
Liebe Frau Fleischmann,
schön, dass Sie in dieser Woche zum Jahrestreffen des Lehrerverbandes BLLV nach Würzburg gekommen sind! Über Bildung kann man nie genug diskutieren. Und das möchte ich auch in diesem Samstagsbrief gerne machen.
Zuvor möchte ich aber noch ein großes Lob an die Lehrerinnen und Lehrer in Bayern loswerden: Ich finde, dass in den gefühlt unendlichen Corona-Jahren unter oft mehr als widrigen Umständen an den Schulen sehr viel sehr gute Arbeit geleistet wurde. Selbstverständlich war dies nicht – und es verdient deshalb umso mehr Anerkennung.
Große Herausforderungen an den Schulen ohne Zweifel große Belastung für Lehrer
Und die Herausforderungen an den Schulen reißen ja nicht ab: Vom Aufarbeiten der Corona-Defizite über soziale Probleme bis hin zur Betreuung der ukrainischen Flüchtlingskinder. Mir ist klar, dass dies eine große Belastung für die Lehrkräfte darstellt. Es ist deshalb gut, liebe Frau Fleischmann, dass Sie die Probleme immer wieder klar benennen.
Schwer tue ich mich allerdings mitunter mit der fundamentalen Art der Kritik auch ihres BLLV. Teilweise wird dabei das Bild eines kurz vor dem Zusammenbruch stehenden Bildungssystems gezeichnet, in dem die Lehrkräfte von der Politik im Stich gelassen fast schon verzweifelt um die Bildung unserer Kinder ringen müssen.
Vielleicht sind es ja nicht nur die großen Belastungen an den Schulen, sondern ist es auch dieses Horror-Bild, das dazu beiträgt, dass sich immer weniger junge Menschen in Bayern für den Lehrerberuf entscheiden?
Rahmenbedingungen für Lehrkräfte in Bayern sind im internationalen Vergleich gut
Denn ganz so schlecht sind die Rahmenbedingungen für die meist verbeamteten Lehrkräfte in Bayern ja nicht: So hat etwa die OECD festgestellt, dass hierzulande die Lehrergehälter im Vergleich der Industrienationen in der Spitzengruppe liegen – deutlich etwa vor dem Bildungsvorbild Finnland.
Bayern zahlt zudem schon Berufseinsteigern deutlich mehr als alle andere Bundesländer – in 2020 mit knapp 4600 Euro im Monat fast 600 Euro mehr als etwa Rheinland-Pfalz. Und völlig zurecht sollen nun auch Grund- und Mittelschullehrer besser bezahlt werden – was im Endausbau stolze 200 Millionen Euro extra kosten wird.
Ohnehin scheitert bessere Bildung in Bayern eher nicht am Geld: Üppige 14,8 Milliarden Euro umfasst der aktuelle Kultus-Etat, ein Plus von 400 Millionen Euro. 1150 Lehrkräfte sollen damit in 2023 neu beschäftigt werden. Seit 2018 wurden rund 5800 Stellen neu geschaffen.
Es gibt in der Tat Argumente, warum das alles noch nicht reicht. Man muss aber schon auch im Blick behalten, dass der finanzielle Aufwand immens ist und auch im reichen Bayern die Ressourcen begrenzt sind – finanziell wie personell.
Wo sind konkrete Lösungsvorschläge der Verbände gegen den Lehrermangel?
Womit wir beim Thema Lehrermangel wären: Richtig ist, dass das Kultusministerium schon seit Jahrzehnten bei den Lehrerzahlen trickst. Aber muss der der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband sich wirklich an solchen Zahlenspielereien beteiligen?
4000 Lehrkräfte fehlen nach ihrer Rechnung in Bayern aktuell – eine Zahl, die auch staatlich verordnete Mehrarbeit aktueller Lehrkräfte etwa durch verpflichtende Arbeitszeitkonten oder verschärften Früh-Ruhestand einfach in fehlende Köpfe umrechnet. Es ist legitim, dieses "Piazolo-Paket" zu kritisieren. Aber es löst doch kein Problem, aus ungeliebter Mehrarbeit das Bild verwaister Klassenzimmer zu konstruieren!
Ohnehin fehlen mir, liebe Frau Fleischmann, beim Thema Lehrermangel konkrete Lösungsvorschläge der Verbände. Schließlich sind die notwendigen zusätzlichen Lehrkräfte nicht nur in Bayern schlicht nicht verfügbar – und werden dies auch so schnell nicht sein.
Muss es wirklich sein, dass nur 44 Prozent der Lehrkräfte in Bayern in Vollzeit arbeiten?
Warum lehnt ihr Verband trotzdem eine Verringerung der hohen Teilzeitquote vehement ab? Nur zur Einordnung: Von den rund 156.000 Lehrkräften in Bayern arbeiten derzeit nur gut 68.000 in Vollzeit, also 44 Prozent.
Zweifellos gibt es gute Gründe für Teilzeitarbeit. Aber muss es wirklich sein, dass Lehrkräfte einen Rechtsanspruch auf Teilzeit bis zum 18. Geburtstag ihrer Kinder haben? Im Kern sollte der Lehrerberuf doch ein Vollzeitjob sein! Und würden nur einige der Teilzeit-Lehrkräfte ihre Arbeitszeit verlängern, wäre mancher Engpass in den Schulen zumindest abgemildert.
Machen Sie weiter Druck, liebe Frau Fleischmann, um die Bildung in Bayern zu verbessern. Aber reden Sie doch auch öfter mal darüber, was für ein toller Job der Lehrerberuf ist – auch in Vollzeit. Und auch in Bayern, das sicher kein Bildungsparadies ist, aber bestimmt auch keine Bildungshölle. Damit sich auch in Zukunft genug engagierte und motivierte junge Menschen dafür entscheiden, unseren Kindern zu einer guten Bildung zu verhelfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Henry Stern, Landtagskorrespondent
ich glaube wir können alle froh sein, dass überhaupt jemand bereit ist diese Arbeit zu machen. Wenn sowas kommt wie Corona und über Nacht die Kitas etc. zumachen, sind Kinder immer komplett(!) die Privat(!)sache der betroffenen Eltern. Ich kann es niemandem verdenken, der/ die sich (mehr) Zeit für die Familie nimmt und vermute mal, wenn die Teilzeit-Stundenzahl seitens des Arbeitgebers "zwangsweise ausgedehnt" wird, dürfte sich dadurch der Lehrkräftemangel eher verschärfen als lindern (weil sich dann noch weniger Leute darauf einlassen).
Alle die der Meinung sind, Lehrer/in wäre doch ein lässiger Job, sind angesichts der (geradezu verzweifelt lockeren) Einstellungsbedingungen für Quereinsteiger/innen herzlich eingeladen, sich selber ein Bild zu machen statt über diejenigen zu motzen, die versuchen, ihr Leben vernünftig zu organisieren. Also?
Die Gesellschaft verändert sich, aber die Sicht auf Lehrkräfte ist noch weiterhin mit vielen Vorurteilen behaftet.
Jeder sollte sich einmal ernsthaft die Frage stellen, ob er heutzutage zu Beginn seines Berufslebens überlegen würde, Lehrer zu werden. Der Weg steht ja jedem offen.
Die aktuellen Zahlen geben eine Antwort darauf.....woran liegt es wohl?
Teilzeit einschränken? Wer den Lehrermangel verschärfen möchte, soll dies tun.
Vor einiger Zeit war noch die Devise, dass man auf Teilzeit gehen sollte, um neuen Lehrern die Möglichkeit zu geben, ...
Vielleicht liegt es daran, dass der Beruf von jungen Menschen doch nicht so attraktiv eingeschätzt wird, wie einige hier vermuten oder glauben es zu wissen. Vielleicht aber auch daran, dass die Einstellungspolitik des Kultusministeriums in den letzten Jahren (wie schon oft zuvor auch) nicht voraussehend war. Vielleicht auch an dem Verschiebebahnhof nach dem Studium und den eingeschränkten Möglichkeiten junger Lehrer, seinen Arbeitsort selbst auszusuchen. Vielleicht auch daran, dass das klassische Beamtentun der heutigen Generation nicht mehr (Fortsetzung folgt)....
Wir müssen dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen so sind, dass Menschen in der Lage sind, ihren Beruf in Vollzeit auszuüben. Nur dann erreichen wir, dass junge Menschen Mangelberufe ergreifen und diese auch in Vollzeit ausüben
Gleiche Bezahlung für alle Schularten, Kinderbetreuung, mehr Flexibilität, ausreichend Personal für Klassen mit hohem Pädagogischem Bedarf……
Vom BLLV wird es nie Lösungsvorschläge geben, die zwar für grosse Vorteil für Schüler*innen, aber Nachteile für die Lehrer bringen würden.
Aller Lehrer und Lehrerinnen!
Zum Glück ist diese Genderquatsch nicht im Lehrplan!
Wenn Sie lauter VZ Lehrer haben ist das auch schon nicht einfach! Mit TZ schon herausfordernd!
Aber es ist so wie im Leben; es zwickt auch mal hier oder da oder am Montag ist einem unwohl... es ist schon einfach da mal zu Hause zu bleiben.
Aber die Konsequenzen daraus? Der Plan für die Woche ist hinüber! Es geht auf den Deckel der verbliebenen Lehrer u d die müssen diese Suppe auslöffeln!
Die Leidtragenden sind die Kinder!
mal lieber um die Frage kümmern, warum so wenige Männer den Beruf des Lehrers (Beispiel Grundschule mehr als 80 % Frauenanteil) ausüben wollen. Er könnte ja als Journalist mehr Werbung für den Beruf bei den jungen Männern machen. Dann hätte er zumindest mehr Vollzeitkraefte, die nicht schwanger werden können und ein paar Jahre ausfallen. Aber mit "solchen" Aktionen des Kommentators provoziert man nur, daß auch die jungen Mädels k
eine Lust auf den Beruf haben werden. Spannend wäre, wenn alle Lehrerinnen klassische Arbeitennehmerverträge hätten, dann dürften die ja streiken. Verdi-Streiks an Schulen. Hat was, die Vorstellung. 😉🤔
Anders gesagt - und hier zitiere ich Führungskräfte aus dem Schuldienst: „Die Beamtenweste ist warm, aber sehr eng.“
Außerdem mag der BLLV in Bayern der ja größte Lehrerverband sein - der beste aus Sicht der Lehrer und Schulleiter ist er sicher nicht. U. a., weil er dem Kultusminister zu wenig Kontra gibt und kaum sinnvolle Lösungen bietet. Aber mit Kritik am bayerischen Schulsystem macht man sich halt auch keine Freunde. Dabei gilt schon sehr lange: unter den Blinden ist der Einäugige der König.
Schöne Grüße von einem Lehrer, der seit 25 Jahren in Vollzeit arbeitet!
Lieber einen Lehrer für mein Kind in 50 Prozent Anstellung , welcher sich dafür zu 100 Prozent für die Schüler, die Unterrichtsvermittlung und den teilweise fragwürdigen Inhalt verbiegt, ----damit die Schüler diesen trotzdem aufnehmen, als einen Lehrer in 100 Prozent Anstellung, der sich nur zu 50 Prozent oder weniger in seinem Beruf wohl fühlt und nur noch ausgelaugt ist und auch keinen guten Unterricht mehr macht oder machen kann.
Diese Teilzeitdiskussion ist lächerlich.
Was ist denn ein guter Unterricht?
Der Lehrer soll den Stoff vermitteln der für einen Jahrgang vorgesehen ist. Wie er das tut bleibt ihm überlassen und da haben wir schon den ersten Haken. Was der eine Schüler gut findet findet ein anderer ätzend, dann gibt es noch die Lieblingsschüler und die Kids die der Lehrer aus irgendeinem Grund nicht mag. Der Unterricht sollte neutral sein was er aber nie ist und nie sein wird. Der eine Schüler langweilt sich zu Tode weil er den Stoff inzwischen rückwärts aufsagen kann während ein anderer Schüler um die hundertste Wiederholung bittet und es immer noch nicht verstanden hat. Was ist also guter Unterricht?
Ich bin für ein gewisses Mass an Wiederholungen und dann geht es weiter. Wer nicht mitkommt bleibt sitzen. Ende. Man kann nicht die Masse an den Dümmsten der Klasse festmachen und dann sagen, der Lehrer würde versagen auch wenn das gewisse Eltern anders sehen. Also noch einmal die Frage: was ist ein guter Unterricht?
Ständig Sitzungen zu "ganz wichtigen" Projekten, Schulentwicklung etc.
Verwaltungsaufgaben, die unsinnig oder technisch wahnsinnig zeitaufwendig sind. Etc.
Ja, da kann man jetzt meiner Schulleitung die Schuld geben. Diese macht aber doch nur das, wozu sie ihrerseits gezwungen ist:
Öffentlichkeitsarbeit (Konkurrenz zwischen Schulen, Anmeldungen, ...)
5. Wir Lehrkräfte werden NICHT nach der Qualität unseres Unterrichts beurteilt. Jede bayerische Lehrkraft erfüllt doch ihre Pflicht. Guter Unterricht ist doch Standard an allen bayerischen Schulen. (Ironie aus).
Nein, wir werden nach außerschulischen Aktivitäten beurteilt. Am besten: Möglichst oft namentlich erwähnt in der Mainpost, möglichst viele Wettbewerbe, Exkursionen etc.
So, ich könnte noch soviel mehr über meinen Frust reden.
Aber ich muss mich jetzt noch um dringende Anliegen meiner Schülerinnen/Schüler kümmern und noch einige Telefonate mit Eltern führen. Wie gesagt meine "Highlights "!
Nichts für ungut!
3. Ich kann mir kleineren schöneren Beruf vorstellen. Ich bin Lehrer voller Leidenschaft (ob auch ein guter, weiß ich nicht).
Ich wollte ursprünglich nie Lehrer werden. Ich hab das erst nach 1 Jahr parallel als Doppelstudium gemacht aus Interesse an den vielseitigen Bereichen. Erst durch die Praktika habe ich entdeckt, dass ich da was bewirken kann und habe mich sozusagen in den Lehrerberuf "fremdverliebt". Danach wollte ich unbedingt Lehrer werden. Ich kenne alle Schattenseiten als Schüler (mit Ausnahme von illegalen Drogen ist mir kein Verstoß heutzutage fremd).
Ich bin voller Leidenschaft Lehrer. Jeder Tag in meiner Klasse und alle Elterngespräche (zu jeder Zeit, auch Sonntags) bereichern mich und genau diese Arbeit bereitet mir so große Freude.
4. Belastung aus meiner Sicht:
Ich habe genau dafür, was mir so wichtig ist, was ich so liebe (Unterricht, Vorbereitung, Gespräche mit Eltern) kaum Zeit.
(Fortsetzung folgt)