel zu abgelegen.
Heute sieht das anders aus. War der Standort zu normalen Zeiten nicht förderlich für eine klassische Wohnraumnutzung, so hat der Krieg in der Ukraine Vieles verändert. Millionen Menschen sind auf der Flucht vor den Verheerungen von Putins Kriegsmaschinerie. Auch in Deutschland sind seit Ende Februar Hunderttausende Frauen und Kinder angekommen; sie alle brauchen ein Dach über dem Kopf. Der Gutshof ist mit einem Mal wieder ins Blickfeld geraten.
Die staatliche KfW-Bank stellt 500 Millionen Euro zur Verfügung
Um möglichst rasch den benötigten Wohnraum zu schaffen, hat die staatliche Förderbank KfW für Kommunen ein „Sonderprogramm Flüchtlingseinrichtungen“ aufgelegt. Schon kurz nach dem Start am 11. März lagen nach KfW-Angaben 46 Anträge mit einem Kreditvolumen von rund 235 Millionen Euro vor. Wegen der hohen Nachfrage wurde der Betrag um 250 Millionen auf 500 Millionen Euro erhöht, teilte die Bankengruppe mit.
Attraktiv sind vor allem die Konditionen: Die KfW lockt mit einem Signalzins von bis zu minus 0,5 Prozent (am Dienstag stand er bei minus 0,07 Prozent) und je zehn Millionen Euro pro Kommune. Das bedeutet, dass Gemeinden nicht die komplette Summe zurückzahlen müssen. Zum Start waren die Hilfen mit maximal 25 Millionen je Kommune und einem Zins von bis zu minus 0,75 Prozent noch großzügiger gewesen. Das Programm ist bis Jahresende befristet.
In Iphofen will man die Chance für den Gutshof nutzen. Ursprünglich wollte die Stadt nur das Dach des im hinteren Teil gelegenen Wohnhauses sanieren. Doch angesichts der Wohnungsnot sollen nun auch die beiden darunterliegenden Wohnungen – 48 und 67 Quadratmeter groß – hergerichtet werden. Nach Schätzungen eines Architekten kostet dieser Schritt weitere 318.000 Euro, neben den rund 78.000 Euro für das mit Solarziegeln neu zu belegende Dach.
Bleibt die alte Ölheizung, oder kommt ein Hackschnitzelkessel?
Die komplette Summe soll über das Sonderdarlehen der KfW-Bank finanziert werden sollen. Nach dem Bauausschuss hat dem Projekt am Montag auch der Gesamtstadtrat zugestimmt. Fraglich ist derzeit noch, was mit der funktionierenden Ölheizung in dem Gebäude geschehen soll. Wird sie bis zum Ende ihrer Tage betrieben oder lässt die Stadt sie durch eine ökologisch günstigere Hackschnitzelheizung ersetzen? In diesem Fall würden die Sanierungskosten steigen.
Für die Finanzierung will die Stadt auf Haushaltsmittel zurückgreifen, die für die Sanierung der ehemaligen Schule im Stadtteil Hellmitzheim vorgesehen waren – eine Summe von 300.000 Euro, die aber dieses Jahr voraussichtlich ohnehin nicht abgerufen worden wäre. Zweiter Bürgermeister Hans Brummer sagte, man solle die Schulsanierung in Hellmitzheim „nicht auf die lange Bank schieben“. Auch dort könnte nach den Vorstellungen der Stadt Wohnraum entstehen, allerdings bedürfte es dazu einer umfangreicheren Sanierung.
Das ehemalige Schulhaus an der Hauptstraße steht nach dem Tod des letzten Mieters seit Jahren leer. Schon bei der Flüchtlingsbewegung in den Jahren 2014/15 hatte die Stadt überlegt, es mit Hilfe eines staatlichen Konjunkturprogramms zu sanieren und dort in zwei Wohnungen anerkannte Flüchtlinge unterzubringen. Damals hatte die Stadt aber das alte Jägerhaus im Ort hergerichtet.