
Es war eine Art Countdown von 20 bis 1, den Volkachs Grüne am Mittwochabend im katholischen Pfarrheim herunterzählten. Die große Überraschung hob sich Andrea Rauch, eine der Sprecherinnen des Ortsverbands, bis zum Schluss auf: Nach ihrer Vorstellung für den Listenplatz 1 für die Kommunalwahl 2020 verkündete sie, dass sie auch als Bürgermeisterin antreten werde. Lauter Applaus und Jubelrufe im Saal.
Rund 60 Menschen hatten den Weg dorthin gefunden, um sich die Vorstellung aller Kandidaten anzuhören. Ein ordentlicher Rahmen für eine Partei, deren Ortsverband erst im Februar 2015 gegründet wurde und die bislang nicht im Volkacher Stadtrat vertreten ist. Seit Februar dieses Jahres leitet Rauch zusammen mit Doris Geiger den Ortsverband als Sprecherinnen. Gerade mal 21 Mitglieder hat dieser aktuell. Direkt vor der Versammlung hatten Mitglieder und Anhänger die Liste und Rauchs Kandidatur einstimmig abgesegnet.
Aufbruchstimmung bei den Grünen
Die Grünen sind in Aufbruchstimmung. Das ist nicht nur an den Wahlergebnissen deutschlandweit abzulesen, sondern ist am Mittwochabend auch in Volkach zu spüren. Der erst 16-jährige Elias Dietrich führt durch den Abend, den Interessierte zuhause sogar per Live-Übertragung im Internet verfolgen können. Im Saal erntet Mario Pierl (Listenplatz 2) vor dem Auftritt Rauchs die meisten Lacher mit seinem Bekenntnis: "Eigentlich komm' ich aus Aachen, genauer gesagt aus Würselen." Trotz dieser Anspielung auf den erfolglosen Ex-SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz gibt es reichlich Zustimmung zu seinen Ideen, wie Leerstand in der Altstadt wiederbelebt werden kann.
Pierl und Rauch verbindet, dass beide der Streit um das geplante Stelzenhotel an der Mainlände politisch hat aktiv werden lassen. Dazu passt gut, dass die Diplom-Betriebswirtin nun auch bei ihrer Kandidatur auf Transparenz und Bürgerbeteiligung setzen möchte. Ideen, wie die Stadtratssitzung bei brenzligen Themen in einen größeren Raum zu verlegen oder die Bürgerfragen an den Anfang der Sitzung zu stellen, kommen gut an beim Publikum.
Ihre zentrale Frage sei: "Wie wollen wir leben in Volkach 2050: Wollen wir Touristenhochburg sein oder Smart Green City wie Haßfurt?" Seit 2015 lebt die verheiratete Mutter von zwei Kindern in Volkach, sie stammt aus Deggendorf. "Die Volkacher haben damit kein Problem, die sind sehr aufgeschlossen." Lacher im Saal. Rauch schiebt hinterher: "Ich komme aus dem Bayerischen Wald, ich weiß, was das heißt."
Die 36-Jährige wird noch einmal ernst, erklärt, warum die Bewerbung für den Stadtrat aus ihrer Sicht nicht reicht. Die Kandidatur für das Bürgermeisteramt sei nötig, "wenn wir den Wandel und grüne Themen voranbringen wollen". Als der lange Applaus abgeklungen ist, verrät sie noch ihren Leitsatz, fürs Leben und die Kandidatur: "Das Erreichte zählt, nicht das Erzählte reicht."
Einzige Frau im Rennen
Am Ende, der Countdown ist beendet, der Startschuss für das Grünen-Projekt Stadtrat und Bürgermeisterin 2020 gestartet, lässt der Pianist am Keyboard "One moment in time" erklingen. Etwas pathetisch vielleicht, aber zur Aufbruchstimmung des Abends passt er. Andrea Rauch möchte diesen Moment nutzen, auch wenn die Konkurrenz von CSU, Freien Wählern, SPD und FDP stark ist. Sie ist die fünfte Bewerberin für den Chefposten im Volkacher Rathaus – und die einzige Frau.
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Ich habe höchsten Respekt vor solchen Leuten wie Moritz, die sich in verschiedenen Organisationen im hohen Maße ehrenamtlich engagieren.
Meine Wahl steht fest, ich habe lieber ein Haus im Grünen, als einen Grünen im Haus.