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IPHOFEN
Eine Generation erneuert ihre Stadt
Iphofen, das ist an allen Ecken und Enden historische Baukultur. Mehr als 30 Jahre Stadtsanierung haben auch am Einersheimer Tor ihre Spuren hinterlassen.
Foto: Archiv-Eike Lenz | Iphofen, das ist an allen Ecken und Enden historische Baukultur. Mehr als 30 Jahre Stadtsanierung haben auch am Einersheimer Tor ihre Spuren hinterlassen.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 22.11.2017 03:16 Uhr

Hartmut Schließer wirft ein Foto an die Wand: eine Gasse, windschiefes Kopfsteinpflaster, ein Flickenteppich aus Teer, Menschen, die sich fast balancierend den Weg bahnen. „So“, sagt er, „hat es ausgesehen, als wir angefangen haben.“ Mitte der 1980er Jahre war das. Schließer, ein junger Städteplaner aus der Weltstadt München, traf auf die unterfränkische Provinz. Hier, in Iphofen, sollte er „Entwicklungen korrigieren“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Einer in die Jahre gekommenen Altstadt sollte er neues Leben einhauchen. Konnte das gut gehen?

Wenn Schließer heute durch Iphofen flaniert, dann sieht er eine Stadt, die mehr ist, als die Summe ihrer Gebäude: Mit der geübten Haltung des Connaisseurs blickt er auf ein Kleinod, das erst im Ganzen seine dezente Schönheit entfaltet. Was sich hier in den Straßen und Gassen zeigt ist nicht Prunk und Protz, sondern gediegener Luxus, der von innen kommt: aus der Einstellung seiner Bürger heraus, die den Wert ihrer Stadt neu zu schätzen gelernt haben.

Ein Glücksfall für Iphofens Entwicklung

Die Städtebauförderung war für Iphofen ein Glücksfall. Sie hat der Stadt gut getan; an allen Ecken und Enden kann man das besichtigen – ob in der neuen Mitte mit Rathaus, Vinothek und Dienstleistungszentrum oder an den so vielen gelungenen Beispielen restaurierter Bürgerhäuser. Nach mehr als drei Jahrzehnten Aufbauarbeit haben Schließer und die Stadt Iphofen nun Bilanz gezogen, nachzulesen in einem Buch, das sie am Montagabend in der Rathaushalle vorgestellt haben.

Gekommen sind Bürgermeister Josef Mend und mehrere Stadträte, Planer und Architekten, Stadt- und Regierungsbeamte, Haus- und Grundstücksbesitzer – also alle, die zu dem Ergebnis beigetragen haben, das Schließer nun in Händen hält: Stadtsanierung in Wort und Bild, komprimiert auf 96 Druckseiten. „Wir wollten ein Buch haben“, sagt Schließer, „das bunt und vielschichtig ist, ein Buch, das den Sanierungsprozess aus ganz vielen Blickwinkeln zeigt.“ Und so hat die in Iphofen heimisch gewordene Fotografin und Designerin Catherine Avak viele (eigene) Bilder mit Texten der Journalistin Daniela Röllinger zu einer reizvollen Synthese verschmolzen.

Was brachte die Bürger zum Mitmachen?

Was das Buch zu mehr macht als einer bloßen Dokumentation, sind seine verschiedenen Ebenen. Es beschränkt sich nicht nur auf die eindimensionale aus Stein, Glas oder Beton, sondern zeigt auch eine menschliche Seite – indem Iphöfer Bürger freimütig ihre Motive darstellen, ihr Scherflein zum großen Projekt Stadtsanierung beizutragen. 220 Maßnahmen sind bisher auf diese Weise verwirklicht worden. Und mag sich in 30 Jahren auch der Zeitgeist geändert haben, die Idee ist die gleiche geblieben: mit staatlicher Hilfe bürgerliches Engagement fördern. Die Zuschüsse sollen Bauherren helfen, den denkmalpflegerischen Mehraufwand auszugleichen. Auch die Stadt hat bei privaten Vorhaben finanzielle Hilfe geleistet.

Nicht immer sind die Beteiligten zimperlich miteinander umgegangen. „Altstadtsanierung ist sehr konfliktträchtig“, stellt Schließer fest. Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, unterschiedliche Auffassungen vom Bauen – das alles zerrt an den Nerven. Die seit 1982 gültige Gestaltungssatzung versucht, Streit- und Grenzfälle zu lösen – nicht immer zu aller Zufriedenheit. Doch letztlich hat sie zur hohen Qualität der Altstadt beigetragen.

Mit Blick auf den Titel des Buches „Eine Generation erneuert ihre Stadt“ stellt Schließer an diesem Abend fest: „Wo gibt's denn so etwas noch, dass eine Generation gemeinsam zu Werke geht?“

 
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