Gute Planung ist quasi die halbe Miete: Wer ein Haus bauen will, sollte viel Energie in die Konzeption investieren. Mit den richtigen Ideen und fachlicher Unterstützung lässt sich umweltfreundlich und energieeffizient bauen.
1. Prioritäten setzen und Informationen sammeln
Für den ersten Schritt in der Planung eines Neubaus empfiehlt der unabhängige Gebäudeenergieberater Thomas Waldmann, eine Liste mit drei Spalten anzulegen: Was muss das Haus haben (zum Beispiel zwei Kinderzimmer)? Was soll das Haus haben (zum Beispiel ein Arbeitszimmer)? Was kann das Haus haben (zum Beispiel einen Pool)? So werde man sich darüber klar, auf was man verzichten kann, wenn das Geld nicht reicht, sagt Waldmann. Dazu gehört auch, die Fördermöglichkeiten zu kennen. Erst wenn die Bauherren wissen, was sie eigentlich wollen und brauchen, können die Planende ans Werk gehen – und sich um die Energieeffizienz des Hauses kümmern.
Wer dann den eigenen Rahmen kennt, sollte sich laut Waldmann ausführlich informieren. Zum Beispiel über energieeffiziente Methoden der Wärmeerzeugung. So sind Wärmepumpen zwar sehr nachgefragt und ökologisch. Doch die Varianten Luft-, Sole- und Wasserwärmepumpen sind nicht alle für jedes Grundstück und Haus geeignet.
2. Unabhängigen Berater hinzuziehen
"Energieberater darf sich jeder nennen", sagt Thomas Waldmann, "der Energieberater dürfte Ihnen auch Strom verkaufen." Wer einen Energieberater hinzuzieht, sollte also darauf achten, dass er ein "unabhängiger Gebäudeenergieberater" ist, rät Waldmann. Die dürfen nämlich nichts verkaufen. Und: "Wenn es um Fördergelder geht, muss der auch bei der Bafa und bei der KfW gelistet sein" – also beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und der Kreditanstalt für Wiederaufbau.
Außerdem rät Waldmann, den unabhängigen Gebäudeenergieberater zeitig dazuzuholen. "Wenn Sie den ganz früh einbinden, mit dem Architekten und dem Kunden guter Austausch da ist, dann kriegen Sie super Lösungen." Wer ihn erst hinzuzieht, wenn alles feststeht oder der Bauplan sogar schon genehmigt ist, werde der Aufwand deutlich höher. Nur früh hinzugezogen könne er Aspekte wie Erker oder Wärmebrücken noch entschärfen.
3. Auf Wärmebrücken achten
Viele Erker und Anbauten können zu Energiefallen werden – und vermehren zumindest den Aufwand bei der Dämmung. "Quadratisch, praktisch, gut zu bauen ist sehr sinnvoll", sagt Waldmann. Außerdem gilt es, Wärmebrücken zu vermeiden. Wärmebrücken sind Gebäudeteile, die Wärme schneller nach außen transportieren als die angrenzenden Bauteile. Das kann zu Wärmeverlust und Schimmelbildung führen, da das Bauteil schneller abkühlt und Luftfeuchtigkeit dort kondensiert. Auch Balkone können ungewünschte Wärmebrücken sein, wenn sie zum Beispiel Verlängerung der Spannbetondecke mit durchgängigen Eisenträgern sind.
4. Wärmeschutz berücksichtigen
"Man kann mittlerweile die Häuser so bauen, dass man nicht zusätzlich eine Klimaanlage einbauen muss, wenn man den sommerlichen Wärmeschutz berücksichtigt", sagt Waldmann. Wenn die Sonne ungehindert einstrahlt, funktioniere das fast wie ein Heizkörper. Besonders interessant sind in diesem Bereich Raffstore. Dieser Typ Außenjalousie kann so gesteuert werden, "dass diese direkte Wärme-Sonneneinstrahlung draußen bleibt, aber der Raum trotzdem hell ist", sagt Waldmann.
5. Smarthome einplanen
"Man kann bis zu 30 Prozent Energie sparen, wenn man ein Haus smart macht", sagt Waldmann. Durch eine Steuerung des Gebäudes über smarte Technik könne man sicherstellen, dass die Maßnahmen zur Energieeffizienz miteinander funktionieren. Und zum Beispiel rechtzeitig den Wärmeschutz herunterlassen, um die Räume später nicht kühlen zu müssen.
6. Luftdicht bauen
"Wenn Sie neu bauen, sollten Sie so luftdicht wie möglich bauen", sagt Waldmann. "Dadurch haben Sie wenig Verluste, weil die warme Luft nirgendwo austreten kann." Zur Qualitätskontrolle des Baus wird häufig der "Blower Door Test" durchgeführt. Dabei werden alle Fenster geschlossen, ein Gebläse luftdicht ans Haus angeschlossen und Über- und Unterdruck erzeugt. So kann man messen, wie dicht ein Haus ist. Dazu gibt es gesetzliche Vorgaben.
7. Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung einbauen
Das möglichst dicht gebaute Haus lässt sich mit einer Lüftungsanlage kombinieren, die immer für gute Luft sorgt. Theoretisch müssen keine Fenster mehr geöffnet werden – dadurch käme es ja wieder zum Wärmeverlust. Wichtig ist hierbei, dass die Lüftungsanlage eine Wärmerückgewinnung eingebaut hat. So spart man noch mehr Energie. "Ohne Lüftungsanlage würde ich das nicht mehr empfehlen", sagt Waldmann.
8. Vom Passivhaus inspirieren lassen
Wärmebrücken vermeiden, möglichst dicht bauen, nachhaltige Wärmequellen und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung nutzen sind auch Prinzipien, die Bauer und Architektinnen von Passivhäusern nutzen, um möglichst wenig Wärme von außen beziehen zu müssen. Ein weiteres Prinzip von Passivhäusern sind große Fenster Richtung Westen und Süden, die besonders durchlässig sind und viel Sonne und damit Wärme ins Haus bringen. Plusenergiehäuser haben dazu noch eigene Stromquellen. Vom Passivhaus-Institut zertifizierte Fachleute für Design und Bau solcher Häuser finden sich unter www.cms.passivehouse.com/de/training/fachleute-suche oder in der Passivhaus-Datenbank unter www.passivehouse-database.org.