Eine große Baugrube, mehr sieht man auch nach Jahren nicht. Es ist eine Art Bauerwartungsland. Gespannt wartet man darauf, dass etwas geschieht. Doch auch drei Jahre nach dem Abriss des Frida-von-Soden-Hauses, eines in die Jahre gekommenen Altenheims mit 109 Plätzen, klafft dort ein weiter Schlund. Es blüht das Unkraut – und die Fantasie. Die Blindeninstitutsstiftung Würzburg hat das 4500 Quadratmeter große Gelände einst vom Diakonischen Werk in Kitzingen gekauft, betrieben hat das Heim die Diakonie Schweinfurt. Dass man sich jetzt nach dem Stand der Dinge erkundigt, nimmt Thomas Heckner erfreut und dankbar zur Kenntnis. Endlich kann der Leiter des Blindeninstituts mal erklären, was Sache ist und wie es weitergeht.
Um eines vorwegzunehmen: Man sollte nicht darauf hoffen, dass auf dem Gelände demnächst die Bagger rollen. Und doch geht es mit dem Projekt voran. Dazu muss man wissen, dass die Blindeninstitutsstiftung in der Kitzinger Siedlung gerade eine Wohn- und Ganztages-Förderstätte für elf Millionen Euro baut. Da der Freistaat Bayern über das Sozialministerium einen Großteil der Kosten finanziert – in diesem Fall 6,7 Millionen Euro plus eine Million vom Bezirk Unterfranken –, dauert es geraume Zeit, bis die Förderung steht.
Blindeninstitut baut in Kitzingen eine zweite Förderstätte
In der Siedlung hing die Stiftung vier Jahre in der Warteschleife, ehe grünes Licht aus München kam. Im Spätherbst 2021 konnte es dann in der Armin-Knab-Straße losgehen, bis Herbst 2023 soll alles fertig sein: 32 Betreuungsplätze, davon 24 Wohnplätze für Blinde oder Menschen mit Sehbehinderung und weiteren Beeinträchtigungen werden dann in direkter Nachbarschaft zur Wohnanlage des Eisinger St.-Josef-Stifts bereitstehen. "Wir freuen uns auf Kitzingen", sagte Heckner beim Spatenstich im August.
In der Kanzler-Stürtzel-Straße plant das Blindeninstitut ein "vergleichbares Gebäude", wie Heckner im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Auch hier sollen einmal mindestens 24 Wohnplätze zur Verfügung stehen. Die Finanzierung wird in diesem Fall über das Konversionsprogramm des Freistaats abgewickelt. Überhaupt soll bei diesem Projekt manches anders laufen. "Wir versuchen, ein nachhaltiges Gebäude hinzustellen, das nicht nach 30 Jahren abgerissen und als Sondermüll entsorgt werden muss", sagt Heckner. Mehr kann und will der Institutsleiter derzeit noch nicht verraten. Ein Spagat wird es so oder so, denn auf der anderen Seite soll und muss die Stiftung möglichst günstig bauen.
Freistaat will Inklusion fördern und setzt auf kleinere Einheiten
Um die Inklusion zu fördern, möchte der Freistaat bei Bauten dieser Art künftig kleinere Einheiten und keine Konzentration von Förderstätten und Pflegeheimen an einem zentralen Punkt, wie es etwa beim Blindeninstitut in der Würzburger Ohmstraße der Fall ist. 330 sehbehinderte Erwachsene oder Blinde mit Mehrfachbehinderung wohnen und arbeiten dort quasi unter einem Dach. Jedes Jahr kommen fünf bis acht Erwachsene als Schulabgänger hinzu. Die großen Wohnheime werden Zug und Zug aufgelöst und von kleineren Standorten ersetzt – daher das Konversionsprogramm. Die Menschen, so das Signal, sollen auch räumlich nicht mehr am Rande, sondern mitten in der Gesellschaft stehen.
Mit dem Projekt in der Kanzler-Stürtzel-Straße, einer guten Wohngegend am Rande der Altstadt, lässt sich dieser Anspruch bestens umsetzen. Die 24 Wohnplätze sollen auf vier kleine Gruppen mit jeweils sechs Personen verteilt werden. Wann aber geht es jetzt dort los? Das kann auch Heckner nicht so genau sagen, denn zunächst müssen die Entwürfe fertiggestellt und bei der Stadt eingereicht werden. Dann geht es an die Finanzierung und die (europaweite) Ausschreibung, dann müssen Planer, Ingenieure und Firmen gefunden werden; das alles kostet in Phasen wie diesen mit Fachkräftemangel und Lieferengpässen Mühe und Zeit. Wenn Heckner sich auf ein Datum festlegen müsste, dann würde es lauten: Baubeginn nicht vor 2024. Der Einzug würde dann anderthalb bis zwei Jahre später stattfinden.
Direkt neben der Brache des ehemaligen Frida-von-Soden-Hauses liegt das Areal der 2017 abgerissenen Kitzinger Realschule. Dieses gehört dem Landkreis und soll während der Generalsanierung der benachbarten Berufsschule als Lager- und Umschlagplatz dienen. Die Arbeiten auf der Großbaustelle sollen in diesem Sommer beginnen und werden mindestens bis 2026 dauern. Erst danach soll entschieden werden, was mit dem stadtnahen und wertvollen Areal passiert.