Ein eigenes Haus ist auch heute noch für viele Menschen ein Lebenstraum, doch die Umwelt leidet unter Neubauten massiv. Denn die Baubranche zählt zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftssektoren und den größten Klimasündern. Wer umweltfreundlich leben möchte, muss deshalb aber nicht zwangsläufig auf ein Eigenheim verzichten. Die Möglichkeiten, nachhaltiger zu bauen, sind vielfältig. Häuslebauer können so nicht nur die Natur entlasten, sondern langfristig sogar Geld sparen.
Tipp 1: Lage des Eigenheims geschickt auswählen
Die ersten Schritte für ein umweltfreundliches Haus beginnen schon mit der Wahl eines geeigneten Grundstücks. Clemens Galonska, Architekt und Sanierungsmanager der Stadt Würzburg, empfiehlt, auf eine gute Infrastruktur und eine geringe Entfernung zur Arbeitsstelle zu achten. "Ein günstiges Grundstück bringt mir wenig, wenn ich jeden Tag siebzig Kilometer zur Arbeit fahren muss", sagt Galonska. Das Pendeln koste auf lange Sicht viel Energie und Geld.
Tipp 2: Kleinere Häuser bauen
Eine wichtige Rolle spielt die Größe des Eigenheims. "Man sollte sich überlegen: Wie viel Platz brauche ich wirklich?", empfiehlt der Würzburger Architekt Rainer Kriebel. "Auch mit 105 Quadratmetern kann man wunderbar zurechtkommen."
Denn das spart nicht nur Kosten und Ressourcen, sondern sorgt auch für weniger Bodenversiegelung. Auch ob ein Keller tatsächlich notwendig ist, sollte ein Häuslebauer im Vorfeld überdenken, rät der Delegierte der Bayerischen Architektenkammer.
Tipp 3: Traditionelle Materialien bevorzugen
Wie nachhaltig ein Haus ist, hängt wesentlich von der Wahl der richtigen Baustoffe ab. Kriebel empfiehlt altbewährte Naturbaustoffe wie Holz, Lehm oder Natursteine. Beton dagegen sei hier negativ, da die Herstellung von Zement einen enormen CO2-Ausstoß verursacht. Allerdings müsse neben der Produktion eines Materials auch dessen Transportweg berücksichtigt werden, so Kriebel: "Zement aus Unterfranken kann ökologischer sein als Holz aus Finnland."
Tipp 4: Wände wirkungsvoll dämmen
Energetisch günstig seien vor allem Reihenhäuser, sagt Sanierungsmanager Clemens Galonska. "Denn dann habe ich Nachbarn, die mein Haus wärmen. Die Außenwände kühlen so im Winter nicht so stark ab." Hausbesitzer können auf diese Weise langfristig viel Energie sparen.
Auch eine gute Dämmung spielt eine entscheidende Rolle. Besonders wichtig ist die Isolierung unter dem Dach. Von Styropor rät Galonska ab. Stattdessen empfiehlt er Dämmstoffe aus natürlichen Mineralien wie Zellulose. Diese dämmen nicht nur gut, sondern sorgen auch für ein angenehmes Raumklima.
Einen ähnlichen Effekt haben Galonska zufolge Wände aus Ziegelsteinen: "Im Winter halten sie die Wärme, im Sommer speichern sie die Kühle der Nacht bis in den Nachmittag hinein." Hervorstehende Balkone, die Schatten auf die darunterliegenden Fenster werfen, oder Fensterläden verhindern zusätzlich, dass im Sommer zu viel Licht und Wärme ins Haus gelangen.
Tipp 5: Umweltfreundlich heizen
Je besser das Haus isoliert ist, desto weniger muss geheizt werden. Zukunftsträchtig seien Heizungssysteme, die regenerative Energiequellen nutzen, erklärt Galonska. Dazu zählen nachwachsende Rohstoffe wie Pellets und Scheitholz.
Wärme und Strom können Hausbesitzer zudem mit einer Solarthermie- oder einer Photovoltaikanlage auf dem Dach selbst gewinnen. Dafür solle der Bauherr schon bei der Wahl des Grundstücks einen Blick auf die Vorgaben im Bebauungsplan werfen, rät Galonska. Denn je nach Verfahren müssen die Dachflächen für solche Anlagen möglichst nach Süden oder Osten und Westen ausgerichtet sein.
Doch selbst dann reiche im Winter die Sonnenenergie allein häufig nicht aus, sagt der Architekt. Eine Heizung, die durch Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Strom und Wärme produziert, sei für die kalten Monate eine gute Ergänzung. Auch eine Kombination mit einem Erdwärmetauscher sei denkbar. "Dabei wird dem Boden Wärme entnommen, die dann in brauchbare Raumwärme umgewandelt wird." Voraussetzung dafür sei eine gute Dämmung.
Tipp 6: Sanieren statt neu bauen
Eine Alternative zum Neubau: einen Altbau sanieren. Doch auch dann muss ein Bauherr vor dem Einzug oft viel Geld und Arbeit investieren. Hier sei es wichtig, schon vor dem Kauf zu überprüfen, welche Sanierungsmaßnahmen und Modernisierungen notwendig sind, sagt Galonska.
Aus seiner Sicht ist die Sanierung eines bestehenden Gebäudes trotzdem meist nachhaltiger als neu zu bauen: "Bei einem Altbau muss kein Bagger mehr anrollen, um den Keller auszuheben und die Fundamente zu legen." Das spare Energie und Ressourcen. Außerdem seien bestehende Gebäude häufig in den Ort und seine Infrastruktur besser eingebunden als Häuser in Neubaugebieten und Bäcker oder Schule von dort aus auch ohne Auto erreichbar.