
Mit Kritik und Unverständnis hat Paul Graf von Schönborn auf Vorwürfe reagiert, er beteilige sich als Eigentümer nicht an den Kosten des Wiederaufbaus von Gut Öttershausen. Schönborn widerspricht in einer Stellungnahme der jüngsten Darstellung dieser Redaktion und beklagt "aggressive Berichterstattung", die "große Wogen" ausgelöst habe.
Tatsächlich hatte es in einem Bericht vom 11. Juli unter der Fragestellung "Rettung für den Lost Place Öttershausen?" geheißen, der Bund steuere 292.000 Euro bei, um damit die noch stehenden Gebäudeteile zu sichern. Und weiter: "Der Eigentümer Graf von Schönborn zahlt hingegen gar nichts."

Dies, so Schönborn, sei eine "falsche Aussage". Er beteilige sich "sehr wohl am Erhalt durch Lieferung von Bauholz für die Notsanierung". Überdies leiste er seinen Beitrag zu den Wartungskosten und den Kameras zur Sicherung des Geländes. Und: Er habe die Kosten "zum Schutz der eigentlichen Bewohner des Areals" übernommen.
Bei diesen "Bewohnern" handelt es sich um Fledermäuse, die offenbar seit Jahren in der baufälligen Ruine des Weilers Öttershausen zwischen Gaibach und Stammheim leben. Ein entsprechendes Artenschutzprojekt werde von der Uni Erlangen sowie dem Landratsamt Kitzingen gefördert. "Die Kosten zum Schutz der Tiere durch Aufstellen von massiven Toren wurden von mir bezahlt", teilt Schönborn mit.
Zum eigentlichen Vorwurf, dass er das Gebäude seit Jahren verfallen lässt und als Eigentümer bislang weder dazu bereit war, sich an den Sanierungskosten zu beteiligen noch Immobilie und Gelände zu verkaufen, äußert sich Schönborn nicht. Der um 1600 gegründete und um 1740 vom großen Franken-Baumeister Balthasar Neumann erweiterte Gutshof gehört seit 1651 zum weitläufigen Besitz der Adelsdynastie Schönborn.
Der Vorwurf: Schönborn lasse sich auf Steuerzahlerkosten retten
Im Online-Bereich dieser Redaktion war Schönborn für sein Zaudern zum Teil heftig kritisiert worden. Einer schrieb: "Wenn ich daran denke, über welche irrsinnigen Besitztümer, Ländereien und Wälder die Schönborns verfügen...und dann ist man nicht mal bereit, das Geld für eine Sicherung des Baus aufzuwenden." Auch in Leserbriefen hatte es geheißen, dass sich hier einer "aller Kosten" entledige und dann "auf Steuerzahlerkosten" retten lasse. "Immer neue öffentliche Gelder" würden in der Ruine "nutzlos" versenkt.
Schönborn verweist darauf, dass der Aufwand denkmalgeschützter Objekte "enorm" sei, und er zählt verschiedene Projekte auf, die er und seine Familie in den vergangenen Jahren hergerichtet hätten: die Konstitutionssäule in Gaibach, das Jagdschloss in Ilmbach, Gebäude in Wiesentheid (Balthasar-Neumann-Straße 6, Neßtfellplatz 9), Objekte in Hochheim am Main und in Geisenheim. Im Fall Öttershausen frage er sich, warum "immer wieder" auf ihm und seiner Familie "herumgehackt" werde.

"Diese Art von aggressiver Berichterstattung erschwert deutlich die von allen Beteiligte ersuchte Lösung des Erhalts des Gutshofes", teilt Schönborn mit. Der Staat helfe – dank der großen Anstrengungen einer Interessengemeinschaft unter Führung von Reinhard Mast – mit einem Zuschuss. "Wenn jetzt reihenweise Leserbriefe an die Behörden durch solche Artikel ausgelöst werden", könnte dies die weitere Finanzierung durch den Staat gefährden, sprich eine "zweite Tranche" an Fördergeldern.
Freistaat und Bund gewähren zusammen 622.000 Euro
Von dem Gutshof sind nach einem Teilabriss Ende 2011 noch zwei wesentlich durch Balthasar Neumann gestaltete Gebäude erhalten. Die dringend erforderliche Sicherung dieser beiden Baudenkmäler war auf rund 700.000 Euro geschätzt worden. Der Freistaat Bayern hatte bereits im März 330.000 Euro an Fördergeldern zugesagt, hinzu kommen nun die 292.000 Euro des Bundes aus dem Denkmalschutz-Sonderfonds. Wie die bestehende Finanzierungslücke geschlossen werden soll, war zuletzt unklar. Schönborn äußert sich in seinem aktuellen Schreiben nicht dazu, ob und wenn ja wie viel Geld er bereit ist beizusteuern.
Bei denen hat das Haus Schönborn gar keinen guten Ruf!
An der Restaurierung der Konstitutionssäule hat sich übrigens, völlig zu recht, der Freistaat beteiligt. Das kann man schon mal vergessen. Und das Jagdschloss Ilmbach ist Privatvergnügen weil der Öffentlichkeit in keiner Weise zugänglich. Lobenswert ist hingegen der Schlosspark in Wiesentheid.
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