Wohnzimmeratmosphäre herrschte am Freitagabend, als der FDP-Ortsverband seinen Bürgermeisterkandidaten nominiert hat. Sieben Stimmberechtigte, von denen eine noch vor der Wahl gehen musste, scharten sich in der Volkacher Weinbar Fahr Away um ein paar Tischchen. Am Ende der beinahe intimen Veranstaltung votierten sie einstimmig für den einzigen vorgeschlagenen Kandidaten.
Der kleine Rahmen braucht niemanden wundern, hat doch der erst im April 2018 gegründete Ortsverband der Liberalen nur 15 Mitglieder. Sicherheitshalber stellte Ortsvorsitzende Astrid Jung zu Beginn gleich mal fest, dass laut Satzung mindestens drei stimmberechtigte Mitglieder für die Nominierung anwesend sein müssten – zumindest diese Klippe war nach kurzem Bangen umschifft.
Krönert: Mitgestalten ist mir wichtig
Zur Wahl stand Mathias Krönert, 49 Jahre alt, seit 20 Jahren mit einer Volkacherin verheiratet und Vater von vier Kindern. In Volkach wohnt Krönert seit über 20 Jahren. Beruflich ist der gelernte Winzer, Weinbau-Techniker und technische Betriebswirt seit 25 Jahren für die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim unterwegs, aktuell als Fachberater für Obstbrände. "Ich habe im öffentlichen Dienst ein schönes Leben und komme in die schönsten Gegenden Bayerns", erklärte Krönert offen in seiner Vorstellungsrede. Weshalb er dann trotzdem antritt, um das mitunter sicherlich nicht so angenehme Amt des Volkacher Rathauschefs zu erobern, begründete er damit: "Mitgestalten war mir schon immer wichtig."
Ihm gehe es darum, mehr Transparenz in der Volkacher Lokalpolitik zu schaffen – woran es aus seiner Sicht in der Vergangenheit immer wieder gemangelt hat, etwa beim gescheiterten Bau des Stelzenhotels, wie Krönert anführte. Zudem wolle er als Bürgermeister lieber mit den Menschen reden, statt über sie. Aktuell sieht er viele an Politik interessierte Jugendliche, deren Wünsche möchte er anhören. Ebenso wichtig sei ihm die Förderung der Jugendarbeit in den Vereinen, zugleich wolle er aber das Leben der älteren Menschen in Volkach verschönern.
Gewerbegebiete schneller füllen
Krönert stellte die Frage, wie die Kulturlandschaft an der Mainschleife am besten zu schützen ist und positionierte sich gegen Bauten in Hochwasser- und Naturschutzgebieten – und damit etwa auch gegen das aktuell diskutierte Kanu-Center an der Mainlände, das er namentlich nicht erwähnt hat. Naturschutz reiche über das Anlegen von Blühstreifen hinaus, sagte er. Zugleich sprach er von einer "sinnvollen Weiterentwicklung der Stadt", wozu er auch die leeren Plätze in den Gewerbegebieten schneller füllen möchte. Mit aktivem Marketing solle das bei Touristen beliebte Ambiente Volkachs auch für Gewerbeansiedlungen genutzt werden.
Als weiteren Punkt seiner frei von der Leber weg, ohne Spickzettel gehaltenen Bewerbungsrede nannte Krönert ein Leerstandsmanagement für Altorte. Und, beinahe hätte er es am Ende vergessen zu erwähnen: Er stehe für eine Sanierung des Volkacher Freibads. Um dies alles umzusetzen, sieht Krönert nur einen Weg, nämlich den, dass alle Verantwortlichen im Stadtrat an einem Strang ziehen, "in eine Richtung".
Stammtische in den Ortsteilen
Was auffiel an Krönerts Rede: Seinen Fokus legte er eindeutig auf Volkach. Explizite Themen, die in Ortsteilen relevant sind, kamen nicht vor. Vielleicht hebt er sich dies für die Ortsstammtische auf, die er für die Zeit seines Wahlskampfs ankündigte. Diese stünden jedem offen.
FDP-Kreisvorsitzender Hans Müller (Wiesentheid) lobte den jungen Volkacher Ortsverband als "sehr aktiv" und mit der Nominierung eines Bürgermeisterkandidaten als "richtungsweisend für den FDP-Kreisverband". Zugleich räumte er Krönert im Rennen um den Chefposten im Rathaus die für FDP-Kandidaten üblichen Außenseiterchancen ein. Sollte Krönert das Unerwartete dennoch gelingen, wäre Volkach nach Miltenberg und Karlstein die dritte Kommune in Unterfranken, in der die FDP den Bürgermeister stellt, berichtete Müller.
Was die Volkacher FDP noch ankündigt: Sie wird zur Stadtratswahl mit einer eigenen Kandidatenliste antreten. Wann diese aufgestellt und beschlossen wird, steht noch nicht fest.