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Höchheim
Nun als Wohnmobil quer durch Europa unterwegs: Das zweite Leben des Feuerwehrautos von Höchheim
Nach 40 Jahren im Dienst bot Höchheim das alte Löschfahrzeug zum Kauf an. Eine Familie aus Baden-Württemberg schlug zu und baute es für eigene Bedürfnisse um.
Das ehemalige Feuerwehrauto der Feuerwehr Höchheim dient heute einer Familie aus Baden-Württemberg als Wohnmobil und machte neulich Station auf einem Campingplatz bei Venedig.
Foto: Klaus Vogt | Das ehemalige Feuerwehrauto der Feuerwehr Höchheim dient heute einer Familie aus Baden-Württemberg als Wohnmobil und machte neulich Station auf einem Campingplatz bei Venedig.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 09.02.2024 01:12 Uhr

Da staunten die Urlauber auf einem italienischen Campingplatz an der Lagune von Venedig nicht schlecht, als im August plötzlich ein leibhaftiges rotes Feuerwehrauto vorfuhr und auf einer freien Parzelle abgestellt wurde. Auf der Fahrertür prangten ein Gemeindewappen mit dem fränkischen Rechen und die Aufschrift "Freiwillige Feuerwehr Höchheim".

Dass es sich um keinen ernstfallmäßigen Feuerwehreinsatz handelte, war den staunenden Camper spätestens dann klar, als ein Ehepaar mit zwei kleinen Töchtern aus dem Fahrzeug kletterten - ohne Uniform und ohne Helme. An der Reling des Dachaufbaus wurde schnell ein großes Sonnensegel befestigt und aus den Rollo-Fächern am Aufbau des Lkw kamen Tisch, Klappstühle und Sonnenliegen zum Vorschein. Aus dem früheren Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Höchheim ist inzwischen ein Wohnmobil geworden, mit dem die Familie aus Baden-Württemberg ganz Europa bereist.

Wie die Familie das Feuerwehrauto von Höchheim im Internet gefunden hat

Man habe sich ursprünglich ein konventionelles Wohnmobil kaufen wollen, erzählt der Familienvater. Doch wegen des Camping-Booms sei der Markt sowohl für neue als auch für gebrauchte Fahrzeuge aktuell wie leergefegt. Deshalb habe man sich im Internet auf die Suche nach einer Alternative gemacht und habe schließlich auf der Plattform Ebay ein ausrangiertes Feuerwehrauto entdeckt und gekauft.   

In zahlreichen Stunden hat der Familienvater dann das Auto in Eigenleistung für Wohnzwecke umgebaut. Er habe wochenlang geflext, geschweißt und gehämmert, bis alles fertig war, erzählt die Ehefrau. Bei dem Fahrzeug handelt es sich – ein Feuerwehrmann erkennt es sofort – um ein ehemaliges Löschgruppenfahrzeug LF 8.

Die Vorbaupumpe am Kühlergrill existiert noch und soll sogar noch funktionieren, sagt der neue Eigentümer nicht ohne Stolz. Vorführen kann er das mit einer roten Plane abgedeckte Aggregat allerdings nicht, weil das Wasser fehlt. Denn dort, wo früher hinten im Aufbau der Wassertank integriert war, befinden sich heute die Betten der Familie.

Was sich anstelle der abmontierten Blaulichter befindet

Die beiden Blaulichter des Einsatzfahrzeugs sind - wie es gesetzlich vorgeschrieben ist - nach der sogenannten "Außerdienststellung" abmontiert worden. Zwei runde Deckel mit Gummiring dichten nun am Dach des Führerhauses die freien Stellen ab. Und dort, wo früher in der Kabine eine bis zu neunköpfige Löschgruppe Platz fand und sich während der Fahrt für den bevorstehenden Einsatz ausrüstete, hängen jetzt kleine Gardinen an den Fenstern. Aus der Kabine ist ein Wohnzimmer geworden.

Als besonderen Gag hat der neue Eigentümer beim Umbau des Fahrzeugs eines der früheren Ausziehfächer, in denen Ausrüstungsgegenstände gelagert waren, unverändert an Ort und Stelle belassen. Schiebt man heute den Rollo hoch und drückt den Sicherungsknopf vorne am Fach, dann rollen einem keine Pressluftflaschen entgegen, sondern die Kaffeemaschine erscheint.

Die Gemeinde Höchheim hat ein Ersatzfahrzeug bekommen

Die Gemeinde Höchheim hatte das alte LF 8, Baujahr 1979, nach rund 40 Jahren ausgemustert, weil es nicht mehr den heutigen Feuerwehranforderungen genügte. Als Ersatzbeschaffung wurde im Januar 2019 ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit einem 500 Liter-Wassertank in Dienst genommen. Das alte Auto habe man in Ebay zum Verkauf angeboten, bestätigt Bürgermeister Michael Hey auf Anfrage dieser Redaktion. Ein Mann, der sich offenbar mit dem Umbau älterer Fahrzeuge auskennt, habe den Zuschlag bekommen.

Und so ist nun das Feuerwehrauto mit dem Höchheimer Gemeindewappen auf den Campingplätzen Europas zu Gast – gleichsam als ein Botschafter der Gemeinde aus dem Grabfeld.

 
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Kommentare
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  • R. B.
    Die besonders umweltfreundliche Variante mit einem 4500 cm³ Liter Motor und einem Leergewicht von über 5 Tonnen durch die Lande zu fahren. Dass die MP in Zeiten von Klimawandel hieraus noch eine Story macht ist schon sehr erstaunlich.
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  • K. E.
    Man kann auch weiterhin an allem das Haar in der Suppe suchen und auch finden. Vielleicht könnte man hier das Wort des Upcyclings gebrauchen. Wiederverwertung!! Und keine Batterie für ein Elektroauto die in der Herstellung mehr Wasser verbraucht als das Feuerwehrauto im ganzen Zeitraum seines Lebens. Übrigens kann man auch solch alte Autos so restaurieren das die Umweltbelastung weniger zu Buche schlägt, als die Herstellung eines Elektroautos. Und das eine Heimatzeitung aus der Heimat berichtet finde ich endlich mal richtig.
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