
Mit Beginn des neuen Schuljahres werden Jan Wiedemann (26) und Christine Dombrowski (28) zum ersten Mal in Haßfurt unterrichten. Sie gehören zu den vielen jungen Menschen, die noch als Referendarinnen und Referendare Praxiserfahrung im Klassenzimmer sammeln müssen, bevor sie "fertige" Lehrkräfte sind. Beide haben den ersten Teil ihres Referendariats an anderen Schulen absolviert, jetzt beginnen sie den zweiten Abschnitt ihrer Ausbildung am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt. Beide angehende Lehrkräfte haben an der Uni Bayreuth studiert und doch setzen sie unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Arbeit, wie sie der Redaktion voller Enthusiasmus berichten.
Der Memmelsdorfer Jan Wiedemann wird Biologie und Chemie unterrichten. Die Münchnerin Christine Dombrowski wird Englisch, Wirtschaft und Recht lehren. Beide freuen sich auf ein intensives Halbjahr zwischen Lehrerzimmer, Pausenhof und Klassenzimmer.
Die zwei Pädagogen haben ihre Liebe zum Beruf früh erkannt. Wiedemann hat sich schon früh für Naturwissenschaften interessiert. Sein damaliger Biologielehrer hat seine Begeisterung geweckt. Nach jeder Biostunde sei er "komplett begeistert davon gewesen, wie die Welt funktioniert", erzählt er. Schon damals liebäugelte er mit dem Beruf und beschloss: "Sowas möchte ich auch gern machen".
Traumberuf Lehrer: Wiedemann und Dombrowski wussten schon früh auf, dass sie Lehrer sein wollen
Christine Dombrowski wusste schon in der Grundschule, dass sie irgendwann Lehrerin sein wollte. Ihr mache es einfach "Spaß, Sachen zu erklären, Schülerinnen und Schülern etwas beizubringen und zu sehen, wie jemand Fortschritte macht", erklärt die 28-Jährige. Und unterstreicht: "Ich finde es einfach schön, mit Menschen zu sein und mit ihnen zu interagieren."

Am Montag nahmen die Beiden bereits an der Lehrerkonferenz teil. Dort wurden die neuen Lehrkräfte durch die Schule geführt, erhielten ihre Dienstgeräte und ihre Schlüssel. Aber so richtig los mit der Schule geht es erst am Dienstagmorgen. Erst dann werden die sie zum ersten Mal vor ihren Schülerinnen und Schüler stehen. "Ich freue mich, nach sechs Wochen wieder vor Menschen zu stehen", erzählt Wiedemann voller Vorfreude.
Beiden mache es nichts aus, vorne am Pult vor Schülerinnen und Schülern zu sprechen. "Man gewöhnt sich daran, vor der Klasse zu stehen", berichtet der Lehramtsanwärter. Christine Dombrowski will das Eis mit Kennenlernrunden brechen, "damit man weiß, wen man vor sich hat", erzählt sie. Da sie Englisch unterrichte, werden ihr ihre neuen Schützlinge in der Fremdsprache berichten, wie sie ihre Ferien verbracht haben.
Wiedemann setzt auf selbstorganisiertes Lernen, Dombrowski auf digitale Lernelemente
Der 26-jährige Wiedemann wird unter anderem Zwölftklässler unterrichten. Durch sein junges Alter sehe er zwar nicht wie ein typischer Lehrer aus, aber seine fachliche Kompetenz verleihe ihm Autorität. "Ich wurde bisher nicht aus einem Lehrerzimmer rausgeworfen, weil ich für einen Schüler gehalten wurde", berichtet Wiedemann.

Jan Wiedemann und Dombrowski nutzen unterschiedliche Methoden in ihrem Unterricht. Wiedemann ist begeistert von dem Konzept des selbstorganisierten Lernens. Darüber schrieb er zusätzlich zum Staatsexamen seine Masterarbeit. Schülerinnen und Schüler sollen dabei lernen, wie sie sich die Wissensinhalte selbst erarbeiten. "Man ist dadurch eher ein Lernbegleiter als der Lehrer, der vorne steht und erzählt."
Auch Dombrowski hat ihr eigenes Steckenpferd. Sie will den Unterricht interaktiver gestalten, erzählt sie. Digitale Elemente, wie ein Online-Quiz, gehören für Dombrowski heutzutage zum Unterricht dazu. "Das macht den Schülerinnen und Schüler immer Spaß", berichtet sie. Doch trotz aller Liebe zur Digitalisierung: Die klassische Unterrichtsstunde, mit Hefteintrag, gehöre für Dombrowski selbstverständlich zum Schulrepertoire dazu. "Eine gute Mischung" sei ihr als Pädagogin wichtig.
Gutes Lernklima im Klassenraum durch Respekt und aktiven Unterricht
Und doch, bei aller Vorbereitung: Schülerinnen und Schüler können der Lehrkraft einen Strich durch die Rechnung machen und den sorgsam vorbereiteten Unterricht schon gern mal torpedieren. Wiedemann versuche, auf die Schülerinnen und Schüler unvoreingenommen einzugehen. Jede Klasse reagiere unterschiedlich auf eine Lehrkraft. Dabei sei ihm immer "ein respektvoller Umgang" wichtig.

Seine Kollegin Christine Dombrowski habe ebenfalls Strategien, wie sie aufmüpfige Schülerinnen oder Schüler bei Laune hält. Ihr Credo: Sie beschäftigt halten, dass erst gar keine Langeweile aufkommt. Sich mit den Kindern auseinanderzusetzen sei dabei essenziell, wenn nichts hilft, müssen die Ruhestörer nach der Stunde vorkommen und das Problem wird individuell besprochen.
Schulstress ade: durch Sport und freie Wochenenden
Dombrowski schwärmt generell vom Zusammenhalt unter den Lehrkräften. Bisher habe sie nur Positives erlebt. Das Schulmaterial werde oft geteilt. Insbesondere die Referendarinnen und Referendare seien sehr eng untereinander vernetzt. Wiedemann freue sich auf seinen Einsatz im Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt. Die Schule gefalle ihm – insbesondere die Chemie und Biologieräume haben es ihm angetan.
Der junge Pädagoge setzt auf Sport als Mittel gegen Schulstress: Rennrad fahren, Schwimmen und Kraftsport. Das helfe ihm, den Kopf freizubekommen. Dombrowski versuche dagegen, sich oft das Wochenende bewusst freizunehmen – auch in stressigen und arbeitsintensiven Phasen des Referendariats, um Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.
Wenn der Gong am Dienstagmorgen ertönt, werden Jan Wiedemann und Christine Dombrowski zum ersten Mal vor ihren neuen Schülerinnen und Schüler stehen. Dann beginnt für die Pädagogen ihr nächster Ausbildungsabschnitt zwischen Lehrerzimmer, Pausenhof und Klassenzimmer. Dieser dauert ein halbes Jahr, danach geht es noch einmal an die Seminarschule. Wenn alles gut geht, kehren die beiden dann in einem Jahr als voll ausgebildete Lehrkräfte an eine Schule zurück.