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ÖTTERSHAUSEN
Hofgut Öttershausen: Eine Schönheit im Sterben
Nicht weit hinter Volkach stehen die Reste eines einzigartigen Ensembles von Balthasar Neumann. Was damit passiert, ist derzeit völlig offen. Ortstermin bei einer Schönheit im Sterben.
Durchblicke: Das Treppenhaus könnte auch zu einem Schloss gehören.
| Durchblicke: Das Treppenhaus könnte auch zu einem Schloss gehören.
Von Torsten Schleicher und Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 30.08.2012 12:03 Uhr

Kurz hinter der Gaibacher Konstitutionssäule herrscht für Sekunden Verwirrung: geradeaus weiterfahren oder in die unscheinbare Flurstraße einbiegen? Das Navi weiß auch nicht weiter – also einfach mal links abgebogen. Dann taucht es tatsächlich hinter den Feldern auf: das ehemalige Hofgut Öttershausen oder das, was der Teilabriss vor einem Jahr davon übrig gelassen hat.

Wie eine Festung steht der ehemalige „Schüttbau“ auf dem freien Feld, geschleift zwar, aber auch trotzig: eine Schönheit im Sterben. Früher gab es die freie Sicht so nicht: Auf alten Ansichten zeigt sich das Gut gut versteckt hinter mächtigen Bäumen. Auf einer ehemaligen Allee – mächtige Baumstümpfe zeugen noch davon – geht es zu der Ruine. Durch die Fensterhöhlen lugt die Hochsommersonne, im Inneren herrscht die Unordnung des Verfalls: Von den Decken sind Putz- und Gesteinsbrocken heruntergefallen, im ersten Stock klafft ein Loch in der Zwischendecke. Weitergehen – oder nicht?

Das nächste Fenster ist dann doch zu verlockend: ein Ausblick mit steinernem Rahmen auf sommersatte Felder und die paar Höfe des Weilers Öttershausen, der letzten Ortschaft vor der Landkreisgrenze zu Schweinfurt.

Schwer vorstellbar, wie der gesamte Komplex einmal die Landschaft dominiert haben muss. Der große Schutthaufen – die Überreste der 2011 abgetragenen Gutsgebäude – lässt die wahre Dimension zumindest erahnen. Der „Schüttbau“, das wohl wichtigste Gebäude des Ensembles, blieb samt winkligem Anbau stehen. Noch zumindest, die Hinfälligkeit ist unübersehbar.

Dass sich die Reste des Hofgutes bis heute gegen Wind und Wetter wehren, hat vielleicht auch mit der Akkuratesse des Baumeisters zu tun: Balthasar Neumann, Frankens viel beschäftigter Architekt, war in den 1740er Jahren auch in Gaibach zugange. Dort hatte er im Auftrag von Friedrich Karl von Schönborn, Fürstbischof der Bistümer Bamberg und Würzburg, die Pfarrkirche „Heilige Dreifaltigkeit“ zu errichten und zugleich die systematische Erweiterung des benachbarten Öttershausen übertragen bekommen. Gegründet hatte den Hof die Familie Echter wohl Ende des 16. Jahrhunderts.

Auf die Bedeutung der Anlage hatte wenige Monate vor dem Teilabriss Ende 2011 der Bauhistoriker Hans-Christof Haas hingewiesen. „Bautechnisches Meisterwerk Balthasar Neumanns entdeckt: Die Schüttbauten des Schönborn'schen Hofgutes Öttershausen“ hatte er seinen Beitrag in den Informationen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege überschrieben. Dem im Moment noch existenten Schüttbau, einem Speicher, bescheinigt der Experte eine über Bayern hinausgehende Bedeutung. Das Genie Neumanns zeige sich in den Dachkonstruktionen, die große Lasten ermöglichten, die Lagergebäude waren außerdem feuersicher.

Bald nach der Veröffentlichung musste Haas Anfang 2012 einen Text in den Denkmalpflege-Informationen nachschieben, diesmal unter der Rubrik „Verluste – Was weg ist, ist weg und verloren“. „Bedauerlicherweise“ habe sich die Untere Denkmalschutzbehörde (das Landratsamt - d. Red.) dem Rat der bayerischen Denkmalschützer nicht angeschlossen. Die hatten bei einem Teilabriss durch den Eigentümer Graf Schönborn den Erhalt einer Scheune aus der Zeit um 1600 und der Mauern und Tore angemahnt. In Kitzingen entschied man anders.

Was aus Schütt- und Winkelbau wird, ist offen. Im Volkacher Stadtrat war das Ensemble seit längerem kein Thema mehr. Eher schon eines für Fotografen, die ihre Models vor der Kulisse aus rissigem Mauerwerk und zerzausten Dächern ablichteten. Auch der Verfall hat eben seine Ästhetik, ebenso wie die Spuren derer, die im Gut einmal gearbeitet haben. In dem mächtigen Treppenhaus liegt ein leerer Sack: „Anerkanntes Saatgut“ steht darauf.

Kunst in der Ruine: Spaßvögel haben den dicken Mauern ein neues Gesicht gegeben.
| Kunst in der Ruine: Spaßvögel haben den dicken Mauern ein neues Gesicht gegeben.
Abrisskante: dem Verfall preisgegeben.
| Abrisskante: dem Verfall preisgegeben.
Fast verschwunden: Ein Gebäudekomplex steht noch – der Rest ist Schutt.
| Fast verschwunden: Ein Gebäudekomplex steht noch – der Rest ist Schutt.
Groß, mächtig, stolz: das Hofgut kurz vor dem Teilabriss, aufgenommen im Jahr 2011.
| Groß, mächtig, stolz: das Hofgut kurz vor dem Teilabriss, aufgenommen im Jahr 2011.
Stattliche Ausmaße: der Blick in den Innenhof.
Foto: Weichhan (3), Schleicher (2), Pfister (1) | Stattliche Ausmaße: der Blick in den Innenhof.
 
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  • Graf von...... Hat anscheinend immer noch Sonderrecht. Ich finde das ganze eine sauerrei. Zum Glück zahlt ihm die Firma Fendt (agco), jetzt eine Landebahn. Der arme
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  • Das wußten schon die alten Römer
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  • reutjo
    ist diese Bauangelegenheit. Vorallem wenn man Vergleiche zieht mit Häusern,
    die in vielen unterfränkischen Kleinstädtchen fast ebenso verfallen. U N D nicht
    abgerissen werden dürfen, eine Restauration zw. 500.000.- €uro bis zu 1.000.000.-
    €uro (und mehr) kostet; um letztlich daraus eine (1) Wohnung, oft ohne Garagen-
    möglichkeit usw. zu generieren. Denkmalschutzauflagen........ über Denkmalschutz-
    auflagen...... sind selbst Plagen für Leute, die das Geld aufbringen würden.

    Jeder Abriss mit Neubau ...... ist nicht oder nur äusserst schwer möglich.

    Und hier ...... Danke .......!? weisen wenigstens einmal ein paar Redakteure auf so ein
    Problem. Das VIELE drückt und drängt von Königsberg bis Ochsenfurt .... usw. !!!
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