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Gaibach
Akute Gefahr für gesperrten Lost Place: Was jetzt passieren muss, um das Gut Öttershausen zu retten
Die Gebäudereste des Balthasar-Neumann-Denkmals müssen saniert werden. Bald ist nichts mehr zu retten. Doch allein die Sicherung kostet Geld, sehr viel Geld.
Schon 2015 war der Zustand vom Gutshof Öttershausen schlecht. 
Foto: Berthold Diem | Schon 2015 war der Zustand vom Gutshof Öttershausen schlecht. 
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 10.02.2024 13:52 Uhr

Es könnte ein Wettlauf mit der Zeit werden – der Erhalt des Gutshofs in Öttershausen bei Gaibach. Diesen hat sich die Interessengemeinschaft Gutshof Öttershausen auf die Fahne geschrieben. Der Verein wurde dazu im vergangenen Sommer extra gegründet. Die Mitglieder um den Vorsitzenden und Denkmalpfleger Reinhold Mast haben seither einiges unternommen, unter anderem ließen sie die Gebäudereste untersuchen.

Der Zahn der Zeit nagt an den noch bestehenden Gebäuden des Schönbornschen Gutshofs Öttershausen bei Gaibach. Wird nicht bald etwas unternommen, ist das Denkmal nicht mehr zu retten.
Foto: Andreas Stöckinger | Der Zahn der Zeit nagt an den noch bestehenden Gebäuden des Schönbornschen Gutshofs Öttershausen bei Gaibach. Wird nicht bald etwas unternommen, ist das Denkmal nicht mehr zu retten.

Nun zeigt das statische Gutachten eines Fachbüro: Die obersten Gewölbe der von Balthasar Neumann umgebauten herrschaftlichen Anlage sind in einem schlechten Zustand. "Wenn wir Öttershausen retten wollen, dann müssen wir im nächsten Jahr eine Sicherung machen", sagt Mast ohne Umschweife. Sonst drohen weite Teile der früher als Getreidelager genutzten Gebäude einzustürzen.

Vom einst aus zehn Gebäuden bestehenden Gutshof sind nur noch der sogenannte Winkelbau mit einem Treppenturm und der sich anschließende Schüttbau vorhanden. Die Überreste der zwischen Gaibach und Kolitzheim liegenden Anlage befinden sich im Besitz des Grafen von Schönborn.

Die Grundsicherung ist allerdings keine günstige Angelegenheit. Wie Mast mitteilte, werden die Kosten "auf ein Volumen von mindestens 700.000 Euro" geschätzt. Diese Summe könne seiner Einschätzung nach nur durch Fördergelder und Spenden aufgebracht werden. Damit wäre ein erster Schritt gemacht, um den Erhalt, Inwertsetzung und späteren Nutzung des ehemaligen Guts zu erreichen.

Reinhold Mast und seine Frau Silvia Bitrian Satorra starten eine Initiative zur Instandsetzung des Gutshofs Öttershausen.
Foto: Andreas Stöckinger | Reinhold Mast und seine Frau Silvia Bitrian Satorra starten eine Initiative zur Instandsetzung des Gutshofs Öttershausen.

Im Vorjahr wurde eigens dazu auf Initiative von Reinhold Mast und seiner Frau Silvia Bitrian Sartorra die "Interessengemeinschaft Gutshof Öttershausen" gegründet. Das Ziel ist, ein Interpretationszentrum zu Balthasar Neumanns Architektur und zur Geschichte der Grafen von Schönborn in Franken zu schaffen.

"Die Zeit läuft. Es ist eine sehr heikle Situation."
Reinhold Mast, der den Neumann-Gutshof retten will

Zu dem Vorhaben haben Mast und seine Mitstreiter bereits Gespräche mit den Behörden geführt. Das Landesamt für Denkmalpflege sei involviert. Anträge auf Zuschuss seien noch nicht gestellt, man wolle erst wissen, ob eine Unterstützung möglich wäre. Zuletzt habe es einen Ortstermin mit Vertretern der Behörde, der Stadt Volkach und dem Haus Schönborn gegeben. Denn: "Die Zeit läuft. Wir wollen da nicht locker lassen. Wenn wir die Rettung anstreben, sollen uns die Gebäude nicht kurz vor dem Ziel zusammenfallen. Es ist eine sehr heikle Situation".

Kein Eldorado für Lost-Place-Fotografen mehr

In den vergangenen Monaten geschah bereits einiges auf Initiative des Vereins am ehemaligen Gutshof. So wurden die Gebäude für Eindringlinge geschlossen. "Öttershausen galt ja als Eldorado für Lost-Place-Leute", berichtete Mast. Um dem gefährlichen Hobby einen Riegel vorzuschieben, wurden unten Fenster zugemauert und Türen eingebaut. Das allein habe bereits rund 15.000 Euro gekostet, so der aus Bad Kissingen kommende Jurist und Denkmalpfleger Mast. Damit sei zum ersten Mal seit vielen Jahren etwas an dem Bau gemacht worden, gibt er zu bedenken.

Solche Fotos, wie dieses aus dem Jahr 2017, sind vom Gutshof Öttershausen nicht mehr möglich. Die Interessengemeinschaft hat das Gebäude für Eindringlinge dicht gemacht.
Foto: Robert Nowak | Solche Fotos, wie dieses aus dem Jahr 2017, sind vom Gutshof Öttershausen nicht mehr möglich. Die Interessengemeinschaft hat das Gebäude für Eindringlinge dicht gemacht.

Er weiß, dass noch viel Arbeit auf ihn und die rund 25 Mitglieder des Vereins wartet. Deswegen würde sich Mast noch mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter für das ehrgeizige Projekt wünschen. Was eine spätere Nutzung der imposanten Gebäude neben dem geplanten Interpretationszentrum betreffe, da sei man offen. Ideen gebe es, doch zunächst muss mit der Sicherung der Restgebäude der nächste Schritt gemacht werden.

 
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  • mppthi
    Wie ist das Schloß Neuschwanstein entstanden???
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Ich habe den Eindruck, dass manche Kommentatoren hier nur die Gelegenheit nutzen, über vermeintlich Privilegierte zu wettern. Es ist natürlich ein Unding, dass der Eigentümer das Gebäude nicht sichert und saniert. Aber wer sagt denn, dass er das auch könnte? Hat hier irgendjemand Einblick in die Finanzen des Eigentümers? Wenn jmd mehrere Schlösser geerbt hat, müssen auch alle unterhalten werden. Im Gegensatz zu vor 1919 ist das heute aber sehr viel schwieriger - das weiß jeder, auch nicht-„adelige“ Eigentümer großer, alter Gebäude. Bei einer Vielzahl von Liegenschaften muss man natürlich Prioritäten setzen, und das kann dazu führen, dass man sich eher auf diejenigen Gebäude fokussiert, die am ehesten zu retten sind und/oder eine höhere Bedeutung haben. Unabhängig davon ist es aber eine Schande, dass man (und hier meine ich vor allem den Eigentümer) offensichtlich nicht schon viel früher aktiv geworden ist.

    Dieses Problem des Verkommenlassens besteht aber leider landauf, landab.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Der Graf Schönborn hat sich schon öfter beklagt, dass er zu viel altes Gemäuer geerbt hat. Aber warum verkauft er das nicht so lange es in sanierbarem Zustand ist?
    In Wiesentheid verfallen zusehends die Häuser an der Kanzleistrasse gegenüber vom Schloss. Noch könnten diese Häuser gerettet werden, müssten aber sicher sehr billig verkauft werden.
    Profitabler ist es wohl die Häuser einstürzen zu lassen un dann die Grundstücke zu verkaufen.

    So denken Erben von altem Gemäuer aber allgemein ungern und so verfallen ganze Ortskerne. Um das zu ändern müsste das Eigentumsrecht grundlegend geändert werden.
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  • passant
    Hut ab vor dem Verein der ohne Eigennutz ein Stück Geschichte erhalten will, egal wie der Eigentümer dazu steht. Nur weil der Eigentümer sich aus der Verantwortung zieht, kann man doch nicht zusehen wie geschichtsträchtige Genbäude dem kalten Abriss freigegeben werden. Da müssen Menschen kommen und das in die Hand nehmen die nicht mal gebürtig aus dem Lkr. SW kommen. Da fragt man sich wie wenig manchen Einheimischen die Heimat interesdiert.
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  • certa_me23491502
    Das Hofgut Öttershausen gehört nicht zum Landkreis Schweinfurt, sondern zum Landkreis Kitzingen der Gemarkung Gaibach, einem Orts- bzw. Stadtteil der Stadt Volkach.
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  • Faultier
    Der Adelsstand wurde 1919 abgeschafft. Für mich als Zugezogene ist es befremdlich, welchen Sonderstatus die Adligen hier in Franken noch haben.
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  • bobmannschaft@t-online.de
    Das ist nicht korrekt!

    1919 wurden durch das Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung alle Standesvorrechte des Adels abgeschafft aber doch nicht der Adelsstand 🤭
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Das ist de facto dasselbe, weil der Adel deshalb etwas besonderes war, weil er Vorrechte hatte. Keine Vorrechte, kein Adel im eigentlichen Sinn. Was heute davon übrig ist, ist der Name (die Titel sind keine Titel mehr, sondern (Nach-)Namensbestandteil) und die Vorstellungen der Leute.
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  • stahl01@t-online.de
    Es muss nicht jedes Gebäude renoviert werden, dass einfach zu baufällig ist - außer der Besitzer möchte dass gerne selber tun.
    Abreißen und gut ist.
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  • evenbye2@gmx.de
    Es ist nicht irgendein Gutshof, sondern ein Bauwerk von Balthasar Neumann. Das wäre fast wie, wenn man in Italien eine Villa von Paladio vergammeln liese oder in Spanien ein Haus von Gaudí. Wenn Bayern ein Kulturstaat ist, dann muss die Staatsregierung jetzt ran an die Sache und nicht den Kopf in den Sand stecken. Eine peinliche Posse ist das für Herrn Söder und seine Regierung.
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  • JAGT_K@t-online.de
    @Cigogne
    Warum sollte die Staatsregierung einspringen, wenn ein Besitzer sein Besitztum vergammeln lässt?
    Und das hat nichts damit zu tun, ob der Besitzer ein Adliger ist oder nicht.
    Es gibt ein Sprichwort: Besitztum verpflichtet!
    Gilt das Ihrer Meinung nicht für alle?
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  • evi.schmitt@gmx.de
    Die hier abgedruckten Kommentare vermitteln einen tiefen Einblick in die "fränkische Volks-Seele" - zu sehen ist ein gestörtes Verhältnis zu unser fränkischen Geschichte.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ich habe weder fränkische Seele noch fränkische Geschichte. Ich bin Oberpfälzer.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Kein gestörtes Verhältnis, eher ein gesundes Verhältnis zu den Vorstellungen und Erwartungen ehemals! Mächtiger.
    Wenn die Schönborns den Gutshof nicht sanieren können (wollen?), was hindert sie an einem Verkauf des Geländes? Aber andere - und sei es ein enthusiastischer Förderverein - gerne für die eigenen Verpflichtungen aufkommen zu lassen - das ist nicht anständig. Mho.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Wenn Sie schon die fränkische Geschichte ansprechen gäbe es auch zu bedenken, daß der Bauernaufstand eigentlich ein "Fränkischer" war! Und fragen sie mal die Bauern, deren Ackerflächen an die des Grafen grenzen! In letzter Zeit häuften sich die Protestaktionen, welche in einem Demonstrationszug per Traktor Rtg Berlin gipfelten. Sind wir schon wieder kurz vor einem Bauernaufstand? Zurück zum Grafen: Hier soll zwischen den Bauern und ihm ein ungutes Verhältnis bestehen!
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  • Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
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  • Der Herr Graf wartet nur darauf das einer kommt und dieses Scheiterhaufen saniert aber nicht mit uns wir die Steuerzahler sehen das nicht ein seine maroden Gehöfte zu sanieren. Graf Schönborn zahle selbst!
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Der Graf wartet bis sich die Sache "natürlich" geklärt hat. Irgend ein Herbst oder Wintersturm wird das alte Gemäuer schon einlegen. Für den Rest gibt es eine Recycling Firma ganz in der Nähe. Fa. Bäuerlein hat das in wenigen Wochen aufgeräumt grinsen
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Bei der Hallburg hätte das im September 2018 fast geklappt. "Leider" ist Fabienne nur knapp daneben durch den Wald getobt.
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  • steve67
    Wer genug Geld hat sollte das Gut kaufen und sanieren. Der Staat sollte sich gefälligst raushalten. Ansonsten verstehe ich nicht, weshalb der Steuerzahler anscheinend für die Abriegelung des Gutes gezahlt hat. Oder hat doch Graf Schönborn gezahlt? Oder der Verein?
    Warum wurde überhaupt abgeriegelt. Wer haftet im Fall eines Schadens? Doch der Eigentümer?
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