Matthias Schneider will es noch einmal wissen. Wenn in Theres am 12. März ein Bürgermeister gewählt wird, tritt der Amtsinhaber von der CSU wieder an – vorausgesetzt, seine Partei stellt ihn bei der Nominierungsversammlung am 8. Januar auf. Dass das passiert, gilt als sicher, denn bisher wisse er nichts von einem parteiinternen Mitbewerber oder einer Mitbewerberin, sagt er.
Seit dem Jahr 2011 lenkt der heute 51-Jährige die Geschicke der Gemeinde Theres. Und das, obwohl er selbst in Knetzgau wohnt. So paradox das klingen mag: Gerade die Tatsache, dass er sein eigenes Zuhause nicht in einem der Ortsteile von Theres hat, sei damals der Grund gewesen, warum die CSU ihn als Kandidaten aufgestellt hat. "Das hatte mit den Zerwürfnissen zwischen den Ortsteilen zu tun", berichtet Schneider.
Ein Externer ist niemandem einen Gefallen schuldig
Denn oft gibt es in Gemeinden, die sich aus mehreren Ortsteilen zusammensetzen, Rivalitäten zwischen den Dörfern. Wer bekommt mehr Fördergelder? Wo geht der Internetausbau früher los? Wessen Wünsche und Anliegen werden eher gehört? Jede Bürgermeisterin und jeder Bürgermeister aus der eigenen Gemeinde hätte seine ganze Amtszeit lang mit dem Vorwurf zu kämpfen, den eigenen Ortsteil bevorzugt zu behandeln – egal ob letztlich etwas dran ist oder nicht. Aber: "Ein Externer ist niemandem einen Gefallen schuldig", sagt Schneider.
Deswegen habe der damalige CSU-Kreisvorsitzende Steffen Vogel ihn gefragt, ob er sich eine Kandidatur vorstellen könne. Dass er gleich im ersten Wahlgang gewinnen konnte, sei für Schneider eine große Überraschung gewesen, immerhin trat er gegen zwei lokale Kandidaten an. Er hätte es damals schon als Erfolg betrachtet, es überhaupt in eine Stichwahl zu schaffen, sagt Schneider.
Der Bauhof als "Armee des Bürgermeisters"
Heute verbringe er durch seine Arbeit auch mehr Zeit in Theres als in Knetzgau. "Und es ist ja egal, wo ich mein Bett habe", sagt er. Dass er nicht in Theres wohnt, sei "bisher nie ein Nachteil" gewesen, für ihn selbst sei es auch ein Vorteil, einen Rückzugspunkt zu haben.
Passend zur Begründung, warum seine Partei 2011 gerade ihn als Kandidaten aufgestellt hat, ist auch Schneiders Antwort auf die Frage, was bisher seine größten Erfolge und wichtigsten Projekte als Bürgermeister waren. "Das Wichtigste war die Zusammenarbeit im Gemeinderat", sagt er. "Der ist ein Gremium geworden, das zusammenarbeitet und an einem Strang zieht." Man müsse ja nicht bei jedem Thema einer Meinung sein, aber "es gibt hier nicht so viele Grabenkämpfe wie anderswo".
An weiteren Projekten nennt er die gerade laufenden Dorferneuerungsmaßnahmen, die Neubauten von Feuerwehrhaus und Turnhalle in Obertheres sowie diverse Sanierungen von Gebäuden und Straßen. Als Beispiel dafür, wie bei solchen Maßnahmen auch eine Aufwertung möglich ist, nennt Schneider den Wasserlauf, der in der Brunnenstraße in Untertheres entstanden ist, und lobt dabei den Bauhof, den er als "die Armee des Bürgermeisters" bezeichnet.
Ein Projekt, das ihm in seinen beiden bisherigen Amtszeiten wichtig war, ist der 2013 gestartete Bürgerdienst. Ehrenamtliche engagieren sich darin, um Menschen bis ins hohe Alter ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. Auch die interkommunale Zusammenarbeit liege ihm am Herzen, sagt Schneider, der auch Vorsitzender der Allianz Main & Haßberge ist, in der sich die Kommunen Haßfurt, Königsberg, Gädheim, Theres und Wonfurt zusammengeschlossen haben.
Nachhaltigkeit soll eine große Rolle spielen
Und was soll die Zukunft bringen? "Die Projekte stehen fest", sagt Schneider. So ist eine Sanierung der Maintalhalle in Untertheres nötig, außerdem braucht die Gemeinde neue Kindergarten- und Krippenplätze. In Horhausen soll im nächsten Jahr die Sanierung der Ortsdurchfahrt geplant und 2024 umgesetzt werden.
Benötigt werden außerdem neue Feuerwehrfahrzeuge. Hier hat ein Gemeinderatsbeschluss in einer Nachbargemeinde den Theresern zuletzt einen Strich durch die Rechnung gemacht: Durch eine gemeinsame Beschaffung von nahezu baugleichen Feuerwehrautos wollten Aidhausen, Gädheim und Theres eigentlich Geld sparen. Doch in Gädheim fiel ein Beschluss gegen die Fahrzeugbeschaffung. An der Neubeschaffung für Theres will Matthias Schneider dennoch festhalten.
Ein großes Thema für den Ortsteil Buch ist die Entwässerung und die Frage, wie der Kanal entlastet werden kann. Auch die Schaffung von Bauplätzen in mehreren Ortsteilen ist ein Thema für eine mögliche nächste Amtszeit, wobei der Bürgermeister hier "auf Sicht" agieren möchte. Denn es gibt zwar noch Familien, die sich ein Eigenheim wünschen, doch aufgrund von Krisen und Unsicherheiten der letzten Jahre ist deren Zahl zurückgegangen.
Ein Thema, das ihm besonders am Herzen liege, sei Nachhaltigkeit. "Wir brauchen erneuerbare Energie", betont Schneider. So sei eines seiner Ziele für die nächsten Jahre, alle gemeindlichen Dachflächen mit Photovoltaik zu bebauen und auch für Privatpersonen Anreize zu schaffen, auf ihren Häusern Sonnenergie zu gewinnen. Auch Windkraft spiele eine Rolle, weshalb er sich auch für den Bau eines Windparks am "Dreiländereck" der Gemeinden Theres, Donnersdorf und Grettstadt ausspricht.
"Für die nächsten sechs Jahre sind das schon ordentliche Projekte", sagt der Bürgermeister. "Ich glaube, da findet sich auch jeder Ortsteil wieder, es wird keiner benachteiligt."
Ein Wahltermin als Vorteil: Der Fokus liegt auf der Bürgermeisterwahl
Dass die Bürgermeisterwahl in Theres nicht wie in den meisten Kommunen gleichzeitig mit der allgemeinen Kommunalwahl stattfindet, ist seit 1993 der Fall: Damals war Amtsinhaber Theo Stierhof aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurückgetreten und auch unter Hans-Peter Reis, der zwischen Stierhof und Schneider Bürgermeister war, gab es keine Harmonisierung des Wahltermins. Matthias Schneider empfindet dieses Alleinstellungsmerkmal aber nicht als Problem - ganz im Gegenteil. "Es ist gar nicht so schlecht, wenn der Fokus nur auf der Bürgermeisterwahl liegt."
Apropos gesundheitliche Gründe: Auch der amtierende Bürgermeister war in diesem Jahr aufgrund von Herzproblemen längere Zeit ausgefallen. Dabei habe er das Problem am Anfang gar nicht bemerkt, erzählt er, denn als ihm beim Fahrradfahren schneller als sonst die Energie ausging, habe er das zunächst für eine Spätfolge seiner überstandenen Corona-Erkrankung gehalten. Letztlich war jedoch eine aufwendige Herz-Operation nötig, gefolgt von einem Reha-Aufenthalt.
War das für den Bürgermeister ein Grund, sich die Sache mit der erneuten Kandidatur noch einmal zu überlegen? "Unter dem frischen Eindruck der Ereignisse überlegt man schon", sagt er. Doch der Körper habe sich schnell erholt. "Es hat sich so gut entwickelt, dass man sagt: Ich kann weitermachen." Dennoch sagt er: "So ein Jahr braucht man nicht mehr." Im Nachhinein kommentiert er die Erfahrung: "Durch so einen Schlag wird man auch geerdet. Und man sieht, worauf es ankommt."
Ohne die Familie geht es nicht
Er habe auch mit seiner Familie gesprochen und den Gedanken durchgespielt, in seinen alten Beruf als Polizist zurückzukehren. "Aber auch bei der Polizei hat sich viel verändert. Es reicht, dass mein Sohn bei der Polizei ist." Matthias Schneider und seine Frau haben zwei Söhne und mittlerweile auch einen Enkel, der bald zwei Jahre alt wird.
"Ohne Familie funktioniert's auch nicht", betont Schneider, wie wichtig das soziale Umfeld für ihn sei; auch wenn er von seiner Frau nicht erwarte, dass sie ihn zu Repräsentationszwecken ständig an seiner Seite steht. "Sie hat ja auch ihren eigenen Job." Bei wichtigen Veranstaltungen in Theres sei sie aber doch meist dabei.