Es zeigte sich relativ schnell, dass die CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker mit ihrer Aktion zum Kitzinger Bahnhof einen Nerv getroffen hatte. Bereits zum Start ihres Vorhabens am Donnerstag schauten immer wieder Männer und Frauen bei ihr am Wohnmobil vorbei. Direkt neben dem Gebäude hatte sie geparkt, um mit vielen über den Bahnhof ins Gespräch zu kommen.
Die Abgeordnete will erreichen, dass das Sorgenkind schneller ausgebaut wird, nicht erst 2030. "Es muss früher klappen, dass sich hier etwas tut", nannte Becker ihr Ziel. Auch deswegen will sie herausfinden, was die Leute rund um den Bahnhof bewegt und suchte den Kontakt gleich vor Ort.
Nicht nur die Bahnreisenden, hatten viel zu sagen. Auch andere, die von Beckers ungewöhnlicher Sprechstunde mitbekommen hatten, kamen extra und brachten Verbesserungsvorschläge mit.
"Ich ärgere mich immer, wenn der Zug auf Gleis zwei fährt", sagte Peter Hauck. Da müsse er extra auf die andere Seite. Warum ginge nicht immer direkt und barrierefrei von Gleis eins? "Da hätte man halb so viel Probleme", meinte er. Der Kitzinger hat kein Auto und ist auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen.
Helga Schraut ist extra gekommen, weil sie von Beckers Aktion gehört hatte. Die Seniorin ist auf die Bahn angewiesen ist, um zum Beispiel zum Arzt nach Würzburg zu kommen. Ihr Mann, der eine Rollator hat, könne da nicht mehr mitfahren. Für ihn sei der Bahnhof unpassierbar, monierte sie. "Wir würden uns wünschen, dass er wieder einfacher zu nutzen wäre."
Barbara Knötgen und Erik Weisenberger vom Blindeninstitut in Würzburg brachten Philipp Geigle mit zum Camper. Er sitzt im Rollstuhl sitzt und möchte nach Kitzingen ziehen. Auch er ist auf die Bahn, und vor allem Barrierefreiheit angewiesen. In Kitzingen beginnen die Probleme für ihn schon vor dem Gebäude. Als Rollstuhlfahrer komme er nur in den Bahnhof, wenn jemand die Tür aufhalte.
Das Trio vom Blindeninstitut zählte noch weitere Mankos auf. Die Toilette sei für Behinderte nicht nutzbar, einen Fahrschein können sich der oder die Behinderte nicht selbst holen, das sei zu schwierig. Leitlinien für Sehbehinderte etwa fehlten auch. Von der Initiative der Abgeordneten ist Knötgen, Leiterin der Förderstätte im Blindeninstitut, angetan: "Wir hoffen, dass sich in Kitzingen etwas tut. Es gibt viele Menschen, die hier wohnen und diese Hilfen brauchen."
Barbara Becker verspricht, sich laut für den Bahnhof einzusetzen
Wenig später standen drei jüngere Menschen an Beckers Wohnmobil. Alle drei arbeiten gegenüber vom Bahnhof bei einem Software-Unternehmen, das in Kitzingen rund 40 Beschäftigte hat. "Auch für uns ist das von Interesse, dass es hier einen funktionierenden Bahnhof gibt. Es gibt viele Kollegen, die mit dem Zug kommen", schilderte Ina Wandler die Situation. Für eine Stadt sei der Bahnhof zudem ein Aushängeschild, gab sie zu bedenken.
Laut Becker kam sie schon seit dem frühen Morgen mit den Menschen ins Gespräch - auch wenn zum Teil Ersatzverkehr eingesetzt wurde und nur Busse statt Züge fuhren. Ihre Erkenntnis? "Die Kitzinger und die Leute aus der Umgebung mögen ihren Bahnhof. Sie haben viele Ideen, was man machen könnte", sagte Becker. "Ich bin begeistert und werde sie mit Fachleuten besprechen, was sich realisieren lässt."
Beckers Ziel ist und bleibt, dass sich schneller etwas tut am Kitzinger Bahnhof, dass der Knotenpunkt barrierefrei wird. Dazu müsse und werde sie "weiterhin laut sein", versprach sie. 1315 Fahrgäste zählte Becker am Donnerstag und das waren nur die, die mobil waren. Dazu kamen noch 130 Menschen, die auf einen barrierefreien Bahnhof angewiesen sind. Unter ihnen viele, die mit Becker für einen barrierefreien Zugang streiten wollen.