Der Schneider hat die schlechtesten Kleider - so ähnlich sagt ein altes Sprichwort. Lässt sich diese Weisheit eins zu eins auf Architekt und Ingenieur umsetzen? Dann müsste die neue Firmenzentrale von Baurconsult in Haßfurt in der Godelstatt ein miserables Bauwerk werden. Das Gegenteil ist der Fall. Dennoch stellt sich die Frage: Wie plant ein Architekturbüro von Rang, das sich selbst eine neue Firmenzentrale baut? Darf sich jeder der über 180 durchaus hochqualifizierten Mitarbeiter nach Herzenslust austoben, einmal allen zeigen, wozu Architekten und Ingenieure fähig sind? Wir haben die geschäftsführenden Gesellschafter Peter Kuhn und Andreas Baur gefragt.
Was ist das Besondere am neuen Gebäude?
"Wie wollen wir uns in Zukunft bei der Arbeit wohlfühlen? Wie stellen wir uns den Arbeitsplatz der Zukunft vor? Die Ökologie war uns wichtig", erklärt Peter Kuhn. "Biophiles Design kombiniert Mensch und Natur am Arbeitsplatz. Die neue Zentrale soll ein grünes Zuhause für unsere Mitarbeiter sein, über ein eigenes kleines Kraftwerk verfügen, ein weitgehend klima- und CO2-neutrales Gebäude darstellen und ein Aushängeschild sein für das, was wir leisten."
Die Ökologie spielt eine große Rolle in der Planung?
Der Werkstoff Holz spielt in der Planung eine besondere Rolle. Sowohl außen als auch innen kommt Holz zum Einsatz, hauptsächlich Fichte aus deutschen und österreichischen Wäldern. Ein Großteil der Holzflächen ist sichtbar, "es riecht anders und es wird langfristig anders riechen. Und durch Holz schafft man ein richtiges Wohlfühlambiente für unsere Mitarbeiter. Diese durften auch Wünsche äußern. Ob Bibliothek, Kantine oder Kaffeemaschinen - alles wurde berücksichtigt", sagt Kuhn.
Worauf wurde besonderes Augenmerk gelegt?
"Es war wichtig", betont Kuhn, "dass alle gleichwertige Arbeitsplätze bekommen." Jeder hat seinen eigenen festen Arbeitsplatz - und übrigens auch einen Pkw-Stellplatz. Zusammenarbeiten, sich treffen, sich zurückziehen, separieren, mit dem Laptop auf der Terrasse arbeiten - es ist nicht das klassische Thema für einen Bürobau. Der Bau wurde bereits lange vor Ausbruch von Corona geplant. "Hätten wir mitten in der Pandemie genauso geplant?", stellt Kuhn die Frage in den Raum. Eher nicht. Aber zu dem Zeitpunkt "war die Hälfte der Aufträge bereits vergeben", begründet der Geschäftsführer das Festhalten der Planung. "Es gab kein Zurück mehr. Aber wir bedauern es nicht, im Gegenteil, wir freuen uns darauf."
Wie sieht es mit der Ökobilanz aus?
CO2-neutral klappt nicht ganz, "aber CO2-freundlich", schmunzelt Peter Kuhn. "Wir haben nicht einmal einen Gasanschluss, keinen Öltank", flicht Andreas Bauer ein. "Unser neues Büro lässt sich sehr energieeffizient heizen und kühlen, denn wir arbeiten hier mit einer Kombination aus Wärmepumpe, Eisspeicher und selbst erzeugtem Strom aus Photovoltaikanlagen."
Welche Rolle spielen erneuerbare Energien?
"Eine wichtige und zentrale Rolle." Das neue Büro arbeitet mit zwei Photovoltaikanlagen: eine 30-kWp-Version auf dem Dach und eine mit 70 kWp an der Fassade. Mit der Wärmepumpe und dem Eisspeicher werden mit dem selbst erzeugten Strom über die Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an den Fassaden das Bürogebäude energieeffizient beheizt und gekühlt. Die zentrale Lüftungsanlage auf dem Dach ist mit einer sehr effizienten Wärme- und Kälterückgewinnung ausgestattet, und kühlt dabei die Luft im Sommer mit Wasser, äußerst nachhaltig. Und damit nicht genug: "Wir denken mittelfristig auch darüber nach, ob wir auf unseren Parkplätzen nicht auch PV-Dächer errichten, damit wir völlig autark werden in Sachen Stromversorgung." Das ist aber Zukunftsmusik. Vorerst müssen die hohen Investitionen in die Ökologie genügen.
Wird der ökologisch vorbildliche Neubau gefördert?
"Wir hätten viel wirtschaftlicher bauen können", umreißt Kuhn die Situation grundlegend. Da die Geschäftsführer die Rechtsform einer GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Red.) für ihr Unternehmen gewählt haben, werden sie quasi "wie zwei Privatpersonen" behandelt, so Kuhn. Was bedeutet, dass für Baurconsult keine Wirtschaftsförderung infrage kommt, erläutert Andreas Baur, "obwohl wir Arbeitsplätze schaffen".
Aufgrund des bereits erreichten Standards gibt es auch keine Fördermittel für die Digitalisierung. Kuhn erklärt das Engagement der beiden Gesellschafter so: "Wir sind eigentlich in einem Alter, da denken andere an den Vorruhestand - und wir investieren in die Zukunft." Die zinsverbilligten Darlehen von der KfW-Bank, so Baur, besäßen eine Laufzeit von 20 Jahren. "Dann sind wir beide über achtzig." Und Kuhn erklärt: "Die Darlehen reichen außerdem nicht einmal, um den ökologischen Mehraufwand zu bezahlen, den wir betreiben."
Stand der Standort Haßfurt zur Debatte?
Der Standort eines Unternehmens mit der dort gebotenen Infrastruktur spielt auch eine wichtige Rolle bei der Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Wir haben auch über den Standort nachgedacht", sinniert Peter Kuhn, "ob Haßfurt für ein Büro dieser Größenordnung richtig ist." Oder ob das Unternehmen in eine größere Stadt umsiedeln sollte, "die uns wohl auch gerne gehabt hätte". Aber "der Standort Haßfurt ist seit 60 Jahren eingefahren und die Leute können ihn auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen". Wobei die Anbindung der Godelstatt zum Beispiel an den Bahnhof durchaus besser sein könnte.
Wann ist es soweit?
Der Auszug aus dem bisherigen Hauptquartier in Sylbach ist für den 17. September terminiert. Der erste offizielle Arbeitstag im neuen Bürogebäude soll der 22. September sein. Deshalb, so Kuhn, sei es wichtig, dass die Installation der gesamten Technik bald abgeschlossen ist, denn bis zum Einzug müssen ja noch die erforderlichen Abnahmen erfolgt sein. Es sieht aber gut aus, der geschäftsführende Gesellschafter stellt allen am Bau beteiligten Firmen gute Noten aus. Er rechnet fest damit, dass alle pünktlich in den "Heimathafen", als den er das neue Gebäude ansieht, einlaufen können.
Übrigens was die Wirklichkeit über diese "Eisspeicher" aussagt? Googeln: Der Eisspeicher im Nägelschulgelände der Stadt Lohr a.Main und Landkreis Main-Spessart. Sie werden sehen: die Rechnung geht nicht auf!
Und da ist doch noch der "Begriff" Homeoffice. Wie sieht´s aus mit der Realität der sehr stark gestiegenen Holzpreise usw.? Fazit: "Auf Kante genäht!"
Nur weil in Lohr gepfuscht wurde, muss das ja nicht zwangsweise hier auch so sein. Der Eisspeicher ist hier schon ganz anders gebaut. Und ausserdem kommt da kein Eis rein, sondern Wasser. Man sollte den Artikel halt ganz lesen.
Und selber mal googlen wäre auch nicht schlecht Baurconsult ist eine GbR.
Zum Thema Homeoffice, da wird nur in Ausnahmefällen im Homeoffice gearbeitet. Und der Zusammenhang zwischen Holzpreisen und Homeoffice erschließt sich mir leider nicht ganz.
Ist sicher sehr interessant das Gebäude von innen anzusehen